Es ist ein sonniger Tag, als der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, und der Oberbürgermeister von Magdeburg, Lutz Trümper, zum Spaten greifen, um symbolisch den Baustart der Neuen Synagoge zu markieren.
Auch Dieter Steinecke vom Förderverein »Neue Synagoge zu Magdeburg« ist dabei, Frank Toepel, der mit seiner Baufirma das Projekt umsetzen wird, und Wadim Laiter. Er freue sich, sagt der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg, ganz zufrieden sei er, wenn die Synagoge eröffnet werde. Im November 2023 soll es so weit sein.
Das Projekt ist seit einigen Jahren im Gespräch, und es war nicht leicht, den Bauplatz auszuwählen, Mitstreiter zu gewinnen, Kritik auszuhalten und letzten Endes eine Finanzierung zu stemmen. 3,4 Millionen Euro soll der Bau laut Planung kosten. Wadim Laiter ist vorsichtig mit den Zahlen, die am Ende stehen könnten, und möchte ohnehin am liebsten gar nicht darüber sprechen, auch, um Antisemitismus und Neid vorzubeugen.
Pragmatismus Es soll ein moderner, pragmatischer Bau werden – schlicht in der Umsetzung, mitten in der Stadt gelegen, in der Julius-Bremer-Straße 3. Dort stand ganz in der Nähe früher, bis 1938, die ursprüngliche Synagoge der Stadt. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Die Stadt stellte das neue Grundstück zur Verfügung. Der Förderverein sammelte beträchtliche Mittel. Jetzt also soll es losgehen.
Er sei dankbar für die vielen Befürworter, Sponsoren und Helfer im Hintergrund, sagt Wadim Laiter. Der Synagogenbau hätte viele Freunde und sei ein »Volksprojekt«.
Liberale und modern-orthodoxe Gemeinde können sich nicht über eine Synagoge einigen.
Die beiden Landesrabbiner von Sachsen-Anhalt und Sachsen, Daniel Fabian und Zsolt Balla, kamen zum symbolischen Start und segneten das Vorhaben mit einem gesungenen Psalm. Etwa 100 Personen waren dabei zu Gast, circa 30 aus der Synagogen-Gemeinde von Wadim Laiter.
nationalfeiertag Dass dieser Spatenstich am Jom Haazmaut stattfand, Israels Nationalfeiertag, an dem weltweit die Unabhängigkeit des jüdischen Staates gefeiert wird, sei für ihn besonders schön. Die Synagoge werde offen sein – »für alle«, betont Laiter. »Alle, die kommen möchten, sind herzlich eingeladen.«
Nur eines liegt schwer in der Luft: die Diskrepanz zur Liberalen Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg e.V. Der Konflikt schwelt seit Jahren und habe persönliche Gründe. Man habe sich auch in den vergangenen Monaten nicht miteinander verständigen können und wollen. »Wir sind nicht im Gespräch«, so die knappe Formulierung, und Wadim Laiter wird sichtlich ungehalten, wenn er darüber sprechen soll. Ein gemeinsames Synagogen-Projekt beider ist es also nicht.
Denn auch die Liberale Gemeinde beansprucht einen Teil der Synagoge oder wenigstens einen separaten Raum, um dort nach ihrem Ritus den Schabbat zu begehen. Die Vorsitzende, Larisa Korshevnyuk, bedauert den Streit und ist enttäuscht, dass sie nicht einmal eine Einladung zum symbolischen Spatenstich erhalten habe.
Zur Gemeinde von Larisa Korshevnyuk gehören 110 Mitglieder.
Der Riss durch beide Gemeinden dürfte tief sein und wird deutlich, wenn beide Seiten den Konflikt sehr unterschiedlich schildern. Zur Gemeinde von Larisa Korshevnyuk als Mitglied der Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ) gehören 110 Mitglieder.
Die einst aus Odessa eingewanderte Jüdin lebt seit 1996 in Magdeburg und bedauert den Ärger, sehe jedoch auch keinen Kompromiss. »Wir stoßen auf taube Ohren.«
Debatte Auch Wadim Laiter möchte diese Diskussion nicht mehr führen und macht klar, dass er nicht mehr debattieren werde. Auch er kam einst aus der Ukraine nach Sachsen-Anhalt, wurde auf der Krim geboren, wuchs in Dnepropetrowsk auf und lebt seit 27 Jahren in Magdeburg.
Seit zehn Jahren führt der 58-Jährige die modern-orthodoxe Gemeinde, die heute etwa 400 Mitglieder zählt.
Trotz aller innerjüdischen Diskrepanzen wird der Bau nun in Magdeburg beginnen. In Dessau-Roßlau ist man hingegen schon etwas weiter. Dort soll bereits Ende des Jahres eine neue Synagoge eingeweiht werden. »Da freuen wir uns sehr für unsere Schwestergemeinde. Je mehr Synagogen gebaut werden, desto besser«, so Wadim Laiter.
Derzeit beschäftige ihn, wie viele andere Gemeindevorsitzende in Deutschland auch, die Zuwanderung neuer – auch jüdischer – Menschen aus der Ukraine. Etwa zwölf Personen jüdischer Abstammung hätten einen Antrag auf Aufnahme in die Gemeinde gestellt. Circa 100 neu angekommene Ukrainer habe seine Gemeinde bislang betreut, sagt Laiter.