Für Micha Brumlik war die Preisverleihung in Hannover der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Vorlesungen in Deutschland. So hielt er tags darauf, am Montag, seinen Preisträgervortrag in Düsseldorf. Im Haus der Kirche stellte er ihn unter das Motto »Die Aktualität Martin Bubers mit Blick auf den Nahostkonflikt«. Einen Tag später reiste der Buber-Rosenzweig-Preisträger nach Dortmund, um diesen Vortrag in der Bonifatius-Buchhandlung zu halten.
In Berlin wurde die Woche der Brüderlichkeit am Montag in der Französischen Friedrichstadtkirche eröffnet. Die Berliner Bürgermeisterin und Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) würdigte die Woche als Zeichen für religiöse Toleranz. Es sei eine Lehre der deutschen Geschichte, dass es Gesetze brauche, um Toleranz und Emanzipation zu fördern. Darauf komme es in Zeiten an, in denen viele Menschen bei uns Schutz suchten. Von den Ankommenden forderte sie zugleich, die geltenden Werte zu akzeptieren und zu respektieren: »Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus haben bei uns keinen Platz.«
Flüchtlinge Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, warnte davor, dass unter den nach Deutschland kommenden Flüchtlingen auch einige wenige seien, »die eine ernsthafte Bedrohung nicht nur für die jüdische Gemeinschaft, sondern auch für die gesamte Gesellschaft darstellen«. Seine Gemeinde wolle weiterhin Menschen in Notlagen unbürokratisch helfen, »und zwar unabhängig davon, welchem Glauben sie angehören«, betont Joffe.
Der evangelische Bischof Markus Dröge sagte, der Leitspruch der Woche, »So Gott will«, fordere dazu auf, für Menschenrechte und Flüchtlinge einzutreten. »Gebrauchen wir unsere Freiheit, um gegen rechte Angstmache und Gewalt unsere Stimme zu erheben«, sagte Dröge. Der katholische Erzbischof Heiner Koch erklärte, die Woche der Brüderlichkeit könne mit ihrer langen Erfahrung im Dialog zwischen den Religionen einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Gott im Leben aller Menschen lebendig zu halten. Es gelte, jede Form von Antijudaismus und Antisemitismus abzuwehren.
Ihre eigenen Preisträger hat die regionale Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Stuttgart. Zu Beginn ihres Programms zur Woche der Brüderlichkeit mit Vorträgen, Synagogenführung und – im Zeichen der Erweiterung des Dialogs zum Trialog – einer Moscheeführung, verlieh die GCJZ Stuttgart den Jenny-Heymann-Preis in diesem Jahr an das Evangelische Heidehof-Gymnasium.
Dr.-Julius-Voos-Preis In Münster sind seit Jahren die Schulen im christlich-jüdischen Dialog stark engagiert. Entsprechend bereiteten in diesem Jahr Schüler der Friedensschule sowie die Capella Ludgeriana vom Dom zu Münster gemeinsam mit Kirchengemeinden und der Jüdischen Kultusgemeinde die Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit vor. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung wurde auch der »Dr.-Julius-Voos-Preis« der GCJZ Münster an junge Menschen für ihre Beschäftigung mit christlich-jüdischen Themen verliehen.
In Nürnberg ist es die Maria-Ward-Schule, die sich nicht nur zur Woche der Brüderlichkeit, sondern ein ganzes Jahr dem christlich-jüdischen Dialog verschrieben hat und dafür 2015 mit dem zum zweiten Mal vergebenen Schulpokal »Etz Chaim« ausgezeichnet worden war.
In der Synagoge Kriegshaber in Augsburg findet am 10. März im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit ein Konzert für Harfe und Panflöte statt. Gottfried Kellner und Gabriele Weigel haben ihre Texte und Melodien unter das Motto »Heimat. Miteinander leben – füreinander da sein« gestellt.
Kantoraler Gesang Die Jüdische Kultusgemeinde Trier und die örtliche Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit laden am Sonntag, zum Abschluss der Woche, zu einem Konzert mit kantoralem Gesang und Violine mit Pinchas von Peichowski und Kantor El-Hanan Heymann ein. Das Wochen-Motto in diesem Jahr, »Um Gottes Willen«, sei »einerseits ein Schrei des Entsetzens nach allem, was wir erleben müssen in diesen unruhigen Zeiten«, erklärte der Vorsitzende der GCJZ Trier, René Richtscheid, andererseits beschreibe es das Ziel, nach Gottes Willen zu leben. Dieses Nachdenken solle die Feier prägen, so Richtscheid.
Bei einer der letzten Veranstaltungen zur Woche in diesem Jahr spricht der Professor und ehemalige Akademische Direktor für Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs in Augsburg, Karl-Josef Kuschel, am 17. März im Augsburger Hollbau zum Thema: »Einander im Geheimnis anerkennen. Martin Bubers Angebot im Gespräch mit Christen«. hso/epd