Endlich Ferien. Knapp sieben freie Wochen liegen vor manchen Kindern und Jugendlichen. Sie können sie nach eigenem Geschmack gestalten. Doch nach kürzester Zeit droht Langeweile. Viele Freunde sind verreist, die Jugendzentren geschlossen, die Eltern arbeiten, und wie der Tag gestaltet werden soll, ist die große Frage. Antworten darauf geben die Gemeinden, die Zentralwohlfahrtsstelle (ZWST) und Makkabi in Form von Day Camps, Machanot oder Trainingswochen.
»Die Gemeinde soll aktiv sein, deshalb möchten wir auch unseren Kindern etwas anbieten«, sagt Leonid Chraga, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde in Dortmund. In den ersten beiden und in den letzten beiden Ferienwochen findet traditionell ein Day Camp statt.
25 Kinder und acht Madrichim unternehmen gemeinsam Ausflüge ins VfB-Fußballstadion, in den Zoo, in einen Naturschutzpark oder ins Museum. Außerdem wird gemeinsam gebetet und Schabbat gefeiert, sagt Anton Tsirin, der das Camp leitet. Für die letzten beiden Ferienwochen seien sogar noch einige Plätze frei, sagt Tsirin. Eingeladen sind alle Sechs- bis Zwölfjährigen.
inspiration In Düsseldorf hatten sich bereits im Vorfeld mehr Kinder für das iCamp (6. bis 24. August) angemeldet als im vergangenen Sommer. Insgesamt werden 100 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren mit von der Partie sein. Das »i« steht für Identität, Interaktion und Inspiration. Es sind auch Kinder aus Israel dabei, die in Düsseldorf ihre Großeltern besuchen und die Zeit für Camps nutzen.
»Es wird sich alles um Ahawa, also Liebe, drehen«, verrät Raissa Manachirova, Leiterin des Düsseldorfer Jugendzentrums, die das Day Camp gemeinsam mit zwölf Madrichim auf die Beine stellt. Dabei geht es um Freundschaft, Familie und Essen. Große Ausflüge wie beispielsweise in das Museum des Deutschen Fußballbundes in Dortmund und zu einem Freizeitpark in den Niederlanden stehen ebenso auf dem Tagesplan.
Auch Workshops bei »Kunst im Tunnel«, einem zwei Meter unterhalb der Rheinuferpromenade gelegenen Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst in Düsseldorf, sind bereits gebucht. »Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht und weiß, dass das Angebot gut ankommt.« In der dritten und letzten Camp-Woche wird eine Zirkusshow einstudiert. Spezielle Coaches werden mit den Kids trainieren. »Das hatten wir schon einmal vor drei Jahren, und es war super.« Natürlich steht koscheres Essen auf dem Speiseplan.
Raissa organisiert solche Day Camps bereits zum dritten Mal. »Mit jedem Jahr wird es leichter, weil ich immer mehr Erfahrungen in der Logistik sammle«, sagt Raissa Manachirova. Die Kinder sind in Gruppen eingeteilt, die jeweils von zwei Betreuern geleitet werden.
Das Jugendzentrum in Duisburg lädt ebenfalls in den letzten Ferienwochen (13. bis 24. August) zu einem Day Camp ein. Jeweils 20 Kinder haben in den vergangenen Jahren daran teilgenommen. Für dieses Jahr sind noch Plätze frei. Auch in Bochum treffen sich die Kids zu einem Camp.
Chabad-angebote In Nürnberg bietet Chabad Lubawitsch vom 6. bis zum 17. August eine Kinder- und Jugendfreizeit an. Es wird mit 40 Kindern gerechnet. Die Betreuer kommen aus Israel und Wien. Auf dem Programm stehen jüdische Geschichte, Ausflüge und Basteln. Auch in Hannover, Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe, Hamburg und München organisiert Chabad Ferienlager.
Seit zwölf Jahren bietet Maccabi München Sommerfreizeiten unter dem Titel »Soccer meets Tennis« für Sportbegeisterte an, die Fußball oder Tennis spielen wollen. »Wir sind selbst verblüfft, dass wir so viele Anmeldung für Tennis bekommen haben«, bekennt Maurice Schreibmann, Vereinsmanager von Maccabi. Natürlich »ohne Erfolgsdruck, denn die Kids sollen ja Ferien machen«.
