München

Neue Synagoge für Beth Shalom

Ein typischer Libeskind-Bau: Entwurf der neuen Synagoge für die Gemeinde Beth Shalom Foto: Studio Libeskind

Es ist ein eher unauffälliger, recht verwaltungstechnischer, aber dennoch bedeutsamer Akt, der eines zeigt: Der Traum der Münchner »Liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom« von einer eigenen, neuen Synagoge, erbaut nach den Plänen des Star­architekten Daniel Libeskind, entwickelt sich zu einem sehr konkreten Projekt, das den notwendigen und üblichen Schritten eines Bauvorhabens folgt.

vorbescheid Die Gemeinde hat bei der Stadt München einen »Antrag auf Vorbescheid« eingereicht. Der geht einem »Antrag auf Baugenehmigung« voraus und ermöglicht es dem Bauherrn, zu prüfen, ob die Behörden sein Bauvorhaben als grundsätzlich »genehmigungsfähig« einschätzen.

»Natürlich ist so etwas mit Kosten verbunden, aber wir denken, dass es richtig und wichtig ist, jetzt diesen Antrag zu stel-len«, sagt Jan Mühlstein, ehemals Vorsitzender der Liberalen Gemeinde Beth Shalom und seit zwei Monaten Vorsitzender der »Stiftung Synagoge Beth Shalom«, die in engem Kontakt mit der Gemeinde steht. Der Bezirksausschuss hatte jedenfalls keine Einwände gegen den Antrag. Es kann also weitergehen.

Der Münchner Architekten Wolfgang Gollwitzer konnte neu zum Team hinzugewonnen werden.


Für sein Synagogenprojekt konnte Beth Shalom in den vergangenen Monaten den Münchner Architekten Wolfgang Gollwitzer neu hinzugewinnen, ein »Glücksfall«, hat Gollwitzer doch bereits einige Male mit Daniel Libeskind zusammengearbeitet, so auch beim Bau des Berliner Jüdischen Museums. Das erleichtert die Kommunikation und hatte zum Beispiel schon zur Folge, dass gemeinsam mit dem Büro Libeskind die Pläne überarbeitet worden sind.

Wohnungen Danach hat sich der Anteil des geplanten Wohnraums am gesamten Gebäudevolumen auf 40 Prozent erhöht und der der Synagoge und der Gemeinderäume dagegen auf 30 Prozent reduziert. Was dann noch an Raum bleibt, soll der »öffentlichen Nutzung« eines Kindergartens zur Verfügung stehen. »Das gibt uns die Möglichkeit, uns jetzt ganz auf den Gemeindeteil, auf die Synagoge zu konzentrieren, auch finanziell«, sagt Jan Mühlstein, laufen doch die Wohnungen im Gebäudekomplex völlig getrennt von der Gemeinde.

Beth Shalom plant, dem Kindergarten, der fremdfinanziert werden soll, ein »religiöses Erziehungskonzept« vorzulegen, »das auf die liberale Gemeinde abgestimmt ist«. Wie Mühlstein berichtet, haben sich einige Eltern aus der Gemeinde ein »pädagogisches Grundgerüst« erarbeitet und sich zu einem Verein namens »Yeladim« zusammengeschlossen.

Die Gemeinde wachse vor allem durch junge Familien und Kinder, stellt er weiter fest. An die 600 Mitglieder zähle sie, »und jedes Jahr kommen mehrere Babys hinzu. An manchen Tagen platzen unsere Räume wirklich aus allen Nähten.« Derzeit nutzt die Gemeinde Räume im ersten Stock eines Bürogebäudes in München-Sendling.

Finanzierung Bei der Finanzierung der neuen Synagoge, auch des Grundstücks, das im Lehel liegt, einem Stadtteil, der direkt an die Altstadt grenzt, geht die Gemeinde von einer »Drittelung« aus. »So ist das eigentlich in den vergangenen zehn Jahren mit Synagogenbauten in Deutschland üblich gewesen«, erklärt Mühlstein, »jeweils ein Drittel kommt vom Land und der Stadt, ein Drittel vom Bauherrn.«

Jetzt heiße es, dafür Spenden einzutreiben. Und daher werde auch bereits an einem professionellen Konzept des Fundraising gearbeitet. »Konkret werden können wir da aber erst, wenn Bausummen vorliegen.« Die Stadt München jedenfalls ist dem Projekt »Synagoge Beth Shalom« sehr gewogen.

Auch das Team Daniel und Nina Libeskind weiß die Liberale Gemeinde treu an ihrer Seite. Daniel Libeskind hat schon verkündet, dass die Synagoge, wenn sie eines Tages steht, das erste Gebäude sein werde, das seinen Namen tragen darf. Die neue Synagoge: ein »Libeskind-Bau«.

Literatur

Die Zukunft Israels hat längst begonnen

Der Schriftsteller Assaf Gavron stellte im Jüdischen Gemeindezentrum seinen aktuellen Erzählband vor

von Nora Niemann  14.04.2025

Porträt der Woche

Eigene Choreografie

Galyna Kapitanova ist IT-Expertin, Madricha und leitet eine Tanzgruppe

von Alicia Rust  14.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Kaiserslautern

»Jetzt beginnt etwas Neues«

Mehr als fünf Jahre hat sich die Sanierung des Gemeindehauses der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz in Kaiserslautern hingezogen. Am Sonntag wurde das Zentrum mit der neu gestalteten Synagoge seiner Bestimmung übergeben

von Joachim Schwitalla  11.04.2025 Aktualisiert

Feiertage

Pessach ist das jüdische Fest der Freiheit - und der Frauen

Die Rolle und Verdienste von Frauen würdigen - dafür ist Pessach eine gute Gelegenheit, sagen Rabbinerinnen. Warum sie das meinen und welchen Ausdruck diese Perspektive findet

von Leticia Witte  11.04.2025

Erinnerungen

Als Charlotte Knobloch ihren ersten Kaugummi aß

Als jüdisches Mädchen überlebte sie die Nazizeit in einem Versteck, bis die Amerikaner ins Dorf kamen. Für Charlotte Knobloch ist das Kriegsende mit süßen und dramatischen Erinnerungen verbunden

 11.04.2025

Pessach

Lang, länger, Seder

Schnell mal eben feiern? Von wegen. Für den ersten Abend muss man sich Zeit nehmen – warum eigentlich? Und wie kommen alle gut unterhalten bis zum Afikoman? Wir haben nachgefragt

von Katrin Richter  11.04.2025

Pessach

Kraft und Zuversicht

Das jüdische Volk war von jeher stark und widerstandsfähig – wir werden auch die Herausforderungen der heutigen Zeit bestehen

von Charlotte Knobloch  11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafeln

von Katrin Richter  10.04.2025