Jüdisches Leben in Schwabach geht bis im Mittelalter zurück. Unter anderem lebte hier der Ururgroßvater von Karl Marx. Um dieser Tradition buchstäblich auch ein Denkmal zu setzen, soll im Mai 2015 die zweite Dependance des Jüdischen Museums Franken eröffnet werden. Die Kosten liegen bei rund 390.000 Euro, den größten Teil hat die Regierung von Mittelfranken bereits finanziert.
Für die fehlenden 70.000 Euro sind die Museumsmacher um Daniela Eisenstein auf Spenden angewiesen. Entsprechend gab es einen exklusiven Abend für Sponsoren und Förderer mit dem Schirmherrn des Projektes, dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein. Als Ehrengast las Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, aus ihrer Autobiografie.
Wissen bewahren Beckstein zeigte sich erfreut über den Fortgang der Arbeiten für das Museumsensemble in Schwabach. Niemand habe nach der Schoa geglaubt, dass es wieder möglich sei, jüdisches Leben in Deutschland zu etablieren. Heute gebe es wieder mehr als 100 jüdische Gemeinden. »Das ist ein ungeheurer Fortschritt«, sagte Beckstein. Museen wie das in Schwabach seien wichtig, um das Wissen um die deutsch-jüdische Kultur zu bewahren. Deshalb appellierte er, das Projekt »moralisch, aber auch finanziell zu unterstützen«.
Eisenstein stellte Konzept und Bilder der neuen Ausstellung vor. Wie die bestehenden Museen Fürth und Schnaittach befindet sich die neue Dependance in einem historischen Gebäude. Nicht nur das Haus Nr. 10 gehöre dazu, sondern auch die gesamte Synagogengasse sei musealer Raum. Im Mittelpunkt steht die Wandmalerei in der Laubhütte des Museumsgebäudes: eine einzigartige Szene einer Hasenjagd, die als Eselsbrücke für die Reihenfolge der fünf Segenssprüche diente, wenn der Schabbatausgang auf einen Feiertag fällt.
Das Museumskonzept sieht neben dem Gebäude und den dortigen Ausstellungsstücken auch moderne multimediale Elemente vor. Wer durch die Synagogengasse läuft, kann mittels einer App für Smartphones und mobile Computer Geschichten der einstigen Bewohner lauschen. Da gibt es zum Beispiel einen Schächter, der lieber ein Bierchen trank, als seinen Pflichten nachzugehen, oder einen Jungen, der am liebsten jede Nacht durch die Dachklappe hindurch die Sterne beobachtete.
Fränkische Geschichte »Das ist nicht nur jüdische, sondern auch fränkische und Schwabacher Geschichte. Deshalb hoffe ich, dass die ersten Besucher die Schwabacher Bürger sein werden«, sagte Eisenstein. Die Laubhütte war 2002 bei der Sanierung des Hauses, das der Kaufmann Moses Löw Koppel 1795 gekauft hatte, entdeckt worden.
Wie der Vorsitzende des Museumsträgervereins, Alexander Küßwetter, betonte, ist das neue Museum der letzte fehlende Element des Jüdischen Museums Franken: »Während in Fürth Geschichte und Kultur des wichtigsten Zentrums religiösen jüdischen Lebens in Süddeutschland thematisiert werden und Schnaittach das Landjudentum nahebringt, wird nun mit Schwabach auch das jüdische Leben in einer Kleinstadt behandelt.«
Zusammen zeigten alle drei Museen, dass fränkische Geschichte jüdisch ist und umgekehrt. Von daher sei die Erforschung und Vermittlung jüdischen Lebens in Franken »fundamental für die kulturelle Identität« aller Franken.
Anders als man erwarten mag, assoziierten Länder wie etwa die USA Franken nicht mit Lebkuchen und Bratwürsten, sondern mit dem Jüdischen Museum Franken und der Geschichte als ehemalige Heimat Hunderter jüdischer Gemeinden. Um seine Vermittlungsarbeit fortzuführen und um jüdische Traditionen und Rituale nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wünschen sich das Jüdische Museum Franken, Beckstein und der Trägerverein noch viele weitere Unterstützer.