9. November

Münchner Polizei nimmt jüdischen SPD-Politiker fest

Marian Offman Foto: Matthias Balk

Der SPD-Politiker und frühere Münchner Stadtrat Marian Offman ist am Mittwoch vergangener Woche bei einer Kundgebung der sogenannten Querdenker-Bewegung mit Verschwörungsanhängern aneinandergeraten. Auf dem Max-Joseph-Platz in München wurde der 74-Jährige laut eigener Aussage antisemitisch beleidigt. Am Ende führte die Polizei Offman ab – äußerst unsanft, wie Videos zeigen.

Die »Querdenker« hatten ausgerechnet am Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 zu einer Kundgebung für »politisch Gefangene« aufgerufen. Offman berichtet, dass er dort mit einer Frau und einem Mann in die verbale Konfrontation gegangen sei. Diese hätten ihn daraufhin nicht nur antisemitisch beleidigt, sondern auch Hitler verherrlicht sowie die Schoa mit Maßnahmen der Covid-Pandemie verglichen. Der SPD-Politiker habe den Mann dann zurück beschimpft. Beide Männer hätten daraufhin Anzeige erstattet.

würgegriff Polizeibeamte sollen Offman dann zur Vernehmung aufgefordert haben. »Nachdem ich mich weigerte mitzugehen, nahmen sie mich von zwei Seiten in den Würgegriff«, schildert der 74-Jährige. Ein dieser Zeitung vorliegendes Video zeigt einen Teil der entsprechenden Szene. Offman berichtet zudem, dass die Polizisten nicht von ihm abließen, auch dann nicht, als er darauf hinwies, dass er wegen einer Rippenprellung Schmerzen habe.

»Ich habe mich selten in meinem Leben so erniedrigt und gedemütigt gefühlt, wie auf diesem Spießrutenlauf durch die Residenzstraße.«

Marian Offman

»Ich habe mich selten in meinem Leben so erniedrigt und gedemütigt gefühlt, wie auf diesem Spießrutenlauf durch die Residenzstraße«, so der 74-Jährige. Offman sagte dieser Zeitung, dass der SPD-Abgeordnete Florian Ritter wie auch die Fachstelle für Demokratie der Landeshauptstadt München dem Fall nun nachgehen wollen.

Seit Jahrzehnten ist Offman für seinen Kampf gegen rechtsextreme Gewalt und Ideologien bekannt. Fast 20 Jahre saß er für die CSU im Münchener Stadtrat. 2019 wechselte er in die SPD. Zwischen 2004 und 2012 war er zudem Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Polizei Die Bayerische Polizei teilte auf Anfrage mit: »Herr Offman war bei einer Versammlung in ein Gespräch mit zwei Versammlungsteilnehmern verwickelt, bei dem es zu gegenseitigen Beleidigungen kam; alle drei Personen wurden zu einer Bearbeitungsstelle der Kriminalpolizei am Rande der Versammlungsörtlichkeit gebracht, wo die Anzeigen aufgenommen wurden.« Nach 20, 30 Minuten seien alle wieder entlassen worden.

»Es handelte sich um eine Gruppe junger Polizisten einer Einsatzhundertschaft. Sie kannten den Namen der Person nicht und wussten auch nicht, um wen es sich handelt«, erklärte Andreas Franken, Pressesprecher der Polizei München. »Ich kann nachvollziehen, dass ein Bürger jüdischen Glaubens in einer solchen Situation mit dem Kontext der Versammlung und des speziellen Datums sich emotional belastet fühlt.«

Berlin

Sicher in der Kunst

Im Herbst 2024 wurde die Jüdische Kunstschule gegründet. Sie soll ein »Safe Space« für Kreative sein. Ein Besuch in zwei Workshops

von Katrin Richter  21.01.2025

München

Zeugnisse jüdischen Lebens

Das Landesamt für Denkmalpflege kartografiert die Friedhöfe in Thalkirchen und Freimann

von Ellen Presser  21.01.2025

Fundraising

In Rons Namen

Die Eltern eines ermordeten israelischen Soldaten widmen ihrem Sohn ein Tierheim und sammeln Spenden für das Projekt. In Berlin sind zwei Benefizkonzerte geplant

von Christine Schmitt  21.01.2025

Berlin

Margot Friedländer: »Die Demokratie schwankt«

Die 103-Jährige wurde von den Nazis ins KZ Theresienstadt verschleppt. Vor dem nationalen Holocaust-Gedenktag warnt sie: »Seid vorsichtig«

von Verena Schmitt-Roschmann  21.01.2025

Oldenburg

Anschlag auf Synagoge bei  »Aktenzeichen XY ... Ungelöst«

Ein Unbekannter hatte einen Brandsatz gegen die massive Tür des Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen

 20.01.2025

Jahrestag

Das Grauen seit 80 Jahren im Kopf

Albrecht Weinberg wird bald 100. Er gehört zu den wenigen Zeitzeugen, die noch von der Verfolgung und Ermordung der Juden berichten können. Gerda Dänekas hat ihn ermuntert, seine Geschichte zu erzählen - und damit beider Leben verändert

von Karen Miether  20.01.2025

Schoa-Gedenken

Scholz: »Jüdisches Leben, das ist Deutschland«

Bei einer Gedenkveranstaltung in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt sagt der Bundeskanzler 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz: »Ich trete jedem Schlussstrich entgegen«

 19.01.2025

Dokumentation

»Was bedeutet Auschwitz heute noch für Deutschland?«

Am Sonntag gedachte die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main des 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hielt eine Gastrede

 19.01.2025

Schoa-Gedenken

Carolin Emcke beklagt »Tetris der Menschenverachtung«

Die Publizistin sprach in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

 19.01.2025