Vor uns stehen Appetizer auf dem Tisch, aus der Küche erreichen uns verlockende Duftschwaden. Und am Kopf des Tisches erzählt jemand eine Geschichte. Aber haben wir das nicht alles schon einmal gehört?
Die meisten von uns haben unzählige Erinnerungen an Sederabende, an denen die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft nacherzählt wird. Manche freuen sich sehr darauf. Andere erinnern sich, wie langweilig sie es schon letztes Jahr fanden. Sie fragen sich, wie lange es wohl diesmal dauern wird, bis es endlich Essen gibt!
Dabei soll der Seder ja besonders für die Kinder interessant und spannend sein. Denn in der Tora steht, dass die Erwachsenen den Kindern vom Auszug aus Ägypten erzählen sollen. Aber mal ehrlich: Oft sind die Erwachsenen so beschäftigt mit Lesen und Essenverteilen, dass sie gar nicht an die Kinder denken. Und dann sitzt man da und zählt die Minuten (manchmal sogar Stunden), bis die Mahlzeit endlich beginnt.
Es macht Spaß, anderen beim »Dajenu« mit einer Zwiebel auf den Kopf zu schlagen.
Afikoman »Ma Nischtana« zu singen und den Afikoman, ein verstecktes Stück Mazze, zu suchen, ist eine schöne Tradition. Aber was macht man den Rest des Abends, außer am Tisch zu sitzen? Ich habe schon viele Sederabende organisiert und hätte ein paar Tipps und Ideen.
Während des gesamten Abends kann man zum Beispiel immer wieder Aufgaben oder Quizfragen stellen und dafür Punkte verteilen. Doch Achtung: Da man am Feiertag nicht schreiben darf, gibt es verschiedene Alternativen: Wer Punkte vergibt, kann sich entweder mit (Uno-) Karten behelfen. Oder man schlägt einfach je ein Buch auf der Seite auf, die der erreichten Punktzahl entspricht. Oder man verteilt Bauklötze: Immer, wenn jemand eine Aufgabe erfüllt hat oder eine Antwort weiß, gibt es diese als Belohnung.
Besonders wichtig auch: Es gibt gleich zwei Klötzchen, für eine besonders kluge Frage zu Pessach! Am Ende werden Türme gebaut, der höchste gewinnt. Danach werfen alle ihre Klötze zusammen und bauen einen viel größeren Turm.
Noch ein Tipp: Die zehn Plagen sind besonders geeignet, für volle Aufmerksamkeit zu sorgen. Zunächst kann man die Plagen pantomimisch darstellen lassen (dafür müsst ihr vorher entsprechende Zettel vorbereiten, die man ziehen kann).
Bei den »Fröschen« können alle quakend durchs Zimmer hüpfen. Und »Hagel« kann man plastisch darstellen, indem man Pingpongbälle durch den Raum wirft.
Für die erste Plage, »Blut«, gibt es sogar eine Art Zaubertrick. Man schüttet unbemerkt ein bisschen Rotwein in ein Glas – für »das Publikum« verdeckt. Dann schüttet man für alle sichtbar Wasser in das Glas, und wir beobachten gemeinsam, wie das Wasser auf wundersame Weise zu »Blut« wird. Davon trinken dürfen leider nur die Erwachsenen – außer, ihr verwendet Traubensaft statt Wein.
bälle Bei den »Fröschen« können alle quakend durchs Zimmer hüpfen. Und »Hagel« kann man plastisch darstellen, indem man Pingpongbälle durch den Raum wirft. Aber bitte nicht auf den Sedertisch, sonst werden sich eure Eltern nach Pessach bei mir beschweren.
Am Feiertag ist es übrigens verboten, das Licht an- und auszuschalten, aber man kann mit Tüchern die Augen verbinden und dann »Blinde Kuh« spielen – so lässt sich die Plage der Dunkelheit nachempfinden.
Ein alter Brauch, den ich von einer iranisch-jüdischen Familie gelernt habe, hängt mit dem Lied »Dajenu« zusammen. Dort benutzte man Frühlingszwiebeln, um seinen Nachbarn mit dem Lauch jeweils beim Refrain (bitte sanft) auf den Kopf zu schlagen. Das kommt gut. Hoffentlich. Natürlich kann man stattdessen auch Servietten rollen und damit die Teilnehmer (sanft) auf die Schulter schlagen.
Ein tolles Spiel ist auch das »Telefon Pharaos«.
Auf dem Sederteller liegt auch ein hart gekochtes Ei. Also könnt ihr einen »Eierlauf« machen (aber bitte lieber mit einem Plastikei, damit es auf dem Boden kein breit getretenes Eigelb gibt). Dabei legt man das Ei auf einen Löffel und muss möglichst schnell, aber ohne das Ei zu verlieren, eine Runde laufen. Schwieriger wird es rückwärts, oder wenn man den Löffel nur mit dem Stil im Mund halten darf.
Telefon Ein tolles Spiel ist auch das »Telefon Pharaos«: Nehmt den Hörer eines Spielzeugtelefons ab (bitte am Feiertag kein echtes Telefon oder Smartphone!) und tut so, als ob ihr den Pharao anruft. Aus dem Gespräch ergibt sich, dass alle Kinder eine Pyramide bauen sollen. Man kann daraus ein Wettbauen machen (am schnellsten, am höchsten, am stabilsten) oder ein gemeinsames Projekt.
Man kann auch schon vor dem Fest Karten mit Namen und Begriffen vorbereiten. Ein Teilnehmer bekommt die Karte an der Stirn befestigt (Achtung: Kleben ist auch am Feiertag verboten! Daher kann man auch den Teilnehmer auffordern, kurz die Augen zu schließen, und zeigt die Karte allen anderen).
Für die erste der zehn Plagen, »Blut«, gibt es eine Art Zaubertrick mit Wasser und Wein.
Der Spieler muss nun herausfinden, »wer« oder »was« er ist. Schafft er es mit fünf Fragen oder weniger, hat er gewonnen. Mögliche Begriffe dafür sind zum Beispiel: Pharao, Moses, Elijahu, Mazza, Maror, der weise Sohn, der Sohn, der nicht zu fragen weiß, Frosch, Heuschrecke und so weiter.
So wird der Seder auch für euch ein Spaß. Vielleicht sind so viele Spiele für eure Eltern ein bisschen anstrengend. Aber es soll ja niemand beim Sederabend einschlafen – denn jeder und jede soll das Gefühl haben, den Auszug aus Ägypten selbst mitzuerleben. Ich wünsche uns allen Pessach Sameach und einen tollen Sederabend!