Mit einer großen Feier hat die Jüdische Gemeinde Offenbach eine neue Tora eingebracht. Gemeindemitglieder hatten die Tora zum 20. Dienstjubiläum von Rabbiner Mendel Gurewitz gespendet.
An der Veranstaltung am Sonntagnachmittag im Foyer des Offenbacher Rathauses nahmen Gäste aus Politik, Kirche und Stadtgesellschaft teil. Der Sofer Josef Dan Hranowsky reiste aus Antwerpen an, um in Anwesenheit der Feiergäste die letzten Buchstaben der Tora im Rathaus zu vervollständigen.
premiere »Dies ist das Werk von vielen in dieser Gemeinde und außerhalb«, freute sich Rabbiner Mendel Gurewitz. »Zum ersten Mal seit der Schoa wird in Offenbach eine neue Tora geschrieben – ein historischer Tag für die Stadt.«
Während des Schreibens der Tora hallten Gitarren-, Akkordeon- und Klarinettenklänge durch das Rathaus. Kinder liefen durch die Räume, es herrschte ausgelassene Stimmung an dem sonst eher ruhigen Ort. Gegen 16 Uhr erklang das Schofar – und Mendel Gurewitz rief einen Besucher auf, den letzten Buchstaben der Tora zu schreiben.
Wenig später setzten sich die Gemeindemitglieder – von Musik, Gesang und Tanz begleitet – in Bewegung und liefen mit der in die Höhe gehaltenen Tora zur nahe gelegenen Synagoge. Unter den neugierigen, manchmal verdutzten Blicken von Passanten passierte die Gruppe den Büsing-Park, dessen Wege nach den Offenbacher Rabbinern Max Dienemann und Salomon Formstecher sowie der 1935 von Dienemann ordinierten Rabbinerin Regina Jonas benannt sind.
synagoge Nach etwa 20 Minuten erreichte der Umzug die 1956 eröffnete Offenbacher Synagoge. Sie befindet sich in direkter Nachbarschaft zum »Capitol«, einem heute als Konzerthalle genutzten Bau, der 1916 als Synagoge eingeweiht und 1938 geschändet, aber nicht völlig zerstört wurde.
Zu den Festrednern in der Synagoge gehörten Hessens Sozialminister Stefan Grüttner (CDU), Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden und stellvertretender Vorsitzender der Offenbacher Gemeinde, sowie Jakob Gutmark, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen.
Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die Tora-Einbringung in unserer Ausgabe am Donnerstag.