Nun bekommt Bruchsal, die beschauliche Stadt am westlichen Rand des Kraichgaus nahe Karlsruhe, doch noch ihren Otto-Oppenheimer-Platz. Nach anfänglicher Euphorie über die Idee hatte man sich im Bruchsaler Gemeinderat schwer getan. Die Benennung eines Plätzchens in dem südwestdeutschen Städtchen nach seinem verdienten ehemaligen jüdischen Bürger Otto Oppenheimer drohte zu einer Provinzposse zu werden.
Otto Oppenheimer musste 1938 zusammen mit seiner Familie aus Deutschland fliehen. Über ein Jahr lang wurde hinter den Kulissen verhandelt, ob in Bruchsal der Platz neben der katholischen Kirche nach dem Heimatdichter und Mäzen Otto Oppenheimer benannt werden darf. Die Widerstände waren groß. So groß, dass sich Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick genötigt sah, in einer kleinen Runde eine Schlichtung in diesem Namensstreit »Otto Oppenheimer-Platz versus Marienplatz« zu versuchen.
Tausch Die Schlichtung gelang schließlich dadurch, dass die Befürworter des Otto-Oppenheimer-Platzes bereit waren, die Umbenennung eines bereits bestehenden innerstädtischen Platzes zu akzeptieren und der katholischen Kirche »ihren« Platz zu überlassen.
So wurde in einer Gemeinderatssitzung beschlossen, dass der bisherige Bruchsaler Holzmarkt, der in den zwölf Jahren von 1933 bis 1945 Adolf-Hitler-Platz hieß und Aufmarschgebiet der NS-Horden war, künftig Otto-Oppenheimer-Platz heißen soll. Wobei es im Bruchsaler Gemeinderat völlige Einigkeit darüber gab, dass Otto Oppenheimer innerstädtisch gewürdigt werden soll.
Mehrheit Die Ironie der Geschichte ist jedoch, dass im Gemeinderat der von der katholischen Kirchengemeinde vehement unterstützte Vorschlag »Marienplatz« keine Mehrheit fand. So heißt der Platz, um den der Streit ausgefochten wurde, nunmehr nicht Otto-Oppenheimer-Platz, auch nicht Marienplatz sondern ganz profan Kirchplatz.