Die Synagogen-Gemeinde Köln hat an die Leitung der Hotelkette Maritim appelliert, auf die geplante Ausrichtung des AfD-Parteitags im Kölner Maritim Ende April zu verzichten. Nach der umstrittenen Dresdner Rede des thüringischen AfD-Landeschefs Björn Höcke könne die Direktion die Veranstaltung nicht mehr ruhigen Gewissens in ihrem Hause stattfinden lassen, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten offenen Brief der jüdischen Gemeinde.
Höcke hatte am 17. Januar in Dresden mit Bezug auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin von einem »Denkmal der Schande« gesprochen. Unter anderem forderte der frühere Geschichtslehrer eine 180-Grad-Wende in der deutschen Erinnerungskultur. Höcke selbst fühlte sich nach eigenen Worten missinterpretiert.
björn höcke Die Synagogen-Gemeinde schrieb an das Hotel, Juden in Köln, Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland seien »entsetzt darüber, dass Sie die große Bühne bieten für Menschen wie Björn Höcke und die AfD, die nur Unzureichendes gegen ihren eigenen hetzenden antisemitischen und fremdenfeindlichen Aufstachler unternimmt«.
Die jüdische Gemeinde verwies auf den Verhaltenskodex des Maritim, der auch für Geschäftspartner gelte und wonach die Hotelgesellschaft »von sich ein in jeder Hinsicht sozial und ethisch verantwortungsbewusstes Verhalten« verlange. Falls das Haus die Ausrichtung des AfD-Parteitags am 22. und 23. April nicht absage, werde man die Geschäftsbeziehungen mit der Hotelkette kritisch überdenken.
stellungnahme Die Maritim-Leitung im lippischen Bad Salzuflen war zunächst nicht für eine aktuelle Stellungnahme zu erreichen. Mitte Februar hatte die Hotelgesellschaft erklärt, ein Zurücktreten von dem bereits im Frühjahr 2016 geschlossenen Vertrag für den Parteitag der Alternative für Deutschland in Köln sei ihr nach eingehender juristischer Prüfung »leider nicht möglich«.
»Wir haben der AfD bereits angeboten, kostenfrei vom Vertrag zurückzutreten, wovon bedauerlicherweise bisher kein Gebrauch gemacht wurde«, erklärte Maritim-Geschäftsführer Gerd Prochaska. Gegen Höcke habe die Hotelkette ein Hausverbot ausgesprochen, das auch für den Bundesparteitag in Köln gelte. Das Unternehmen distanziere sich »deutlich von der aktuellen politischen Ausrichtung und Gesinnung der AfD« und werde »gegenwärtig keine weiteren Räumlichkeiten an die AfD vergeben«. epd