Dresden

Nora Goldenbogen ist tot

Nora Goldenbogen (1949 - 2024) Foto: Steffen Giersch

Nora Goldenbogen, die Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, ist in der Nacht zum Dienstag im Alter von 75 Jahren gestorben. Laut dem Gemeindeverband erlag die Historikerin in einem Krankenhaus in Coswig einer Erkrankung.

Siebzehn Jahre lang, von 2003 bis 2020, leitete Goldenbogen die Jüdische Gemeinde zu Dresden. Auch im Zentralrat der Juden engagierte sie sich sowie im Rundfunkrat des MDR.

»Frau Goldenbogen war für unsere jüdischen Gemeinden ein verbindendes Glied in der Kette der jüdischen Gemeinden bereits während der DDR«, erklärte Sachsens Landesrabbiner Zsolt Balla. »Ihr Tod ist ein großer Verlust für alle Juden in Sachsen. Möge ihre Seele in den Bund des Lebens eingebunden sein.«

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Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, Katja Kulakowa, sagte: »Mit dem Tod von Nora Goldenbogen ist ein wesentliches Stück der Seele unserer Gemeinde verloren gegangen. In all den Jahren, in denen sie sich der jüdischen Gemeinschaft gewidmet hat, war sie in der Gemeinde nicht nur stark respektiert, sondern auch sehr beliebt. Wir werden sie sehr vermissen.«

Buch über Eltern

In der DDR hatte Nora Goldenbogen als Lehrerin gearbeitet. Nach deren Ende gründete sie 1992 gemeinsam mit einigen Mitstreitern die Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen Hatikva.

Vor zwei Jahren veröffentlichte Goldenbogen ein Buch über die Geschichte ihrer Eltern: Seit ich weiß, dass du lebst. Ihre Mutter überlebte die Schoa in Rumänien, ihr Vater das KZ Sachsenhausen.

Zu weiteren Publikationen, an denen Nora Goldenbogen beteiligt war, gehören die Bücher Einst und jetzt. Zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, Die Dresdner Synagoge. Geschichte und Geschichten und Jüdisches Leben in Sachsen 1945 bis 1989.

Ehrenmedaille der Landeshauptstadt

Im Jahr 2017 erhielt sie die Ehrenmedaille der Landeshauptstadt Dresden. Ein Jahr später, 2018, forderte sie einen Antisemitismusbeauftragten für Sachsen. Ein solches Amt dürfe aber »keine Alibifunktion« haben, sondern müsse mit konkreten Aufgaben und Strukturen gefüllt werden, sagte sie damals bei einer Anhörung im Innenausschuss des sächsischen Landtages.

Erst vor knapp drei Monaten, Anfang September 2024, äußerte sie sich zum Ausgang der Landtagswahlen in ihrem Bundesland, bei der die rechtsextremistische AfD Sachsen mit 30,6 Prozent den zweiten Platz einnahm. Seit Jahren hätten sich rechtsextreme Positionen in der Gesellschaft, im Alltag verfestigt. »Wir müssen aufpassen, dass diese Tendenz nicht weitergeht«, sagte Nora Goldenbogen. »Wir haben keine Angst, wir haben größte Befürchtungen.« ja

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