Für den Notfall liegen zwar Mund-Nase-Schutzmasken bereit, aber eigentlich bringt sich jeder Beter selbst eine Maske mit, sagt Israel Meller von der Synagogen-Gemeinde Köln.
Gerade jetzt zu Schawuot erwarte man bis zu 70 Beter, da muss einiges geplant und organisiert werden. Beispiel Desinfektionsmittel. Meller erzählt, wo überall Sprays und Behältnisse aufgestellt sind. Am Eingang, auf den Absätzen zur großen Synagoge, zur Tagessynagoge, zur Frauenempore, natürlich zu den Toiletten.
FUNDUS Wer keinen eigenen Tallit hat und sich immer einen aus dem reichhaltigen Fundus der Gemeinde ausgeliehen hat, steht jetzt ohne da. »Wir haben in der langen Zeit schon viel gesammelt und können es bereitstellen, aber bei Tallitot hört es dann doch auf«, sagt Meller. Die Gemeinde könne sie nicht entsprechend reinigen.
Anders ist das mit den Gebetbüchern, die liegen auf den Tischen vor der Synagoge bereit, geordnet nach Schacharit, Mincha, Kabbalat Schabbat und mehr, in verschiedenen Sprachen. Hier kann sich jeder eines nehmen und lässt es dann nach dem Gottesdienst in der Synagoge am Sitzplatz liegen. »Wir sammeln die Bücher dann ein und bringen sie in einen Raum, wo sie 48 Stunden in Quarantäne verbringen«, erklärt Meller. Nach diesen zwei Tagen können sie wieder in Umlauf gebracht werden. Und so geht es reihum.
AUSGABEN Der Aufwand ist groß, auch die Extra-Ausgaben, die man hat, werden sich niederschlagen, davon ist der Rabbinatsmitarbeiter Meller überzeugt. Stuhlreihen werden abgesperrt, nur jeder dritte Platz besetzt. Statt rund 400 Betern werden maximal 70 hineingelassen.
An die Hohen Feiertage im Herbst mag Meller gar nicht denken. »Wenn die auch noch unter Corona-Bedingungen stattfinden oder möglicherweise noch während einer zweiten Infektionswelle, werden wir Säle wie für die Jewrovision brauchen.«
Überall stehen Desinfektionsmittel, Seife und Papiertücher, damit jeder die Hygienregeln einhalten kann.
Mit rund 4000 Mitgliedern zählt die Jüdische Gemeinde Hannover schon zu den größeren. »Doch so viele Beter haben wir am normalen Schabbat nicht, sodass der Organisationsaufwand während der Corona-Zeit nun erheblich wäre«, sagt Arkadi Litvan vom Gemeindevorstand.
Durch die Hygieneregeln wegen der Corona-Pandemie habe sich aber doch etwas verändert. Am Eingang zum Synagogengelände befände sich bereits eine Desinfektionsmöglichkeit, direkt vor dem Eingang der Synagoge können sich die Beter die Hände waschen, Seife und ausreichend Papiertücher sind vorhanden, beschreibt Litvan die Situation vor Ort.
ABSPERRBÄNDER Zu Schawuot werden die Sitzbänke mittels Bändern so eingeschränkt, dass die Abstandsregeln gewahrt werden können. »Wir kennen unsere Beter, und im schlimmsten Fall können wir eine Infektionskette zurückverfolgen. Aber das wollen wir möglichst nicht müssen«, sagt Litvan. Die eigenen Gebetbücher und Tallitot liegen in den jeweiligen Fächern, die auch nur dem Eigentümer zugänglich sind, da drohe keine Infektionsgefahr. An die Hohen Feiertage, an denen normalerweise 400 bis 500 Beter in die Synagoge kommen, mag auch Litvan nicht denken.
»Vielleicht muss es sich noch herumsprechen, dass die Gottesdienste mit Hygieneauflagen ungefährdet besucht werden können«, mutmaßt Rabbiner Alexander Nachama aus Erfurt. Er stellt zumindest fest, dass die Beterzahl nach dem ersten Corona-Gottesdienst am 8. Mai von Woche zu Woche zugenommen hat.
