Die Ausstellung »Sie riskierten ihr Leben« erinnert ab Sonntag in Dresden an Polen, die während des Holocaust ihr Leben aufs Spiel setzten, um Juden zu retten. Das Projekt entstand aus mehr als 500 Interviews, die das POLIN Museum of the History of Polish Jews seit 2007 mit polnischen Rettern und Holocaust-Überlebenden geführt hat. Das polnische Außenministerium ist Mitorganisator der Ausstellung, die auch bereits in Düsseldorf, Essen und Hamburg zu sehen war.
Kuratorin Klara Jackl aus Warschau will nicht nur individuelle Geschichten von Rettern und Geretteten erzählen, sondern stellt sie in den historischen Kontext des Krieges und der deutschen Besatzung in Polen. »Wir zeigen die ganze Komplexität der Situation: Wir heben hervor, dass jede Form der Hilfe für Juden unter Todesstrafe stand. Und wir beschreiben, unter welchen extremen und widrigen Umständen diese Hilfe stattfand. Die Beschützer mussten allein und heimlich agieren, weil sie die Denunziation und die Erpressung ihrer Nachbarn fürchten mussten.« Auch die Perspektive der Geretteten wird in der Schau präsentiert. Jackl hofft, dass die Ausstellung einen Anstoß für Zivilcourage, Toleranz und Nächstenliebe auch in der heutigen Zeit gibt.
Gerechte unter den Völkern Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 6500 Polen von Israel als »Gerechte unter den Völkern« ausgezeichnet. In keiner Nation gibt es mehr Träger dieses Ehrentitels. Angeregt durch die Ausstellung haben viele Polen begonnen, in ihrer eigenen Familiengeschichte nach Helfern zu forschen, berichtet Klara Jackl: »Es könnte sein, dass die Zahl der Aufrechten noch viel größer war als bisher angenommen.«
Dennoch meint die Ausstellungsmacherin, dass gerade das Ausland zu wenig über diese Seite der polnischen Geschichte weiß: »Das Verhältnis zwischen Polen und Juden während des Zweiten Weltkriegs wird manchmal verzerrt dargestellt.«
Die Ausstellung »Sie riskierten ihr Leben« wird am Sonntag, 17. Januar, um 17 Uhr im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde zu Dresden am Hasenberg eröffnet. Ein ausstellungsbegleitendes Programm beschäftigt sich in den kommenden Wochen mit der Situation der Polen während des Zweiten Weltkriegs. So findet am 20. Januar um 19 Uhr im Saal der Gedenkstätte Münchner Platz ein Informationsabend zu Stolpersteinen für polnische Juden in Dresden und zur »Polenaktion«, der Abschiebung polnischer Juden im Jahr 1938, statt.
Am 3. Februar um 19 Uhr spricht Marian Turski, Überlebender des KZ Auschwitz, im Gemeindesaal und am 10. Februar hält dort der ehemalige polnische Außenminister Adam Daniel Rotfeld einen Vortrag. Zur Finissage der Ausstellung am 18. Februar wird um 19 Uhr ein Film über Irena Sendler gezeigt, die mit ihren Helfern 2500 Kinder aus dem Warschauer Ghetto rettete.