Mehrfach mussten sie abgesagt werden. Jetzt endlich konnte Elisabeth Friedler mit ihrem Team von der Jüdischen Gemeinde Hamburg, dem Institut für die Geschichte der Juden in Deutschland und dem Programmkino Abaton die ersten Jüdischen Filmtage Hamburg eröffnen.
Zur internen Matinee im Abaton im Grindelviertel kamen auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD), der Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel, die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Vanessa Mohnke, Andreas Brämer, kommissarischer Direktor des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden, und die Autorin Viola Roggenkamp.
Gezeigt wurde der Erfolgsfilm Masel Tov Cocktail, dessen Regisseur Arkadij Khaet und Hauptdarsteller Alexander Wertmann ebenfalls anwesend waren.
VERBUNDENHEIT »Der Unplanbarkeit in diesen Zeiten trotzend, haben wir uns als Jüdische Gemeinde für die Ausrichtung der ersten Jüdischen Filmtage in Hamburg entschieden«, sagte Eli Fel, 2. Vorsitzender der Gemeinde. »Die Jüdischen Filmtage sollen auch die Verbundenheit unserer Gemeinde mit der Stadt Hamburg zeigen«, sagte Fel und bedankte sich für die Förderung der Sozialbehörde und der Zeit-Stiftung.
Die Jüdischen Filmtage sind ein Beitrag zum Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«.
»Wo die persönliche Begegnung fehlt wie jetzt in der Pandemie, sind Vorurteile und Antisemitismus nicht weit, wie wir schmerzlich erfahren«, führte Fel aus. Daher seien die Filmtage ein Forum, jüdisches Leben sicht- und begreifbar zu machen und für jüdisches Leben zu sensibilisieren.
Die Jüdischen Filmtage sind ein Beitrag zum Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Im Festjahr falte sich »ein reiches Panorama jüdischen Lebens« auf, sagte Carsten Brosda. Daher sei das Jahr »unglaublich wichtig, um den Reichtum jüdischer Kultur zu vermitteln«.
SOLIDARITÄT Antisemitischer Hass in Deutschland habe verschiedene Quellen, keine davon sei gut. »Wir müssen uns dem Hass durch aktives Engagement entgegenstellen, dazu gehören auch die Filmtage«, forderte Brosda. Filme böten die Chance eines »Blitzschlags des Erkennens«, beispielsweise, wie unterschiedlich alle Menschen seien und trotzdem zu einer Solidarität finden könnten.
»Wir sehen uns als Partner der Jüdischen Gemeinde, und die Filmtage präsentieren eine hohe Kreativität jüdischer Filmemacher«, sagte Andreas Brämer. »Das Programm ist so gut, dass wir es in den nächsten Jahren fortführen können«, bot Felix Grassmann, Betreiber des Abaton-Kinos, an.
»Den Film zu drehen, war eine schwere Reise.«
Alexander Wertmann
Nach der Vorführung von Masel Tov Cocktail stellten Arkadij Khaet und Alexander Wertmann ihre Arbeit vor. Derzeit touren sie mit dem unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Film durch Deutschland. Die Reaktionen seien, so Khaet und Wertmann, sehr unterschiedlich.
VERANTWORTUNG An Schulen würden sie oft »in ein schwarzes Loch senden«, und Gespräche fänden nicht mit den Schülern, sondern mit den Lehrern statt. Außerdem sei die Mehrheitsgesellschaft in der Verantwortung, das Antisemitismusproblem zu lösen.
»Den Film zu drehen, war eine schwere Reise, denn als russischer Kontingentflüchtling Dimitrij Liebermann wehre ich mich gegen einen deutschen Nazi-Mitschüler und breche ihm die Nase, dabei bin ich gar nicht aggressiv«, erzählte Alexander Wertmann. Der 23-Jährige studiert Schauspiel an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch.
Als weitere Filme zeigten die ersten Jüdischen Filmtage Hamburg die Tragikomödie An American Pickle, den russischen Film The Humorist, die Dokumentation Endlich Tacheles, die israelische Komödie Honeymood und als Uraufführung Ein nasser Hund nach der Autobiografie von Arye Sharuz Shalicar.