Zu Schawuot werden insgesamt vier Gebetszeiten angeboten, »wir versuchen, einen Ausgleich zu schaffen, damit jemand, der sich vielleicht für einen Termin angemeldet und keinen Platz erhalten hat, mit jemandem tauschen kann, der sich für alle vier angemeldet hat«, erklärt der Landesrabbiner. Flexibilität ist in diesen Tagen gefragt.
PLATZRESERVIERUNGEN Handdesinfektion ist vor Ort, die Sitzplätze sind vorgegeben. Es habe auch keinerlei Probleme mit den Sitzplatzinhabern gegeben. »Wir haben das ja auch frühzeitig in unseren Rundschreiben kommuniziert«, sagt Nachama, so habe es keinerlei Irritationen gegeben. Gebetbücher, Tallitot blieben an den Plätzen liegen, wenn ein Beter weiß, dass er zum nächsten Gottesdienst wiederkommt. Ansonsten werden sie mit Namensschildern versehen und auf einem extra dafür vorgesehenen Tisch abgelegt. »Da gerät nichts durcheinander«, sagt Nachama.
Vor allem ältere Beter bleiben zu Hause, weil sie befürchten, sich anzustecken.
Er habe festgestellt, dass ältere Beter dem Gottesdienst eher fernbleiben, vielleicht, weil sie sich doch zu viele Sorgen um ihre Gesundheit machen. Wichtig war gerade für Schawuot, sich frühzeitig anzumelden, damit jeder auch die Gelegenheit bekommt, wenigstens ein Angebot wahrnehmen zu können, so Nachama. Für einen Gottesdienst im Freien sieht der Rabbiner keine Möglichkeit, dafür ist das Grundstück nicht groß genug.
Anders sieht das sein Kollege Jona Pawelczyk-Kissin in Heidelberg. Dort wird man Kabbalat Schabbat ab Schawuot im Freien begehen. Der Schabbatvormittag ist ausschließlich Gemeindemitgliedern nach Voranmeldung vorbehalten, sagt der Rabbiner. 20 Personen, verteilt auf zwei Ebenen, seien zugelassen. »Nur die markierten Plätze dürfen besetzt werden, Abstände, Masken und so weiter sind Pflicht«, teilt Pawelczyk-Kissin mit.
KIDDUSCH Judith Neuwald-Tasbach hat eine Erklärung für das Ausbleiben der älteren Beter. »Sie haben fast alle Vorerkrankungen, gehören aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters zur Risikogruppe oder haben schlichtweg Angst«, sagt die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen.
Dabei ginge es gar nicht so sehr um den Aufenthalt in der Synagoge. Am Eingang steht ein automatischer Desinfektionsspender, die Gebetbücher werden vor und nach den Gottesdiensten desinfiziert. Es gibt einen getrennten Ein- und Ausgang. Und es achten jeweils zwei Sicherheitsbeamte zum einen auf die Sicherheit und zum anderen auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.
Schwierig ist der Weg zur Synagoge, sagt Neuwald-Tasbach. Die Synagoge liegt noch im Innenstadtbereich am Rande der Fußgängerzone. Wer sie per Bus oder Bahn erreichen muss, ist Gefahren ausgesetzt, die es möglichst zu meiden gilt.
ANMELDUNG Zum Gottesdienstbesuch müssen sich die Gemeindemitglieder auf jeden Fall vorher anmelden, ohne das geht es nicht. »Wir sind in der Einhaltung sehr strikt«, sagt Neuwald-Tasbach. Wer nicht live teilnehmen kann oder möchte, der erhält aber von Rabbiner Chaim Kornblum Schiurim oder kann das Angebot der Orthodoxen Rabbinerkonferenz annehmen und an den Pre-Schabbatot im Internet teilnehmen.
»Wir bieten keinen Kiddusch an, dafür erhält jeder Beter für zu Hause Mini-Challot, um zu Hause etwas Schabbat zu feiern«, sagt Neuwald-Tasbach. Gebacken werden diese von der bewährten Kochgruppe der Gemeinde, die schon viele Gemeindefeiern mit ihrem Catering begleitet hat.