EMG 2015

»Momente wie diese«

Zwanzig Minuten plus Halbzeit, dann war die Partie vorbei. Sportlich gesehen jedenfalls. Doch allein für diese knappe halbe Stunde lohnte sich das Zuschauen. Denn in der Sömmeringhalle im Berliner Stadtteil Charlottenburg trafen am Montagabend zwei starke Teams zum Freundschaftsspiel »Let’s Play Together« aufeinander: die All-Stars von Makkabi-Spielern und eine deutsch-israelische Promi-Auswahl mit ehemaligen und aktuellen Profi-Spielern von Alba Berlin und Basketballlegenden von Maccabi Electra Tel Aviv.

»Für Momente wie diese sind wir hier«, schwärmte Harris Craig, Trainer des britischen EMG-Teams, das geschlossen vom Rang aus zuschaute und die Schaupartie sichtlich genoss. Einen Tag vor den EMG-Basketball-Finals in der Sporthalle Charlottenburg sei das Spiel der Stars aus Berlin und Tel Aviv genau der richtige Ansporn für seine Mannschaft.

Idole Mit einer Handbewegung deutet er auf seine Teamkollegen, allesamt in rot-weiß-blauen EMG-Trikots von Maccabi Great Britain. Er muss schreien, denn die Stimmung der rund 2000 Zuschauer in der kleinen Sporthalle tobt vor Begeisterung. »Ich bin seit 15 Jahren Trainer«, sagt Craig. Doch so etwas wie die EMG habe er bisher noch nicht erlebt. »Es ist ein Traum: Nie hätte ich gedacht, dass ich die Idole meiner Jugend von Maccabi Tel Aviv hier in Berlin spielen sehen würde«, sagt er versonnen.

Er ist zum ersten Mal in Berlin. Vor ein paar Jahren noch konnte er es sich nicht vorstellen, überhaupt nach Deutschland zu fahren. Doch die EMG haben alles verändert. Das liege an der Warmherzigkeit und Weltoffenheit Berlins, sagt Craig, vor allem aber an dem, was er »das jüdische Band« nennt.

»Die Kids haben sich während der Spiele mit jüdischen Sportlern aus Deutschland, den USA und der Türkei angefreundet. Sie werden erst später begreifen, dass sie damit Teil der Geschichte geworden sind. Denn dieser jüdische Zusammenhalt, die Stärkung der eigenen jüdischen Identität – das bleibt der vorwiegende Eindruck dieser EMG«, meint der Trainer. Er sei einfach nur glücklich.

austausch In der Legenden-Mannschaft kommen derweil Maccabi-Altmeister Doron Jamchy sowie Alba-Spieler Sven Schultze, Ademola Okulaja und Kapitän Alex King zum Einsatz. Dieser war direkt von einem Vorbereitungsspiel mit der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien nach Berlin zu den EMG gereist. »Die Gelegenheit, dabei zu sein, wollte ich mir nicht nehmen lassen«, sagte der Alba-Kapitän später. Zwischen den beiden Profi-Vereinen bestehen seit Jahren freundschaftliche Kontakte, darunter in der Jugendarbeit und bei gemeinsamen Trainings.

Das Team der Makkabi-All-Stars verstärkte EMG-Pate Pascal Roller. Obwohl die Profis mit 52:36 (27:14) souverän die Oberhand behielten, gelang es den blau-weißen Makkabi-Spielern dennoch, so manchen Zweikampf für sich zu entscheiden.

Während den Spielern auf dem Feld angesichts der mediterran anmutenden Temperaturen die Erschöpfung bald anzusehen war, strömten immer mehr Jugendliche zum Spielfeld und schauten ihren Idolen aus direkter Nähe zu – in der kleinen, eher familiär anmutenden Halle kein Problem. Jedes Winken des Alba-Maskottchens Albatros wurde mit Jubel quittiert, jeder Hüpfer des blauen EMG-Pendants Makkabär mit »Makkabi Chai«-Rufen.

machane Für Mark Weinschenker ist das Basketball-Spiel zwischen den Stars der Euroleague und der Makkabi-Auswahl einer der Höhepunkte der jüdischen Sportspiele. Als Madrich des ZWST-Sommermachane nahe Berlin hat er die ganze Woche über jüdische Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren betreut. »Wir haben fast jeden Tag Ausflüge zu den EMG gemacht«, erzählt er, während er unter seinen Schützlingen Orangensaft und Äpfel zur Stärkung verteilt. Wie die meisten Zuschauer in der Charlottenburger Sporthalle hat Mark Weinschenker dieses spezielle EMG-Leuchten in den Augen.

»Der Funke ist von Anfang an übergesprungen, seit der Eröffnung sind wir alle wie elektrisiert«, erzählt der Jugendbetreuer. Was er den Jugendlichen mit dem Machane-Programm vermitteln wolle, werde bei den EMG ganz natürlich mit Leben gefüllt. »Unser diesjähriges Machane-Motto heißt: Ami – mein Volk. Genau das erleben wir hier bei den EMG, ob bei den Wettkämpfen oder Freundschaftsspielen.«

Erfurt

Israelischer Botschafter besucht Thüringen

Botschafter Ron Prosor wird am Montag zu seinem Antrittsbesuch in Thüringen erwartet

 15.03.2025

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025