Die jüdischen Gemeinden in Hessen haben nach den Antisemitismus-Eklats auf der documenta in einem Gespräch mit der hessischen Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) personelle Konsequenzen gefordert.
»Wir haben unseren Standpunkt sehr deutlich gemacht, dass es nun nach der allgemeinen ersten Empörung auch personelle Konsequenzen geben muss«, sagte der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn, am Donnerstag in Frankfurt. Die Verantwortlichen, allen voran die documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann, hätten grob fahrlässig gehandelt.
Das Gespräch, an dem auch Vertreter des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen beteiligt waren, hatte den Angaben zufolge am Dienstag stattgefunden. Dass israelische Künstler nicht eingeladen worden seien, hätte bereits bei allen Zuständigen auf Bundes- und Landesebene die Alarmglocken auslösen müssen, sagte Korn.
VERSÄUMNISSE »Nun gilt es, die Versäumnisse aufzuarbeiten, damit so etwas nie wieder passieren kann.« Die vom Bund und Land mit 42 Millionen Euro finanzierte »documenta fifteen« sei ein »Paradebeispiel an israelbezogenem Antisemitismus, Verbreitung judenfeindlicher Vorurteile und relativierender Geschichtsvergleiche«.
Ein antisemitisches Kunstwerk des indonesischen Kollektivs »Taring Padi« war nach wenigen Tagen auf der documenta abgebaut worden. Zuvor hatte es schon seit Monaten Antisemitismus-Vorwürfe gegen das kuratierende Kollektiv »Ruangrupa« aus Indonesien gegeben. Israelische Künstler wurden erst gar nicht eingeladen. Nun will die documenta mit Unterstützung externer Experten alle Werke auf judenfeindliche Inhalte untersuchen lassen. epd/ja