»Mein Leben ist erfüllt«, sagte Genja Schmuschkevitch einmal bei einem der vielen Treffen im Klub der Veteranen in der Fasanenstraße. Sie ließ es sich nicht nehmen, auch wenn Gesundheit und Alter ihr zunehmend zu schaffen machten, zu den monatlichen Zusammenkünften ins Gemeindehaus zu gehen, meist mitsamt ihren vielen Orden – sowjetische, russische und israelische Auszeichnungen für ihre Verdienste im Krieg gegen Nazideutschland –, um sich mit denen auszutauschen, die Ähnliches erlebt hatten wie sie.
rote Armee Genja Schmuschkevitch wurde am 20. Januar 1925 in Wilna geboren. Dort wuchs sie auf, lebte hier zusammen mit ihren Eltern, drei Schwestern und 200 Verwandten. Jiddisch blieb bis zuletzt ihre Muttersprache. »Als ich 15 Jahre alt war, nannten die Leute mich ›Rebbetzin von Wilna‹. Wer weiß, welchen Weg ich gegangen wäre«, sagte Genja Schmuschkevitch einmal.
Doch dann kam der Krieg. Genjas gesamte Familie wurde ermordet, nachdem die Nazis das Ghetto Wilna aufgelöst hatten. Genja überlebte als Einzige die Schoa – in den Reihen der Roten Armee. An der Front lernte sie auch ihren Mann kennen. Mit ihm war sie bis zu seinem Tod 1976 zusammen.
Das Kriegsende erlebte die Sanitätsunteroffizierin in Lettland. Davon berichtete sie immer wieder in Gesprächen als Zeitzeugin mit Schülern. Ebenso erzählte sie gerne und voller Stolz von ihren drei Kindern, fünf Enkelkindern und drei Urenkeln. Am 7. März ist die Veteranin im Alter von 92 Jahren gestorben. Sie wurde am 10. März auf dem Friedhof Heerstraße beigesetzt.