Darmstadt

Nie waren sie nötiger als jetzt

Mit einem vielfältigen Programm feiert die Gemeinde bis Dezember die Jüdischen Kulturwochen

von Helmut Kuhn  07.09.2023 12:51 Uhr

DJ und Musiker: Yuriy Gurzhy Foto: Chris Hartung

Mit einem vielfältigen Programm feiert die Gemeinde bis Dezember die Jüdischen Kulturwochen

von Helmut Kuhn  07.09.2023 12:51 Uhr

Von der Buchpremiere über die Rosch-Haschana-Party, Filme, Konzerte, jüdische Stand-up-Comedy bis zum Kunst-Event: Zu den Jüdischen Kulturwochen vom 6. September bis 3. Dezember gibt die Jüdische Gemeinde Darmstadt einen kleinen Einblick in die bunte und vielfältige Welt jüdischer Kultur, Religion und Lebensweise.

Man wolle dergestalt auch »alten Bildern, gepflegten Vorurteilen und tief sitzenden Ressentiments« entgegenwirken und zeigen: »Die Welt ist nicht schwarz-weiß! Und erst recht nicht die Juden«, wie der Gemeindevorsitzende Daniel Neumann betont.

Auch Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) macht sich stark für die Kulturwochen, die seit 2018 stattfinden: »Nie waren sie nötiger als jetzt, in Zeiten stark wachsender antisemitischer, rechtsextre­mer Gefahr.«

Herausforderungen Eine Thematik, die unter anderem auch den Auftakt bildete am gestrigen Abend im jüdischen »Spitzengespräch« in der Centralstation Darmstadt mit Rabbiner Julian-Chaim Soussan von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, über »Jüdische Gegenwart mit all den Chancen und Risiken, Möglichkeiten und Herausforderungen«.

Der DJ und Musiker Yuriy Gurzhy hat auf seiner Suche nach dem »jüdischen Sound Deutschlands« einen Rabbiner getroffen, der Musik-Parodien schreibt, einen Grünen-Politiker, der jiddische Lieder performt, oder einen kalifornischen Rapper. Er stellt sie in seinem Buch Richard Wagner und die Klezmerband vor und performt gleich selbst im Anschluss daran (Samstag) zur Rosch-Hashana-Party mit »jüdisch-ukrainisch-israelischen« Liedern.

Am 21. September lädt das Darmstädter Programmkino rex zur Deutschlandpremiere des Films In der Luft, da bleibt deine Wurzel – über die Enkel der Überlebenden von Nathaniel Knop, Mario Morales und Peter Rippl. Einblicke in die Sukka auf dem Gelände der Gemeinde erwarten die Besucher am 4. Oktober. Und zu Sukkot, am Sonntag, 15. Oktober, verzaubern ab 15 Uhr das Jerusalem Duo Hila Ofek und Andre Tsirlin (Harfe und Saxofon) Kinder in der Bessunger Knabenschule in einer »magischen Reise durch verschiedene Musikstile« und ab 18 Uhr Erwachsene mit ihrem Konzert »Rainbow«.

Das Kochstudio Darmstadt bietet am 22. Oktober einen Kurs für israelische Küche mit Rivka Zaltzman, und am 29. Oktober finden, wie in jedem Jahr, Führungen über den jüdischen Friedhof mit Udo Steinbeck statt.

Comedy Die Comedians Dan Belkin, Pavel Zborik und Lev Meniker bringen erstmalig jewish Comedy in der Galerie Kurzweil (29. Oktober) auf die Bühne, die deutsch-israelischen Musiker Lir Vaginsky (Violine), Hila Karni (Cello) und Ohad Ben-Ari (Klavier) vom Mendelssohn Klaviertrio gastieren am 5. November in der Loge im Theater-Moller-Haus mit Kammermusikalischem von Felix Mendelssohn Bartholdy, Paul Ben Haim und Johann Sebastian Bach.

Zum Tag der Offenen Tür lädt die Gemeinde dann am Sonntag, 19. November. Ebenso stehen an diesem Tag die Synagoge und das jüdische Museum offen.

»Gemeinsam kreativ werden mit ›Zwaim Jafim‹ zu Chanukka« heißt das Kunstevent am 26. November mit dem Jerusalemer Kunstlehrer Roy Shapira. Und zum Abschluss am 3. Dezember spielt das Roman Kuperschmidt Quartett »Jüdische Musik im Sinne der Bedeutung des Wortes Klezmer – ›Melodie-Instrument‹«. »Wir spielen mit Herz und Seele und bekommen dafür Hunderte von Herzen zurück«, so Kuperschmidt.

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert