Frau Schäfer, in der Reportage »Meine Welt ist jüdisch« nehmen Sie den Zuschauer mit auf eine Reise von »koscheren Küchen zu Synagogen«. Was erwartet das Publikum?
Den Zuschauer erwartet, dass er 45 Minuten lang in eine Welt blicken kann, die wir ihm mit einem kleinen Augenzwinkern präsentieren wollen. Es ist ja nur ein Ausschnitt, denn so viele Juden es gibt, so viele unterschiedliche Welten gibt es auch. Wir sind unterwegs von der Meschugge-Party über ein Schabbat-Dinner im Berliner Restaurant »Kosher Classroom« bis hin zu Synagogen. Es wird eine kleine Rundreise durch den jüdischen Alltag und durch jüdische Gebräuche geben.
Warum mit Augenzwinkern?
Weil es auch sehr viele humorvolle Momente gibt. Wenn zum Beispiel Professor Andreas Nachama erklärt, was eine Ische ist, was koscher bedeutet und was sich hinter dem Wort meschugge verbirgt. Viele benutzen diese Begriffe und wissen eigentlich gar nicht, was genau sie bedeuten und wo ihr Ursprung liegt. Oder wenn der Maschgiach, Herr Goldmann, erklärt, wie er in einer koscheren Küche das Gemüse aufs Genaueste kontrolliert, bevor wir dann am Schabbat gemeinsam essen, dann hat das durchaus unterhaltsame Momente.
Zu Begriffen wie koscher oder Ische befragen Sie in der Reportage auch Passanten auf der Straße. Wie wird das Judentum bei ihnen wahrgenommen?
Es sind natürlich ganz gezielte Fragen zu ganz gezielten Begriffen. Von daher kann man allein von der Befragung auf nichts schließen. Ich glaube aber, dass das Judentum in Deutschland, Gott sei Dank, wieder Alltag geworden ist. Es ist tief verwurzelt in vielen Traditionen und Familien. Und es ist einfach sehr lebendig in unserer Erinnerungskultur und im Schulalltag. Judentum bedeutet nicht nur Geschichte und Trauer. Sondern es ist eng verknüpft mit dem Hier und Jetzt. Und das mit vielen wunderbaren Momenten, mit vielen Simches und Lächeln. Und mit viel Spaß.
In der Reportage geht es auch um Beschneidung. Mit welchen Gefühlen verfolgen Sie die aktuelle Diskussion?
Ich würde schon sagen, dass die Beschneidung eine der Kernpunkte des Judentums ist, genau wie die Bat- oder Barmizwa. Ich verstehe aber auch die Gegenargumente. In meinen Augen muss es dennoch Respekt oder Toleranz für jüdische Traditionen geben. Es ist eine sehr lebendige Diskussion. Und ich finde Debatten immer gut. Trotzdem kann jede jüdische und muslimische Familie entscheiden, was sie tut. Es gibt ja auch zum Beispiel Millionen von amerikanischen Christen, die ebenfalls beschnitten sind, es ist also nicht nur eine Diskussion der Muslime und Juden.
Sie selbst sind vor einigen Jahren zum Judentum konvertiert. Was war für Sie die größte Herausforderung in diesem Prozess?
Es gab keine wirkliche Herausforderung. Im Gegenteil: Es war eine wunderbare Reise in eine sehr lebendige und warmherzige Welt. Und die ist noch nicht zu Ende.
Mit der Journalistin sprach Katrin Richter.
Die Reportage »30 Minuten Deutschland – Meine Welt ist jüdisch: Mit Bärbel Schäfer durch koschere Küchen und Synagogen« läuft am Montag, 13. August, 23.15 Uhr, auf RTL.