Man kann die Sportarten auch kombinieren. 120 Kinder können teilnehmen. Derzeit gibt es noch freie Plätze für die zweite Woche, vom 6. bis 10. August. Willkommen sind alle Sechs- bis 14-Jährigen, denen bei ihren sportlichen Übungen stets Trainer zur Seite stehen.
In Frankfurt hat Makkabi ein siebenwöchiges Programm auf die Beine gestellt. Denn an den internationalen Schulen der Stadt beginnt der Unterricht erst eine Woche später, wie Makkabi-Mitarbeiterin Sabine Weiss sagt. Die gesamten Ferien über gibt es Tenniscamps, das kommende startet am 30. Juli. Kinder ab fünf Jahren und Jugendliche können mitmachen.
Ebenfalls am Montag beginnen Camps für Fußball, Basketball und Schach. Diejenigen, die das königliche Spiel bereits etwas beherrschen oder Lust haben, es auszuprobieren, sind ins Philanthropin eingeladen. Wer nur für ein paar Stunden kommen möchte, kann trotzdem einen Kurs buchen. Allgemein sind zwischen 10 bis 15 Uhr Trainingszeiten eingeplant.
»Azmaut«, Unabhängigkeit, nennen sich die Machanot, die die ZWST – inspiriert vom 70. Geburtstag des Staates Israel – anbietet. »Wir thematisieren die Erfolge des Staates von der Gründung bis heute und die Beziehung von uns als Juden in der Diaspora zum Staat Israel«, sagt Nachumi Rosenblatt vom Jugendreferat, der derzeit die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Machane begleitet. Knapp 700 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland sind mit der ZWST in Ferienlagern unterwegs. Hinzu kommen Familienseminare und die 18+-Ferienwoche in Gatteo a Mare in Italien, an denen weitere 100 Interessierte teilnehmen.
USA-Reise Das Erholungsheim Bad Sobernheim ist für die Acht- bis Elfjährigen reserviert. Die etwas Älteren reisen an die italienische Adriaküste und die 15- bis 19-Jährigen nach Israel. In diesem Jahr findet vom 5. bis 16. August auch ein Austausch mit NJY Cedar Lake Camp in den USA statt. Insgesamt 100 Betreuer werden die Reisen nach Italien und Bad Sobernheim begleiten. Weitere 60 Mitarbeiter vom Koch über Sicherheitsleute bis zur Krankenschwester sind darüber hinaus im Einsatz. Für die Reisen im letzten Turnus vom 7. bis zum 19. August werden noch Anmeldungen angenommen.
Immer wieder werde das Programm erweitert, sagt Rosenblatt. In diesem Sommer seien beispielsweise Trainer von Makkabi dabei, die jeden Tag Sportaktivitäten anbieten. Neu sei auch, dass bei allen italienischen Ferienlagern ein zweitägiger Ausflug nach Rom vorgesehen ist. »Die Kinder haben die Möglichkeit, die jüdische Geschichte Roms zu erleben, und besuchen die jüdische Gemeinde der Ewigen Stadt, wo sie Gleichaltrige treffen werden.«
Kinder-Rallye Wer lieber gemeinsam mit seinem Nachwuchs unterwegs sein möchte, der ist möglicherweise im Jüdischen Kulturmuseum in Augsburg gut aufgehoben. Vom 1. August bis zum 9. September bietet es zahlreiche Führungen durch das Museum und die Dependance Ehemalige Synagoge Kriegshaber an, wo einst eine bedeutende Gemeinde des Landjudentums existierte. Am Sonntag, 5. August, gibt es eine Kinder-Rallye, bei der die Kids zum Beispiel die Frage beantworten sollen, warum im Museum Donald Duck, Micky Maus und Goofy zu sehen sind. Oder wie hebräische Buchstaben aussehen.
Noch etwas für die ganze Familie: Die jüdische Gemeinde Freiburg lädt am 5. August um 12 Uhr zum Familienpicknick ein. Das hat an der Dreisam inzwischen schon Tradition.