Düsseldorf

Rabbinerseminar auf Tour

Diskutierten: Rabbiner Aaron Malinsky, Oberrabbiner Raphael Evers und Rabbiner Benjamin Kochan (v.l.). Foto: Jan Popp-Sewing

»Jüdisches Leben ohne Rabbiner ist schwierig, wenn nicht unmöglich«, sagt Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Düsseldorfer Gemeinde. Er erinnert sich noch gut an die Diskussionen im Gemeindevorstand vor 20 Jahren über die Schwierigkeit, überhaupt Rabbiner für deutsche Gemeinden zu bekommen. Eine Lösung war die Wiedergründung des Rabbinerseminars zu Berlin, die vor zehn Jahren erfolgte.

Horowitz rief ins Gedächtnis, dass es auch dem damaligen Zentralratspräsidenten Paul Spiegel zu verdanken sei, dass das Berliner Seminar mit Unterstützung der Ronald S. Lauder Foundation gegründet werden konnte.

Rabbinerseminar Sein zehnjähriges Bestehen feiert das Rabbinerseminar, indem seine Absolventen die Gemeinden besuchen, in denen sie heute arbeiten. In Düsseldorf lud das Seminar am Sonntag unter dem Motto »Jüdische Werte in der modernen Welt« zu einem interaktiven Jom Limmudim ein.

Jüdische Werte im Alltag umzusetzen, ist tägliche Arbeit eines Rabbiners.

»Wie setzt man jüdische Werte im Alltag um?« Mit dieser Frage beschäftigen sich Rabbiner täglich. Einer von ihnen ist Benjamin Kochan. Nach dem Erhalt seiner Smicha 2015 arbeitete er zunächst als Landesrabbiner von Thüringen. Seit 2018 ist er als Assistenzrabbiner in Düsseldorf tätig. Dort kümmert er sich vor allem um Kinder und Jugendliche.

Auf dem Podium sprach Kochan zusammen mit Peter Vasari, jüdischer Religionslehrer an der Düsseldorfer Yitzhak-Rabin-Schule, über den Umgang mit auffälligen und störenden Schülern. Einer der drei Themenkomplexe, die neben »Altern in Würde« und »Für Kranke sorgen: Medizinisch-ethische Fragen« besprochen wurden.

Kindeswohl Kochan und Vasari waren sich einig, dass die Rabin-Schule eine besondere Verantwortung für die Erziehung des jüdischen Nachwuchses hat, schließlich sei sie die einzige jüdische Grundschule in der NRW-Landeshauptstadt. Wenn die Schule allerdings nicht mehr in der Lage sei, einem auffälligen Kind das zu geben, was es für seine Entwicklung brauche, müsse auch ein jüdischer Schüler die Schule wechseln. Entscheidend dabei sei das Wohl des Kindes.

Kochan entwickelte seine Gedanken, ausgehend von den Sprüchen Salomos: »Erziehe den Jungen gemäß seiner Art, dann wird er, auch wenn er alt ist, nicht davon abweichen.« Der Rabbiner schloss daraus, wie wichtig es ist, die individuellen Eigenheiten des Kindes und die jeweilige Situation zu verstehen und die Hilfe danach auszurichten.

Ein Thema war auch, wie man mit Kindern umgeht, die möglicherweise eine ADHS haben.

»Das Problem sind doch die Eltern«, lautete ein Kommentar aus dem Publikum. Für Vasari war dies das Stichwort, um die Verantwortung der Eltern zu unterstreichen. Die Grundschule könne in der Regel nur den Verdacht äußern, dass bei einem Kind eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS) vorliege. Dies ärztlich untersuchen zu lassen, sei dann Entscheidung der Eltern. Dabei sei die von der Gemeinde getragene Schule jedoch – genauso wie eine staatliche Schule – verpflichtet, bestimmte Fälle der Schulaufsicht zu melden.

Die Rabbiner besuchen noch Fürth (17. November), Basel (1. Dezember) und Berlin (5. Dezember).

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