Ab dem kommenden Schuljahr wird aus der Jüdischen Oberschule (JOS) das »Jüdische Gymnasium – Moses Mendelssohn«. Elf Repräsentanten haben diesem Antrag in der Repräsentantenversammlung (RV) am Mittwochabend nach langer Diskussion zugestimmt. Die Schulkonferenz, das höchste Gremium einer Schule, hatte sich für diesen Namen entschieden. Einige Repräsentanten favorisierten andere Vorschläge wie beispielsweise Theodor Herzl.
Schuldezernentin Carola Melchert-Arlt betonte, dass die RV als Schulträger zwar entscheiden dürfe, aber mit der Nichtbeachtung des Beschlusses der Schulkonferenz zeigen würde, dass alle Entscheidungen dieses Gremiums nicht mehr bindend seien.
Der Namensänderung war ein Streit vorausgegangen, der bei der Versammlung der Gesamtelternvertreter (GEV) der Jüdischen Oberschule für Wirbel sorgte. Denn bereits seit 1993 wurde die Bezeichnung Moses Mendelssohn favorisiert, doch der Vorstand ließ ausrichten, die Schule solle Theodor Herzl oder Golda Meir heißen. »Zum ersten Mal standen nicht mehr Themen wie Schulgeld oder Essen im Mittelpunkt, sondern es gab nur noch dieses eine Problem«, sagte Andreas Reiter, GEV-Vorsitzender.
Im vergangenen Herbst hatte der Berliner Senat die Schule aufgefordert, ihr einen Namen zu geben, was aufgrund der Schulreform Pflicht geworden ist. Die Jüdische Oberschule (JOS) hatte auf den Namen Moses Mendelssohn gewartet. Bisher trug ihn eine staatliche Schule. Somit war er vergeben.
Zusatznamen Da diese Schule den Namen nun abgegeben hat, steht er der JOS zur Verfügung. Nach langen Diskussionen waren sich alle Schulgremien – Eltern, Schüler, Lehrer und die Schulkonferenz, der auch die Gesamtelternvertreter angehören, mit großer Mehrheit einig, die Jüdische Oberschule mit dem Zusatznamen Moses Mendelssohn zu versehen, so Andreas Reiter.
Bei der jüngsten Konferenz war die Schuldezernentin der Jüdischen Gemeinde, Carola Melchert-Arlt, anwesend und verkündete einen Beschluss des Vorstandes, nach dem die Schule in Theodor Herzl oder Golda Meir umbenannt werden sollte – aus Solidarität mit Israel.
»Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde hatte damit den Beschluss aller Schulgremien, inklusive der Schulkonferenz, ignoriert«, kritisiert Reiter. »Wir hatten das mit großer Enttäuschung aufgenommen, denn Moses Mendelssohn hat einen engen Bezug zur Schule, immerhin gehörte er vor 234 Jahren zum Kreise der Gründer und gilt als der wesentliche geistige Initiator.«
Diskussion An der Solidarität der Eltern mit Israel müsse auch ohne den Namen Herzl oder Meir am Türschild nicht gezweifelt werden, »was wir mit unserem täglichen Handeln, aber auch optisch mit einer israelischen Fahne im Schulhof deutlich machen«. Es handele sich schließlich um eine jüdische Schule in Deutschland und nicht um eine israelische. »Die Elternvertreter fühlten sich, freundlich ausgedrückt, veralbert«, sagt Reiter.
Fast ein Jahr lang wurde diskutiert – und dann komme der Vorstand, setze sich über alle Beschlüsse hinweg und bringe andere Namen auf. »Es gibt ein Kommunikations- und Demokratiedefizit des neuen Vorstandes, bei der urplötzlichen Einmischung in die Namenswahl«, sagt der Elternvertreter.
Die Schuldezernentin Carola Melchert-Arlt hatte bereits im Vorfeld dem Vorstand empfohlen, »die Autorität der Schule anzuerkennen und den Beschluss der Schulkonferenz zu übernehmen«.