Sie kommen aus Berlin, Chemnitz, München oder Trier. 400 junge Jüdinnen und Juden haben sich am Wochenende zum Jugendkongress in Hamburg zusammengefunden – um einander kennenzulernen, sich auszutauschen und miteinander zu diskutieren.
Bereits beim Eröffnungsdinner am vergangenen Donnerstag wurde klar, in welch außergewöhnlicher Situation der Jugendkongress, von allen »Juko« genannt, stattfand.
Im Podiumsgespräch mit Hanna Veiler, der scheidenden Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), nahm Igor Levit kein Blatt vor den Mund. Die Bilder von der Überführung der Leichen von Shiri, Kfir und Ariel Bibas ließen ihn nicht los. »Ich kann seit einer Woche nicht ans Klavier«, sagte der Star-Pianist vor einem Publikum, das ihn nur zu gut verstand. Auch die Bundestagswahl und das starke Abschneiden der AfD betrübten ihn sehr, so Levit. »Diese Wahl ist für mich ein Kontinuum von dreieinhalb beschissenen politischen Jahren.«
Ganz so trübselig ging es beim Juko nicht immer zu. Aber dass die Lage für junge Jüdinnen und Juden in Deutschland ernst ist, war deutlich zu spüren. Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Trauer wechselten sich in diesen vier Tagen in Hamburg ab.
Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Trauer wechselten sich in diesen vier Tagen in Hamburg ab.
Der Jugendkongress wird von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland organisiert. Dieses Jahr fand er unter dem Motto »Our Turn« statt. Er ist die größte Veranstaltung seiner Art für junge jüdische Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren. Auch diesmal wurde er dem Anspruch gerecht und wartete mit einer Vielzahl an Workshops, Podien und Ausflügen auf.
Einige Highlights aus dem Programm: Am Freitag konnten die Teilnehmer aus einer Reihe an Stadt-Touren wählen, darunter eine Hafenrundfahrt und ein Besuch im NDR-Fernsehstudio.
Im Anschluss ging es politisch weiter. Auf einem Podium diskutierten unter anderem der Bundestagsabgeordnete Michael Roth und das Knesset-Mitglied Yorai Lahav-Hertzanu über die Sicherheit Israels, und in einem spektakulären Vortrag erklärte der Journalist Yoseph Haddad, warum er stolzer Araber und zugleich stolzer Israeli ist. Später am Abend bekamen dann Interessierte von dem Beziehungscoach Aleeza Ben Shalom Nachhilfe in »Jewish Dating«.
Kein Juko ist komplett ohne die Schabbat-Feier mit gemeinsamem Kerzenzünden und großer Hawdala zum Abschluss. Doch der eigentliche Höhepunkt kam danach: die legendäre Party am Samstagabend. Nur hier gilt: What happens at Juko, stays at Juko.