Mit neuen Ideen, frischem Elan und etlichen Plänen starten die Jugendzentren der Gemeinden in die Zeit nach den Schulferien. In Nordrhein-Westfalen begann vergangene Woche die Schule und damit auch das reguläre Jugendzentrumsangebot. Doch auch die Ferienzeit wurde genutzt – für die Vorbereitung, für Umstrukturierungen, für spezielle Angebote.
Um die Teambildung zu stärken und um motiviert in die neue Saison zu gehen, hatte das Jugendzentrum der Synagogen-Gemeinde Köln nach längerer Pause wieder eine Madrichim-Fahrt angeboten.
dank Ariella Dumesch, die seit eineinhalb Jahren Jachad Köln leitet, war dies wichtig als Dank für den ehrenamtlichen Einsatz und um gut vorbereitet in die neue Saison zu starten. »Leider bekommen die Madrichim meiner Meinung nach viel zu wenig Anerkennung für ihre Arbeit«, sagt die 29-Jährige im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. Sie sei der Gemeinde unglaublich dankbar, dass diese Fahrt möglich gewesen und finanziert worden sei.
»Die Madrichim bekommen viel zu wenig Anerkennung.«
Ariella Dumesch, JuZe Jachad
Die gemeinsame Woche in einem Dorf nahe der französischen Stadt Lille nutzte Rosch Ariella Dumesch, um den Madrichim Wissen über das Judentum sowie über die Frage, wie sich unter den Kindern Freundschaften bilden können, zu vermitteln.
Mediation Dazu zähle das Erlernen von Mediation und der Umgang mit Konflikten genauso wie Informationen zur jüdischen Geschichte und Religion. »Dieser Input ist wichtig, damit Bindung, Freundschaft und Zusammenhalt im Jugendzentrum vorherrschen und die Kinder gleichzeitig einen Ort haben, wo sie auch etwas zu ihrer Identität erfahren.«
Mit fünf neuen Madrichim startet das Kölner Jugendzentrum, es gab Veränderungen im Team. Ariella Dumesch freut sich auf die Zusammenarbeit und die Gestaltung der sonntäglichen Treffen. Planungen für Ausflüge und Mini-Machanot auch mit anderen Gemeinden laufen, als weiteres Highlight nennt die Jugendzentrumsleiterin die Jewrovision.
Ein neues Vorhaben von Rosch Ariella: Sie möchte das Jugendzentrum gerne auch unter der Woche öffnen. Ihr Wunsch für die nahe Zukunft: »Ich hoffe, dass das Jugendzentrum ein wenig wächst und die Kinder und Jugendlichen eine Verbindung bekommen zu unserer Gemeinde und zum Judentum, oder auch einfach nur zueinander.«
Auf Vorbereitungsebene fand auch ein Austausch zwischen den Jugendzentren der Gemeinden in NRW statt.
Auf Vorbereitungsebene fand auch ein Austausch zwischen den Jugendzentren der Gemeinden in NRW statt, so nahm die Kölner Jugendzentrumsleiterin an den diesjährigen Vorbereitungstagen in Dortmund teil und berichtete dort den neuen Betreuerinnen und Betreuern von ihren Erfahrungen.
Drei Tage trafen sich die sechs neuen Madrichim mit den Leiterinnen des Dortmunder Emuna-Zentrums, Elisa Lubarov und Maria Marduhaev. Mit verschiedenen Workshops stimmten diese in Themen wie Leadership und Auftreten als Madrich oder Madricha ein.
input Auch in Dortmund gab es Veränderungen im Betreuungsteam: Drei Madrichim hatten aufgehört, sechs neue konnten aus den ältesten Gruppen rekrutiert werden. »Es sind mit 16 Jahren recht junge Leute, da war es uns wichtig, ihnen nochmal mehr Input zu geben«, betont Elisa Lubarov die Bedeutung der Vorbereitungstage.
»Da es so ein junges Team wird, müssen wir ihnen vieles beibringen, aber wir sind sehr zuversichtlich und freuen uns darauf, die nächste Generation zu prägen.« Zusätzlich fand am vergangenen Wochenende wie in jedem Jahr ein dreitägiger Schabbaton statt, bei dem sich das gesamte Team auf die neue Saison einstimmte und das erste Sonntagstreffen von Emuna veranstaltete.
»Nach den Ferien machen wir immer ein großes Opening mit Attraktionen wie Hüpfburg, Bull Riding, Grillen und einfach einer coolen Stimmung«, sagt die 22-jährige Elisa Lubarov, die seit drei Jahren zur Leitung des Dortmunder Jugendzentrums zählt. Spielerisch lernten die Kinder so ihre neuen Madrichim kennen. Die weiteren Sonntage seien schon bis zu den Herbstferien inhaltlich geplant.
fokus »Wir wollen in diesem Jahr mehr Fokus auf jüdische Identität richten, sodass die Kinder etwas mehr Bezug zum Judentum, zu jüdischen Persönlichkeiten und zu den Feiertagen entwickeln«, fasst Rosch Elisa zusammen. Außerdem laufen Vorbereitungen für eine mögliche Fahrt nach Antwerpen – wenn alles klappt, wartet auf die Dortmunder Kids als ein besonderes Event im Herbst eine Workshop-Teilnahme, bei der sie selbst ein Schofar herstellen können.
Jugendliche aus der Ukraine engagieren sich – trotz Sprachbarriere.
Auf konkrete Vorbereitungstage verzichtete man im Duisburger Jugendzentrum Tikwatejnu, dafür lief hier das Angebot in den Schulferien weiter. Damit habe man besonders der Nachfrage der neuen ukrainischen Kinder und Jugendlichen entgegenkommen wollen, so Rita Geballe, die das Jugendzentrum bezüglich Planung und Verwaltung koordiniert und Rosch Patrice Kharats sowie das Team in der Organisation unterstützt.
So seien in der letzten Zeit rund 20 neue Kinder dazugestoßen. »Es ist schön zu sehen, dass die ukrainischen Kinder und Jugendlichen den Weg in die Gemeinde und in unser Jugendzentrum finden und das Angebot sehr gerne wahrnehmen.« So fanden auch in den Sommerferien regelmäßig Treffen mit Ausflügen und Spielen statt.
auftakt Zum Auftakt stehe nun zunächst die Gestaltung der neuen Räumlichkeiten im Vordergrund. Noch sei die Renovierung nicht ganz abgeschlossen. Aber dann können die Kinder und Jugendlichen mitbestimmen. »Wir möchten den Kindern und Jugendlichen den Freiraum bieten, die Räumlichkeiten so zu gestalten, wie sie sie gerne hätten, wie sie sich wohlfühlen«, erklärt Rita Geballe.
Im Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen heißt es also erst einmal Farben aussuchen, Wände gestalten, Bilder entwerfen. In Planung ist außerdem die Teilnahme am Mitzvah Day und ein Wintercamp, alles unter der Prämisse Kontinuität und Normalität, wie Rita Geballe betont. Auf Kinderseite stehe angesichts von Corona der Wunsch nach Normalität im Vordergrund.
»Hauptsache, so normal wie möglich, Hauptsache, so wie früher«, dieser Wunsch sei in letzter Zeit verstärkt geäußert worden. Ganz so wie früher wird es jedoch zum Glück nicht werden: Neu sind nämlich nicht nur die ukrainischen Kinder in der Gruppe, sondern auch motivierte ukrainische Jugendliche mit Erfahrungen in der Jugendarbeit, die sich künftig trotz noch bestehender Sprachbarrieren engagieren möchten.