Das Projekt war dufte. Wenn es ginge – ich würde glatt noch einmal mitmachen», sagte Jonas Marotzke. Am Sonntag wurde in der Jugendbegegnungsstätte Schloss Gollwitz in Brandenburg der Rolf-Joseph-Preis verliehen.
Mit zwei Mitschülern hatte sich der Jonas, der das Evangelische Johanniter-Gymnasiums Wriezen besucht, auf Spurensuche begeben. Die drei forschten zum jüdischen Friedhof in Wriezen.
Ihr Beitrag hat den zweiten Platz beim diesjährigen Rolf-Joseph-Preis erhalten, der in diesem Sommer zum zweiten Mal an Acht- bis Zehntklässler vergeben wurde, die sich mit dem Judentum auseinandersetzen und ihre Ergebnisse in filmisch oder schriftlich festhalten.
Kultur Mit dem ersten Preis wurden die Schüler der achten Klasse des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster Berlin ausgezeichnet. Zusammen haben sie eine 23-Seiten dicke Zeitung mit dem Titel «You ish Life» herausgegeben, in der sie sich mit Themen wie Antisemitismus, Politik, Kultur und Sport befassten.
Sie interviewten beispielsweise eine zweifache jüdische Mutter, einen Organisator der European Maccabi Games (EMG), befragten Schüler des Jüdischen Gymnasiums und erfuhren auf dem jüdischen Friedhof Weißensee, warum Steine auf die Gräber gelegt werden.
Sechs Tage lang setzten sich vier Schülerinnen des Canisius-Kolleg Berlin mit jüdischem Leben auseinander. Sie gingen koscher einkaufen, kochten koscher, interviewten die Leiterin einer Jüdischen Grundschule, besuchten das Holocaust Mahnmal und feierten mit Grundschülern Schabbat. Etliche Momente hielten sie in dem 45-minütigen Film «Follow us around the Jewry» fest, wofür sie mit dem dritten Platz ausgezeichnet wurden.
EMG Mehr als 20 Beiträge waren von Schülern verschiedener Schulen eingereicht worden, sagte Simon Strauß von der Joseph-Gruppe. Zu der Preisverleihung kamen auch Josephs Witwe, Ursel Sikura, etliche Beter der Synagoge Pestalozzistraße und Eltern. Matthias Ell, Vater eines Teilnehmers, fand das Projekt auf Anhieb gut. Doch bis auf den Kauf der Eintrittskaten für die EMG hielt er sich raus. «Unsere Kinder haben das ganz alleine hinbekommen.»
Die sechs ehemaligen Schüler des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster, die sich heute die Rolf-Joseph-Gruppe nennen, hatten den Schoa-Überlebenden und engagierten Zeitzeugen 2004 bei ihrem Synagogenbesuch in der Pestalozzistraße kennen gelernt.
Josef berichtete ihnen immer wieder aus seinem Leben und von seinem Überleben in der Schoa. Sie fingen an, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Ihr damaliger Religionslehrer und heutiger Schirmherr des Preises, Albrecht Hoppe, staune noch heute darüber, was der Schulbesuch des Zeitzeugen ausgelöst hat, wie er bei der Preisverleihung betonte. 2008 brachten die Schüler im Eigenverlag die Biografie von Rolf Joseph unter dem Titel Ich muss weitermachen – Die Geschichte des Herrn Joseph heraus.
Gegenwart Als Rolf Joseph Ende 2012 starb, kam die Frage auf, was mit den Erlösen aus dem Verkauf des Buches geschehen solle. So kamen sie auf die Idee mit dem Schülerwettbewerb, bei dem Acht- bis Zehntklässler aufgerufen werden, sich mit der jüdischen Geschichte oder Gegenwart Berlins auseinanderzusetzen.
«Josephs Hauptanliegen und Herzenswunsch waren immer, seine Geschichte besonders bei jungen Menschen vor dem Vergessen zu bewahren. Und so überlegten wir, dass die Ausschreibung eines Preises Schüler auch weiterhin dazu motivieren könnte, sich mit dem Judentum damals und heute auseinanderzusetzen», sagt Simon Strauß. Rolf Joseph hätte sich über die guten Beiträge und deren Entstehungsprozesse sehr gefreut.