Es war eine Weltpremiere. Hoch über den Dächern von Frankfurt, im 21. Stock des Hotels Intercontinental, las Emanuel Bergmann erstmals vor Publikum aus seinem allerersten Roman mit dem spannenden Titel Der Trick. »Ich bin sehr nervös und aufgeregt«, gestand der 44-Jährige gleich zu Beginn, doch das war ihm genauso wenig anzumerken wie der Jetlag, der ihn plagte. Denn Bergmann lebt in Los Angeles, wohin er gleich nach dem Abitur ausgewandert war. Die WIZO hatte ihn nach Frankfurt eingeladen, um bei der Benefiz-Buchpräsentation seinen Romanerstling zu präsentieren.
Geboren wurde er in Saarbrücken, aber seine Familiengeschichte ist eng mit der Stadt Frankfurt verwoben. Schließlich ist Emanuel der Sohn von Michel Bergmann, dessen Trilogie Die Teilacher, Machloikes und Herr Klee und Herr Feld die Lebensläufe einiger Überlebender der Schoa schildert, die nach 1945 in Frankfurt gestrandet oder dorthin zurückgekehrt waren und mit bewundernswerter Chuzpe einen florierenden Handel mit Wäschepaketen aufbauten.
Mit diesen Büchern setzte Bergmann auch Mitgliedern seiner eigenen Familie ein liebenswertes Denkmal. Natürlich war der Vater zur Lesung seines Sohnes erschienen, ebenso wie Emanuels Mutter, was nicht selbstverständlich ist, denn die Eltern haben sich bereits vor Jahren getrennt.
Autobiografie Um eine Scheidung geht es auch in dem Roman. Und Fernseh- und Hörfunkmoderatorin Bärbel Schäfer, die durch das Programm führte und Bergmann zur Entstehungsgeschichte seines Buchs interviewte, offenbarte sich in ihrer Begrüßung ebenfalls als Scheidungswaise. Doch Selbstmitleid sollte das Gespräch der beiden Betroffenen zum Glück nicht prägen.
Stattdessen entspann sich eine amüsante, pointenreiche Unterhaltung mit Wortwitz und überraschenden Bekenntnissen. So antwortete Bergmann auf die Frage, warum er schreibe, überraschend ernsthaft: »Das ist das Beste überhaupt für mich und hält mich von Abgrund und Wahnsinn fern.«
Er bekannte sogar, mit dem Scheitern bestens vertraut zu sein und permanent unter Versagensängsten zu leiden. Dabei saß da doch ein smarter, attraktiver Mann mit leicht ergrauten Schläfen auf dem Podium, der unter der Sonne Kaliforniens lebt, demnächst zum zweiten Mal heiraten wird, dessen erster Roman in diesen Tagen erscheint und den alle, die das Glück hatten, ihn vorab zu lesen, in den höchsten Tönen loben. »Ein Wunderwerk, ein Zauberding, ein Buch voll der doppelten Böden und Überraschungen«, heißt es in einer Rezension. Scheitern, so könnte man meinen, sieht anders aus. Doch vielleicht war das ja auch nur ein Trick.
In Der Trick gelingt es dem Autor, zwei verschiedene Biografien und zwei verschiedene Epochen eng miteinander zu verzahnen. Denn Max Cohn, ein zehnjähriger Junge, lebt im Los Angeles der Gegenwart und hat gerade erfahren, dass seine Eltern sich trennen wollen. Da hilft nur noch Magie, denkt sich der Junge, und macht sich auf die Suche nach dem »Großen Zabbatini«, einem einst berühmten Zauberer, dessen glanzvolle Tage aber schon lange zurückliegen und der nun ein eher unglamouröses Leben in einem kalifornischen Altersheim fristet, wo ihn Max schließlich aufspürt.
Geschildert werden gleichzeitig auch Kindheit und Jugend des großen Zabbatini im Prag der 30er-Jahre. Damals hieß er noch Mosche Goldenhirsch und war der Sohn eines Rabbiners – zumindest, auch hier erweist sich der Buchtitel als »trickreich«, hält sich der Rabbi dafür.
Leseerlebnis Sie habe bei der Lektüre des Buches alles um sich herum vergessen und immer wieder lachen und weinen müssen, schilderte Bärbel Schäfer ihr Leseerlebnis. Aber auch dem Publikum gefiel die Lesung so gut, dass der Vorrat an Exemplaren, die der Autor anschließend signierte, in Windeseile vergriffen war und einige Gäste mit leeren Händen nach Hause gehen mussten.
Sie waren jedoch nicht mit leeren Händen gekommen. Denn wenn auch der Eintritt zu dieser Soiree frei war – schließlich stellt das Hotel Intercontinental einmal im Jahr der WIZO Frankfurt seinen schönsten Saal kostenlos zur Verfügung und schenkt überdies noch einen Begrüßungscocktail aus –, setzte die WIZO doch auf die Großzügigkeit ihrer Gäste. Denn noch immer fehlen circa 30.000 Euro, um alle Rechnungen für die Komplettrenovierung der Kindertagesstätte Neve Yaakov zu bezahlen.
Im vergangenen Sommer war diese Einrichtung für 138 Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren auf Initiative der WIZO generalüberholt und ein neuer Schutzraum gebaut worden. Nun versucht man, die aufgelaufenen Kosten durch Spenden wieder hereinzubekommen: Wohltätigkeit auf Raten. Er freue sich, »endlich auch einmal einen Beitrag zum Zionismus leisten zu können«, sagte der Autor, der auf jegliche Gage verzichtete. Genau wie die Violinistin Henryka Tronek, deren virtuoses Geigenspiel die Lesung eindrucksvoll umrahmte.