Konzert

Musikalische Romanzen

Yuval Weinberg dirigierte den Chor beim gut besuchten Konzert im Hubert-Burda-Saal der IKG München. Foto: Marina Maisel

Ihrem Motto »Loreleys Schwestern« machten vor Kurzem 24 Sängerinnen des Chors des Bayerischen Rundfunks mit einem Konzert im Hubert-Burda-Saal alle Ehre. Seit rund zwei Jahren arbeitet der Dirigent Yuval Weinberg mit dem BR-Chor. Der 28-jährige Israeli liebt Chormusik und Geschichten; seine Musikauswahl von jiddischen Klassikern über Lieder von Robert Schumann bis zu Kompositionen von Gustav Mahler zu Texten aus der Liedersammlung »Des Knaben Wunderhorn« verzauberte das Publikum.

Die Aussicht auf die musikalische Begleitung von Yaara Tal und einen Auftritt des Tenors Julian Prégariden ließ die Besucher von allen Seiten auf den Jakobsplatz strömen, und schnell bildete sich eine lange Schlange Musikbegeisterter vor dem Eingang ins Gemeindezentrum.

niggun Das Konzert begann mit einem chassidischen Gesang, inklusive harmonisch eingepasstem Niggun. Mit drei jiddischen Liedern von Mordechai Gebirtig kam der Chor ebenfalls bestens zurecht, schuf mit kanonartigem Einsatz ungewohnte, echoartige und wunderbare Effekte. Thematisch geht es in »Reyzele«, das von Dovidl innig geliebt wird, um Gefühle, »Hulyet, hulyet kinderlech« und »Kinderjorn« mahnen an, das Leben zu genießen, »weil vom Frühling bis zum Winter ist ein Katzensprung«.

Liebessehnsüchte und Liebe zur Natur quer durch verschiedene Kulturkreise, das zeichnete die Romantik aus. Die Themenwahl bei diesem Nachmittagskonzert ließ aber auch den musikalischen Humor des Dirigenten und der Pianistin aufscheinen.

Weinberg kommentierte Robert Schumanns »Romanzen für Frauenstimmen« dahingehend, dass das vielfach immer wieder vorkommende Wasser offenbar voller Gefahren sei. Yaara Tal, die mit drei Romanzen für Klavier von Clara Schumann eine Kostprobe ihres brillanten Könnens gab, ging noch einen Schritt weiter. Sie überzeugte den Bayerischen Rundfunk, die Komposition »Alt-Rhapsodie«, op. 53 von Johannes Brahms auf den Kopf zu stellen. Nicht eine Frau sollte das Solo – nachtrauernd – singen, sondern ein emotional verbitterter Mann.

komposition In diesem Fall übernahmen diese Aufgabe Julian Prégardien und statt eines Männerchors der Frauenchor. Damit bekam die Geschichte dahinter ih­re wahre Logik. Brahms hatte seine beeindruckende, doch düstere Komposition der vergeblich verehrten Julie Schumann zur Hochzeit geschenkt. Glück brachte ihr diese Liebesgabe nicht, denn nur drei Jahre später war die Angebetete tot.

Julian Prégardien, Yaara Tal, der BR-Chor und Dirigent Yuval Weinberg bedankten sich am Ende für den Riesenapplaus mit einem hebräischen Lied auf »Das Wohltemperierte Klavier« von Johann Sebastian Bach.

Kino

Unerträgliche Wahrheiten

Das Dokudrama »Die Ermittlung« über den ersten Auschwitz-Prozess wurde bei den Jüdischen Filmtagen gezeigt

von Nora Niemann  05.02.2025

Interview

»Wo immer wir gebraucht werden – wir sind da«

Rabbiner David Geballe über Seelsorge in der Bundeswehr und die Vermittlung von Wissen

von Helmut Kuhn  04.02.2025

Porträt der Woche

Frau der ersten Stunde

Avital Toren wurde vor 30 Jahren gebeten, die Gemeinde in Heilbronn aufzubauen

von Gerhard Haase-Hindenberg  02.02.2025

Hamburg

»Wir sind dran!«

Von Klimawandel bis jüdische Identität: Der Jugendkongress 2025 verspricht vier intensive Tage

von Florentine Lippmann  02.02.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Berlin

Jüdische Stimmen zur Asyl-Abstimmung: Ein Überblick

Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Wir haben uns umgehört

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Bildung

Das beste Umfeld

Zwar beginnt das neue Schuljahr erst nach dem Sommer, doch schon jetzt fragen sich Eltern: Welche Schule ist die richtige? Gespräche mit Schulleitern über Wartelisten, Sprachniveau und Traditionen

von Christine Schmitt  30.01.2025

München

Fit fürs Finale

Beim Vorentscheid zum »Chidon Hatanach« in Jerusalem wurde wieder jede Menge religiöses Wissen abgefragt

von Luis Gruhler  30.01.2025

Rostock

Den Vorhang auf

Seit vielen Jahren gibt es in der Jüdischen Gemeinde eine Theatergruppe. Ein Besuch bei den Proben für »Kalif Storch« im Kulturhistorischen Museum

von Katrin Richter  29.01.2025