Sichtlich bewegt steht Barbara Traub, die Vorstandsvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, auf der Bühne der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg (EH). Sie nimmt Blumen und Glückwünsche von Studierenden entgegen – eine kleine Geste der Anerkennung und gleichzeitig der persönlichste Moment der Feierstunde am Montagabend anlässlich der Verleihung der Honorarprofessorenwürde an die gebürtige Wienerin, die zugibt: »Sie erleben mich sehr gerührt und ergriffen.«
Seit rund zehn Jahren ist Barbara Traub EH-Lehrbeauftragte. In Seminaren und Vorlesungen widmet sie sich dem interreligiösen Dialog – gemeinsam mit muslimischen Lehrenden und Katja Baur, die die Laudatio hielt. Die Hochschule habe sehr von Traubs Engagement profitiert, Nichtjuden das Judentum nahezubringen, betonte die EH-Professorin. Nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene. Barbara Traub »vermittelt auch vieles, indem sie es vorlebt«, sagte Baur.
E-Mails »Studierende sind oft beeindruckt von ihrer Authentizität. Sie lernen nicht nur in den Veranstaltungen, sondern auch dann, wenn sie feststellen, dass am Schabbat keine E-Mails beantwortet werden.« Dabei zeichne sich Traub auch durch die Fähigkeit aus, die Pluralität im Innern der eigenen Gemeinschaft differenziert wahrzunehmen und zu akzeptieren.
Traub räumt ein, sie habe zunächst gezögert, das Angebot der Hochschule für eine Lehrtätigkeit anzunehmen: »Zum einen hatten wir mit der evangelischen Kirche nicht nur gute Erfahrungen gemacht«, erinnert sie sich und verwies auf die Bestrebungen evangelikaler Kreise, Juden zu missionieren. »Dann überwog aber doch der Wunsch, die alten Muster zu überwinden. Schuldbekenntnisse auf der einen und die Opferperspektive auf der anderen Seite, das ist nicht mehr ausreichend.« Sie wünsche sich ein selbstbewusstes Judentum, das sich öffne, so die Sozialpädagogin und Psychotherapeutin.
Die Anwesenheit von Zentralratspräsident Josef Schuster wertete sie als Signal dafür, dass man in dieser Hinsicht auf einem guten Wege sei. Schuster unterstrich in seinem Redebeitrag die wachsende Bedeutung der interreligiösen Begegnung. »Wir brauchen den Dialog mit Andersdenkenden und Andersgläubigen – auch an den Hochschulen«, hielt er fest.
Angesichts zunehmender Tendenzen, gegen Minderheiten zu hetzen, gelte es, an einem Strang zu ziehen. »Was jetzt den Muslimen geschieht, kann schon bald auch Juden betreffen«, mahnte Schuster und forderte gleichzeitig einen kritischeren Umgang mit Judenhass von muslimischer Seite. Wo er sich äußere, dürfe er nicht tabuisiert werden.