Karneval

Peace auf Rädern

Beim Düsseldorfer Rosenmontagszug ist nach längerer Pause wieder ein interreligiöser »Toleranzwagen« dabei. Er zeigt, ähnlich wie 2019 und 2020, eine Polonaise mit christlichen, jüdischen und muslimischen Geistlichen.

»Wir wollen in Zeiten zunehmender Intoleranz ein Zeichen für Toleranz setzen«, sagte der katholische Düsseldorfer Stadtdechant Frank Heidkamp bei der Vorstellung des Entwurfs am vergangenen Donnerstag. Die Finanzierung eines solchen Projekts sei nicht einfach. Diesmal sei es frühzeitig gelungen, das nötige Geld aufzutreiben.

Michael Szentei-Heise, Karnevals-Beauftragter der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, ließ durchblicken, dass ein anonymer Spender den Großteil der Kosten übernehme. Man rechne mit 50.000 bis 60.000 Euro für das Gefährt, auf dem 26 Personen Platz hätten. Angesichts der weltweiten Bedrohungslage, der jüdische Menschen ausgesetzt seien, werde es ein entsprechendes Sicherheitskonzept für den Wagen geben, sagte Szentei-Heise. Details nannte er nicht, versprach aber: »Alles, was notwendig ist, wird getan.«

Für den Wagenbau ist erneut der bekannte Künstler Jacques Tilly zuständig. Er sei zwar Agnostiker, so der Bildhauer und Designer. »Aber Frieden unter den Religionen ist etwas, das ich voll und ganz unterstützen kann.« Zu diesem Zweck ließ Tilly das Wort »Frieden« in mehreren Sprachen in den neuen Entwurf einfließen. »Ich hätte es auch 180-mal schreiben können«, betonte er mit Blick auf die Konflikte in aller Welt. Als besonderes aktuelles Element ist der Slogan #BringThemHomeNow zu sehen, der sich auf die von der Terrororganisation Hamas im Gaza­streifen festgehaltenen Geiseln bezieht.

Neu an dem Wagenmotiv ist auch, dass statt eines katholischen Priesters eine Ordensfrau abgebildet ist. Zudem sind neben einer evangelischen Pastorin ein koptischer und ein orthodoxer Geistlicher vertreten. Als Repräsentant der muslimischen Gemeinde ist wieder Ataman Yildirim am »Toleranzwagen« beteiligt. Der Gründer der Karnevalsgesellschaft »Orient-Okzident-Express« hat – im Gegensatz zu etlichen konservativen Muslimen in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt – kein Problem mit närrischem Treiben. »Mein Glaube verbietet mir nicht den Humor«, so der passionierte Karnevalist.

Stadtdechant Heidkamp kündigte einen weiteren Vorstoß für den interreligiösen Dialog in der Karnevalsmetropole am Rhein an: Nach dem Vorbild von Köln und Frankfurt soll Düsseldorf bald einen »Rat der Religionen« bekommen.

Bereits für 2021 war der Start einer solchen Plattform geplant. Dann kam die Corona-Pandemie dazwischen. Nun gibt es einen neuen Anlauf. Noch in diesem Jahr soll das Gremium die Zusammenarbeit von Christen, Muslimen und Juden in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt vertiefen. Andere Religionsgruppen sind ebenfalls eingeladen, sich zu beteiligen.

Forschung

Vom »Wandergeist« einer Sprache

Die Wissenschaftlerinnen Efrat Gal-Ed und Daria Vakhrushova stellten in München eine zehnbändige Jiddistik-Reihe vor

von Helen Richter  14.01.2025

Nachruf

Trauer um Liam Rickertsen

Der langjährige Vorsitzende von »Sukkat Schalom« erlag seinem Krebsleiden. Er war ein bescheidener, leiser und detailverliebter Mensch

von Christine Schmitt  14.01.2025

Porträt der Woche

Keine Kompromisse

Rainer R. Mueller lebt für die Lyrik – erst spät erfuhr er von seiner jüdischen Herkunft

von Matthias Messmer  12.01.2025

Familien-Schabbat

Für den Zusammenhalt

In den Synagogen der Stadt können Kinder und Eltern gemeinsam feiern. Unterstützung bekommen sie nun von Madrichim aus dem Jugendzentrum »Olam«

von Christine Schmitt  12.01.2025

Köln

Jüdischer Karnevalsverein freut sich über großen Zulauf

In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei

 11.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025

Gedenktag

Uraufführung mit den »Violins of Hope«

Ein besonderes Konzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz hat sich das Rundfunk-Sinfonieorchester vorgenommen. Es interpretiert ein Werk für die Geigen, die die Schoa überstanden haben

von Christine Schmitt  08.01.2025

Universität

Preise der »World Union of Jewish Students« in Berlin vergeben

Die weltweite Vertretung jüdischer Studierender hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und besonders verdienstvolle Personen und Verbände ausgezeichnet

 07.01.2025