Mit der Rückgabe eines Porträts des badischen Finanzministers Moritz Ellstätter (1827–1905) hat die Jüdische Gemeinde Karlsruhe als rechtmäßiger Eigentümer ein wichtiges Zeugnis ihrer Geschichte zurückerhalten. Es sei wohltuend gewesen, mit welcher Selbstverständlichkeit und Offenheit das Generallandesarchiv (GLA) sich bei der Klärung des Sachverhalts verhalten habe, sagte David Seldner, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, bei der Übergabe am Mittwochnachmittag.
Im Anschluss äußerte Seldner sein Unverständnis darüber, dass die Enteignung von Juden nach der NS-Zeit systematisch »herunterzuspielen oder zu verschleiern« versucht wurde. »Es sollte doch selbstverständlich sein, gestohlenes Gut den rechtmäßigen Eigentümern beziehungsweise ihren Erben wieder zurückzugeben«, betonte Seldner. Im Fall des Porträts von Moritz Ellstätter sei dies erfreulicherweise geschehen.
scham Der Leiter des GLA, Wolfgang Zimmermann, äußerte »Scham und Trauer«, dass sein Haus unwissentlich im Besitz von NS-Raubkunst gewesen sei. Das Gemälde habe sich seit Mai 1953 im Bestand des Archivs befunden, nachdem es ihm von einem Regierungsinspektor aus Bissingen an der Enz überlassen worden war, sagte Zimmermann.
Moritz Ellstätter war 1868 zum badischen Finanzminister ernannt worden und übte dieses Amt 25 Jahre aus. Bis 1918 sollte er der einzige jüdische Minister eines deutschen Staates bleiben. Seine Biografie stehe symbolisch für die Integration der Juden unter Großherzog Friedrich I. und ihrer Teilhabe an der gesellschaftlichen Öffentlichkeit im liberalen Baden, erläuterte Archivleiter Zimmermann.
Das Porträt wurde laut umfangreicher Recherchen 1854 gemalt und befand sich anschließend in Familienbesitz. Nach 1938 wurde es von Ellstätters Tochter Luise Guttmann-Ellstätter der Jüdischen Gemeinde vermacht, ehe sich die Spur des Bildes bis 1953 verlor. Ellstätters Tochter Luise wurde im August 1942 deportiert und am 2. September 1942 in Theresienstadt ermordet.