Die Jüdische Gemeinde Frankfurt ist vorbereitet. Auch wenn es zu einem Stromausfall kommen sollte, wäre das Altenzentrum versorgt, sagt Leo Latasch, Dezernent für Soziales, den Seniorenklub, Sicherheit, Verwaltung, Personal und das Altenzentrum.
Sicherheitshalber gab es schon ein Treffen mit den Leitungsteams des Hauses, um alle Eventualitäten durchzugehen. »Notfälle sind für uns nichts Besonderes, die haben wir im Kopf. Glücklicherweise haben wir die Pläne bisher noch nicht gebraucht«, so Latasch, der mehrere Jahre die Ärztliche Leitung Rettungsdienst (ÄLRD) für die Stadt innehatte.
Beleuchtung Das Notstromaggregat würde anspringen, ebenso die Pufferbatterien, sodass die acht Aufzüge herunterfahren und die Türen unten aufgehen würden. Bei Bedarf oder bei einem Notfall kann ein Aufzug genutzt werden. »Schon allein für die Feuerwehr muss es immer eine Möglichkeit geben, hochzufahren.« Die Beleuchtung und die Steckdosen der Flure werden ebenfalls durch das Notstromaggregat abgedeckt, sie bleibt dank Pufferbatterien weiter in Betrieb.
Warmes Essen war die Herausforderung. »Der Outdoor-Bereich hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark weiterentwickelt, und davon profitieren wir jetzt«, sagt Latasch. So gibt es heute viele Arten von Trekkingnahrung, gefriergetrocknete Mahlzeiten in pulverisierter Form, die mit heißem Wasser zubereitet werden. Durch Zugabe des heißen Wassers erhält man in wenigen Minuten ein fertiges Essen. »Dann braucht man einen langen Löffel, um alles aufzuessen. Es schmeckt tatsächlich.« Elf bis 13 Euro kostet eine Mahlzeit. Das Gute an diesen Mahlzeiten sei auch, dass sie eine Haltbarkeit von acht Jahren haben.
»Dank Campingkocher können wir so warme Mahlzeiten und auch heiße Getränke anbieten.« Telefone, Handy und Feueralarm werden über das Notstromaggregat geregelt. Die Heizung wäre von einem Stromausfall nicht betroffen, da das Dieselaggregat den erforderlichen Strom über einige Tage erzeugen kann. Ein kompletter Gasausfall wäre aber auch damit nicht ersetzbar.
Notstromaggregate sind ausreichend vorhanden.
Aber bei Stromknappheit würde sowieso erst zuletzt in den Krankenhäusern und in den Seniorenheimen das Licht ausgehen, ist er sich sicher.
allgemeinbetrieb 38 Jahre alt ist das Gemeindehaus – und wenn es einen Blackout geben sollte, müsste der allgemeine Gemeindebetrieb eingestellt werden. Die Notausgänge werden auch hier über Pufferbatterien mit Strom versorgt, die Fahrstühle fahren herunter und bleiben mit geöffneten Türen stehen.
Die Telefonanlage ist abgepuffert, sodass Anrufe noch beantwortet werden. Da fürs Heizen Strom gebraucht wird, würde die Heizung ausfallen. Über ein Notstromaggregat verfügt das Gemeindehaus im Gegensatz zum Altenzentrum nicht. »Das wäre heute zwar technisch möglich, aber die finanziellen Kosten wären extrem hoch.« Deshalb werden Batterieeinheiten bevorzugt.
Die Sicherheitsmaßnahmen könnten dann reduziert werden, da das Gemeindezentrum nicht besetzt sein würde, so Latasch. »Ich glaube aber nicht, dass wir unsere Notfallpläne brauchen«, ist er optimistisch.
Szenarien Auch David Klapheck geht davon aus, dass die Notfallpläne in der Schublade bleiben können. Dennoch hält der Geschäftsführer der Kölner Synagogen-Gemeinde es für wichtig, auf alle möglichen Szenarien vorbereitet zu sein. Vor allem müssen die Bewohner des Elternheimes versorgt bleiben. »Wir wurden auch von der Stadt angehalten, einen Plan zu erstellen, für den Fall, dass der Strom länger als ein paar Stunden ausfallen sollte.«
Unter Einhaltung der Kaschrut wurden bereits Lebensmittel eingekauft, die länger haltbar sind. Ebenso wird ein Wasservorrat eingerichtet. »Das größte Problem könnte der Zugang zu sauberem Wasser sein. Denn mithilfe von Pumpen wird Druck erzeugt, um es in den Häusern in die oberen Etagen zu bringen, sodass es aus der Leitung kommen kann.« Pufferbatterien und Notstromaggregate seien hier ebenfalls ausreichend vorhanden. Die Aktivitäten der Gemeinde werden wahrscheinlich dennoch im Fall der Fälle vorübergehend eingestellt werden müssen.
Ein großer Stromschlucker ist der Fahrstuhl.
»Das würde alles nicht funktionieren, so etwas zu stemmen«, sagt Elisabeth Schlesinger, Vorsitzende der Jüdische Gemeinde in Oldenburg. Gerade organisieren sie und ihre Mitarbeiter eine Beerdigung, zu der der Sohn aus Israel und die Tochter aus Russland kommen sollen. »Dafür nutzen wir das Telefon und das Internet, auf das wir bei einem Blackout nicht zugreifen könnten.«
Man müsste dann anders handeln. Sie hat bereits Erfahrungen mit Stromausfällen: »In meiner Hausarztpraxis erlebte ich einen, der nur ein paar Minuten dauerte«, sagt die Ärztin. Das habe ihr gezeigt, wie abhängig man vom Strom sei. Seitdem drucke sie sich die wichtigsten Sachen aus, damit sie nicht verloren gehen.
Ein großer Stromschlucker sei der Fahrstuhl, der die Gottesdienstbesucher, die nicht gut zu Fuß sind, in den Betraum in den ersten Stock bringt. »Glücklicherweise wird der selten gebraucht«, so die Gemeindevorsitzende.
sicherheitsmaßnahmen Wenn kein Strom mehr verfügbar ist, könne die Heizung nicht laufen, da sie mit einem Zünder angemacht wird. »Somit würde uns nichts anderes übrig bleiben, als das Gemeindeleben einzustellen.« Sie habe schon mit dem Gedanken gespielt, einen Holzofen aufzustellen. Aber da auch die Sicherheitsmaßnahmen nur mit Strom funktionieren, würde das wohl keinen Unterschied machen.
Mit Fernwärme werden in Augsburg die Gemeinderäume geheizt. »Da sind wir vom Strom unabhängig«, sagt Alexander Mazo, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben. Und die Mitarbeiter haben auch schon weiter vorgesorgt und Kerzen sowie haltbare Lebensmittel gekauft. Denn die Synagoge sei auch ein Schutzraum, der bis zu 200 Leute im Notfall aufnehmen könnte.
Der Notfallplan sei bereits drei Jahre alt, so Alexander Mazo. »Die Zeit beweist, dass man auf alles vorbereitet sein sollte. Leider.« Ein kleiner Generator steht bereit, es gibt eine Bio-Toilette, und der Strom würde dafür reichen, die Handys aufzuladen. Außerdem gebe es ein Kellerabteil mit bombensicheren Räumen.