Am Sonntag hat die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg ihr neues Gemeindezentrum mit einem Festakt offiziell eröffnet. Der Anbau, der vom Architekturbüro Distlerrosner entworfen wurde und dessen Herzstück der Arno-Hamburger-Saal, der nach dem 2013 verstorbenen Vorsitzenden der IKG Nürnberg benannt ist, und rund 300 Personen Platz bietet, wird das Gemeindezentrum in der Johann-Priem-Straße im Norden Nürnbergs erweitern.
»Ein Erweiterungsbau für eine jüdische Gemeinde in Deutschland ist vor dem Hintergrund der Geschichte alles andere als selbstverständlich«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster bei der Eröffnung. Er dankte nicht nur dem Vorstand der IKG Nürnberg für die viele Zeit und Nerven, die er investiert habe, um »diesen Bau zu seiner Vollendung zu bringen«, sondern auch der bayerischen Landesregierung und der Stadt Nürnberg für die »großzügige finanzielle Unterstützung«. Damit habe man »ein Bekenntnis zum jüdischen Leben in Franken abgegeben, das wir sehr zu schätzen wissen«, betonte Schuster.
Finanzierung Die IKG Nürnberg hatte für ihr neues Gemeindezentrum vom Freistaat Bayern 2014 einen Zuschuss in Höhe von 400.000 Euro erhalten. »Das neue Gemeindezentrum leistet einen wichtigen Beitrag, die religiösen und kulturellen Aktivitäten der Nürnberger Kultusgemeinde noch stärker und sichtbarer in unserer Stadt zu verankern«, betonte der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) damals.
»Ein neues Gemeindezentrum«, sagte Josef Schuster bei der Eröffnung am Sonntag, »ist sowohl ein Zeichen des Vertrauens als auch ein Zeichen des Willkommens«. Eine jüdische Gemeinde, die ihr Gemeindezentrum vergrößere, zeige damit: »Wir vertrauen dem Land, in dem wir leben. Wir vertrauen darauf, dass wir hier eine Zukunft haben. Wir möchten in diesem Land bleiben.« Dieses Gemeindezentrum sie »wie eine Hand, die zur Versöhnung ausgestreckt wird«.
festakt Schuster nahm den Festakt zur Eröffnung zum Anlass, um zu unterstreichen, dass jüdisches Leben weiterhin »einen festen Platz in unserer Gesellschaft haben« müsse. »Jüdisches Leben in Deutschland muss geschützt werden, damit es sich weiter entwickeln kann. Wir vertrauen in diesen Staat und seine Bürger. Wir werden weiterhin Synagogen bauen und jüdische Gemeindezentren eröffnen.«
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, die Menschen im Freistaat freuten sich »über das neue pulsierende jüdische Leben in unserem Land«.
Das ursprüngliche Gemeindezentrum war in den 80er-Jahren gebaut worden. Damals rechneten die Planer mit maximal 500 Mitgliedern. Durch den Zuzug von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion ist die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen. Heute zählt sie über 2000 Mitglieder. ja/epd