Der Offenbacher Rabbiner Mendel Gurewitz hat auf seiner Facebook-Seite das couragierte Einschreiten von Anwohnern beim jüngsten antisemitischen Vorfall gewürdigt.
Gurewitz wurde, als er am vergangenen Freitagabend die Offenbacher Synagoge mit seinen Kindern und einigen Freunden verließ, von einem Mann antisemitisch angegriffen.
FLÜCHE »Wir wurden durch sehr laute und gewalttätige Schreie und fürchterliche Flüche eines Passanten aufgeschreckt«, berichtet der Rabbiner.
Innerhalb kürzester Zeit hätten, so Gurewitz, mehrere Augenzeugen interveniert. Sie hätten nicht nur verbal ihre Ablehnung des Angreifers zum Ausdruck gebracht, sondern auch die Polizei gerufen. Einige hätten ihre Häuser verlassen und den Angreifer verfolgt.
»Wir sind stolz, hier zu leben und mit solch tollen Nachbarn gesegnet zu sein.«
Rabbiner Mendel Gurewitz
LIEBE Rabbiner Gurewitz beschreibt das Eingreifen der Nachbarn als »plötzliche Explosion von Liebe und Unterstützung. Offenbach ist eine gute Stadt mit den besten Menschen«, betont er. »Wir sind stolz, hier zu leben und mit solch tollen Nachbarn gesegnet zu sein«, schreibt der Rabbiner weiter.
Auch Hessens Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker lobte die Zivilcourage der Offenbacher Bürger: »Wenn Menschen diesem Judenhass aktiv entgegentreten, findet Antisemitismus auf unseren Straßen keinen Platz mehr.«
»Wir haben den Wunsch, dass jüdisches Leben künftig überall mit genauso beherzter bürgerlicher Zivilcourage verteidigt wird.«
Rabbiner Avichai Apel, Orthodoxe Rabbinerkonferenz
Der Frankfurter Gemeinderabbiner Avichai Apel erklärte für den Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD): »Jeder Angriff auf jüdisches Leben, ob verbal, tätlich oder tödlich ist immer ein Schock für die hier in Deutschland lebenden Juden.«
Apel würdigte ebenfalls das Einschreiten der Augenzeugen: »Als jüdische Gemeinde haben wir den Wunsch, dass jüdisches Leben, was seit 1700 Jahren ein fester Bestandteil Deutschlands ist und zum Alltag einfach dazu gehört, künftig überall mit genauso beherzter bürgerlicher Zivilcourage verteidigt wird – damit wäre gesellschaftlich viel gewonnen.«
VERFAHREN Bei dem Verdächtigen handelt es sich, wie das Polizeipräsidium Südosthessen am Montag mitteilte, um einen 46 Jahre alten Mann ohne festen Wohnsitz. Bei dem Angriff soll er angetrunken gewesen sein.
Der Offenbacher Rabbiner wurde schon mehrmals in der Öffentlichkeit antisemitisch angegriffen.
Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet.
ANGRIFFE Rabbiner Mendel Gurewitz wurde in der Vergangenheit wiederholt in der Öffentlichkeit antisemitisch angegriffen. So wurde er im Juli 2018 auf der Straße von einer Gruppe junger Männer lauthals beschimpft.
2013 war Gurewitz in einem Offenbacher Einkaufszentrum von arabischstämmigen Jugendlichen beschimpft und gestoßen worden. ja