Die einen umarmen sich freudig, andere stellen sich beim Händeschütteln höflich vor. Beim Lehrertreffen in Berlin hieß Gastgeberin Barbara Witting am vergangenen Sonntag 25 Kollegen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zur jährlichen Schulleiterkonferenz willkommen. Viele Lehrer waren, wie sie in einer Vorstellungsrunde bekundeten, freudig und neugierig nach Berlin gekommen.
Ihre Anliegen waren so vielfältig wie ihre Schulen unterschiedlich. Nicht nur, dass Denominationen von konservativ bis orthodox vertreten waren. Auch die Bildungseinrichtungen an sich konnten unterschiedlicher nicht sein. Jahr für Jahr kämpft Yvonne Bollag um das Überleben der Jüdischen Primarschule Leo Adler Basel mit ihren derzeit 13 Kindern. Das Berliner Moses-Mendelssohn-Gymnasium ist mit 420 Schülern die größte jüdische Schule.
Schultypen Ob Grundschule oder Realgymnasium, auch die Schultypen ließen sich kaum miteinander vergleichen. Dennoch obliegt es allen diesen Lehrern, jüdische Kinder in den profanen wie in den religiösen Fächern zu unterrichten. Ob dies vor allem auch durch die Vermittlung von Iwrit, zusätzlichen jüdischen Geschichtsunterricht oder spezielle Hochbegabtenförderung gelingt, heizte gleich die ersten Diskussionen an.
Vier verschiedene Schulen konnte Barbara Witting ihren Gästen an den drei Tagen des Treffens zeigen. Von der Heinz-Galinski-Schule, der jüdischen Traditionsschule Chabad sowie der Lauder Beth Zion Schule als Grundschulen bis zum Gymnasium kann in Berlin das gesamte Schulleben abgedeckt werden. In Hamburg, München, Stuttgart, Düsseldorf oder Frankfurt sieht das anders aus. Hier verlieren die jüdischen Schulen ihre Kinder meist nach der Primarstufe.
In München kämpft Schulleiter Marcus Schroll gerade darum, Hebräisch als Profilfach auch für die Klassenstufen 11 und 12 in einer Zentrumsschule anbieten zu können, damit Schüler in dem Fach das Abitur ablegen können. Die Frankfurter Lichtigfeld-Schule kann nur Unterricht von der Vorklassenstufe null bis neun anbieten. Schulleiterin Alexa Brum bedauert aber vor allem, »dass viele Eltern neuerdings zu den staatlichen und internationalen Schulen in der Mainmetropole laufen und ihre Kinder dort anmelden, weil sie sie für attraktiver halten, und das obwohl wir eine hervorragende Reputation haben«, sagt die 66-Jährige, die im Sommer aus dem Dienst ausscheiden wird.
Nachfolgerin Diese Herausforderung wird sie ihrer Nachfolgerin Noga Hartmann überlassen müssen. Sie freue sich auf eine große Herausforderung, sagte diese der Jüdischen Allgemeinen. Bei der Schulleiterkonferenz in Berlin vertrat sie noch engagiert ihre Berliner Grundschule, die sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlasse. Allerdings reize sie die Herausforderung in Frankfurt.
Auch als neue Schulleiter-Vorsitzende kommen neue Aufgaben auf Noga Hartmann zu. Am Montagvormittag hatten die 26 Schulleiter sie zur Vorsitzenden ihrer Konferenz gewählt. Denn auch Barbara Witting verabschiedet sich im Sommer in den Ruhestand. Ihren Gästen zeigte Witting deshalb noch ein letztes Mal das Haus, in dem sie viele Jahre unterrichtet hat. Das Moses-Mendelssohn-Gymnasium wolle seinen Beitrag zur jüdischen Identitätsstiftung leisten. Kollegium, Eltern und Schüler, darunter auch ein Drittel nichtjüdische würden dieses Konzept voll und ganz mittragen, so Witting.