Die Beziehungen zwischen den jüdischen Gemeinden in Deutschland und dem Staat Israel stärken, das ist das erklärte Ziel einer Studienreise, die der Zentralrat der Juden in Deutschland vom 27. August bis zum 3. September organisiert. Zielgruppe der achttägigen Fahrt ins Heilige Land sind interessierte Juden zwischen 18 und 35 Jahren, die sich bereits in ihren Gemeinden engagieren oder die noch aktiv werden wollen.
Das Angebot richtet sich speziell an junge Leute, die sich für Israel einsetzen und die Verbindungen zwischen dem jüdischen Staat und der Diaspora stärken wollen. 30 Bewerberinnen und Bewerber wurden anhand von Lebenslauf und Motivationsschreiben ausgewählt und dürfen Ende August mit auf Reisen gehen.
Am vergangenen Sonntag und Montag waren viele der Teilnehmer nach Berlin gekommen, um sich im Rahmen eines Vorbereitungsseminars im Leo-Baeck-Haus in der Tucholskystraße auf das Vorhaben einzustellen.
Verantwortung Der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, zeigte sich über das große Interesse an der Studienreise erfreut. »Wir haben in den Gemeinden viele junge Menschen, die sich einbringen wollen«, sagte Botmann. Man habe es heute mit einer neuen Generation zu tun, die bereit sei, politische Verantwortung für Deutschland und Israel zu übernehmen.
Die Reise mit Stopps in Tel Aviv und Jerusalem solle dazu dienen, »die natürlichen Verbindungen der jüdischen Gemeinden mit Israel zu fördern und neue Brücken zu bauen«. Arthur Poliakow von der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands (JSUD) ergänzte: »Hoffentlich wird die Studienreise ein mögliches Sprungbrett für die Teilnehmer, sich im Anschluss noch aktiver und breitgefächerter in der Politik zu engagieren.«
Die JSUD ist Kooperationspartner des Projekts. Es sei ein wichtiges Anliegen der Reise, den jungen Leuten argumentative Hilfestellungen an die Hand zu geben, um dem oftmals durch die Medien transportierten negativen Israelbild in der Öffentlichkeit entgegenwirken zu können. »Die Reiseteilnehmer sind auch Multiplikatoren, die wichtige inhaltliche Impulse setzen können«, sagte Poliakow.
Kontakte Die Studienreise knüpft an das Zentralratsprogramm »Gescher« aus dem Jahr 2016 an. Damals hatte der Zentralrat schon einmal junge Erwachsene nach Israel geschickt, um ihnen Land und Leute nahezubringen sowie ihnen durch Gespräche mit Politikern und Journalisten vor Ort neue Kontaktmöglichkeiten zu eröffnen. Wie auch 2016 unterstützt die in New York ansässige internationale Organisation »Genesis Philanthropy Group« die Studienreise finanziell.
»Nach der Schoa gab es aus bekannten Gründen eine besondere ideelle Bindung jüdischer Gemeinden in Deutschland zu Israel«, erklärte Zentralratsgeschäftsführer Botmann. »Wenn wir wollen, dass die bestehende starke Verbindung zu Israel in Zukunft weiter so vorhanden ist, müssen wir unseren Beitrag dazu leisten.«
Deshalb habe man in diesem Jahr auch schon für das Vorbereitungsseminar besonders darauf geachtet, Referenten aus Politik und Gesellschaft einzuladen, die sich ganz praktisch mit Israel-Advocacy-Arbeit beschäftigen. So sprach die Vorsitzende des American Jewish Committee (AJC), Deidre Berger, über pro-israelische Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland, und der Networking-Referent Awi Blumenfeld gab einen Überblick über die Geschichte der Beziehungen der jüdischen Gemeinden in Deutschland zum jüdischen Staat.
Beziehungen Einer, der sich in seinem ehrenamtlichen Engagement tagtäglich für Israel stark macht, ist Aras-Nathan Keul, Vorstandsmitglied des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG). Der 27-Jährige war am Sonntag in das Zentralratsgebäude in Berlin-Mitte gekommen, um mit den Reiseteilnehmern über den gegenwärtigen Stand der deutsch-israelischen Beziehungen zu sprechen.
»Deutschland kann und sollte stärker und entschiedener widersprechen, wenn es um die Diffamierung Israels auf internationalem Parkett geht«, sagte Keul. Der Kampf gegen Antisemitismus könne nur ernsthaft geführt werden, wenn man israelbezogenen Antisemitismus auch als solchen benenne. »Wie wir in Deutschland mit Antisemitismus umgehen, hat auch großen Einfluss darauf, ob sich Juden hier sicher fühlen können«, betonte Keul.
Das Thema Antisemitismus wird sicherlich auch bei den im Reiseprogramm vorgesehenen Treffen mit israelischen Politikern, Vertretern gesellschaftlicher Gruppen und Journalisten wie dem langjährigen ARD-Nahostkorrespondenten Richard C. Schneider erörtert werden.
Impulse Reiseteilnehmer Grischa Judanin erhofft sich von diesen Gesprächen neue politische Impulse. »Ich bin gespannt darauf, Israel von einer ganz anderen Seite kennenzulernen und neue Blickwinkel zu bekommen«, sagte Judanin. Der 29-jährige gebürtige Münchner hat vor Kurzem sein Medizinstudium absolviert. In seiner Gemeinde ist er aktiv und organisiert regelmäßig den wohltätigen »Mitzvah Day«.
In Israel sei er privat und zu Praktikumszwecken schon häufiger gewesen. Er habe eine enge Bindung zu dem Land, sagte Judanin. »Mit hochrangigen Politikern und Journalisten habe ich aber noch nie gesprochen.«
Die Vernetzung mit anderen jungen Gemeindemitgliedern aus Deutschland sei für ihn eine neue und spannende Erfahrung. Ganz wichtig sei ihm, das Bild des jüdischen Staates in Deutschland zu verbessern. »Ich hoffe, wir alle können nach unserer Rückkehr dazu beitragen, Israel in der Öffentlichkeit besser darzustellen.« Von seiner Reise will er nicht nur in der Gemeinde, sondern auch in seinem Freundeskreis ausführlich berichten.
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