Der Streit um den angemessenen Umgang mit dem Mahnmal zur ehemaligen Synagoge in Freiburg geht weiter. Seit einigen Wochen demonstrieren Bürger jeden Sonntag mit einer Menschenkette, die sie um die Umrisse der einstigen Synagoge bilden, gegen den Missbrauch der Anlage.
Am 2. August wurde das Denkmal, das auf den einstigen Grundmauern errichtet worden war, eröffnet. Es ist eine große Wasserfläche, die von dunklen Steinen kniehoch eingefasst ist und die die Umrisse der Synagoge nachzeichnet. Die Protestierenden wollen darauf aufmerksam machen, dass Anwohner die Wasserfläche als Badepool missbrauchen.
Badepool Das sieht auch die Gemeindevorsitzende Irina Katz so. Die Stadt habe die Bitten der Jüdischen Gemeinde nicht ernst genommen. Während der schönen Sommertage habe die Wasserfläche als Tummelplatz für badelustige Anwohner gedient. »Uns war versprochen worden, dass hier ein ruhiger Rückzugsort, ein Gedenkort, entstehen sollte, stattdessen wurde daraus die Hauptattraktion des Platzes«, sagt Katz der Jüdischen Allgemeinen.
»Solange die Stadt sich nicht dazu durchringen kann, diesen Platz eindeutig als Mahnmal auszuweisen, und sie keine Schilder zur Erläuterung aufstellt, wird das so weitergehen«, befürchtet Katz, die sich – wie sie es nennt – »die Eröffnung der Badesaison« schon bildhaft vorstellen kann. Sobald im April die ersten Sonnenstrahlen wärmen, würden die Anwohner wieder mit Badetüchern anrücken, die Kinder im flachen Wasser herumspringen, während die Eltern ihre Bierflaschen im Wasser kühlen. »Ein Unding«, sagt Katz.
Noch mehr echauffiert sich Katz darüber, dass eine Stadtangestellte die Gäste auch noch beruhigte, indem sie auf die gute Qualität des Wassers hinwies. Es werde regelmäßig gesäubert und gechlort – wie in den öffentlichen Badeanstalten auch. Katz wünscht sich ein »angemessenes Verhalten« im ursprünglichen Sinne des Gedenkens an ein zerstörtes jüdisches Gotteshaus. Die glatte Wasseroberfläche soll den Himmel widerspiegeln und nicht zum Baden einladen, sagt sie.
Abgrenzung Angemessen wäre, wenn die Wasserfläche etwa durch eine matte Scheibe vom übrigen Platz sichtbar abgetrennt würde. Auf dieser könnten Hinweise und Erklärungen zur Synagoge und Geschichte der jüdischen Gemeinde eingraviert sein.
Bislang haben die sonntäglichen Demonstrationen, die jeweils um 15 Uhr stattfinden und zu denen sich bis zu 150 Personen zusammenfinden, noch keinen Erfolg gehabt. »Wir als Gemeinde unterstützen die Aktion, sind aber nicht ursächlich beteiligt. Im Wesentlichen geht sie von zwei Privatpersonen aus«, sagt Katz. Eine der Akteure ist Maren Stumke. »Vor allem Holocaust-Überlebende und ihre Angehörigen, die sehen, dass durch dieses Treiben hier ihre Synagoge ein zweites Mal zerstört wird, muss es doch schier das Herz brechen«, sagt Stumke.