Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (100) ist mit der Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin ausgezeichnet worden. Sie verkörpere auf eine herausragende Weise eine Form von Demokratieerziehung, die Verstand und Herz gleichermaßen anspreche, erklärte die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann.
Friedländers Impuls sei so wichtig in einer Zeit, »in der sich
einerseits immer weniger Zeitzeugen des Holocaust noch zu Wort
melden und in der sich andererseits die Zusammensetzung der
Gesellschaft rapide verändert«, zitierte die Hochschule am Mittwoch aus der Laudatio.
Jeder und jede könne zu einem sekundären Zeugen werden. Aber junge Menschen müssten dazu auch ermutigt, ermächtigt und gebildet werden. »Hier haben die Schulen und Universitäten eine Mitverantwortung«, so Assmann.
Die Ehrendoktorwürde für Friedländer war vom Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften vorgeschlagen worden. Friedländer hat für ihr Engagement als Zeitzeugin bereits das Bundesverdienstkreuz bekommen, sie ist Berliner Ehrenbürgerin.
Ihre Familie wurde nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sie selbst wurde in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Nach dem Krieg ging sie 1946 mit ihrem Mann Adolf Friedländer in die USA. Einige Jahre nach dessen Tod kehrte Margot Friedländer in ihre alte Heimat Berlin zurück.
Der Film »Don’t call it Heimweh« und ihr Buch »Versuche, dein Leben zu machen« erzählen ihre Geschichte. Bei ihrer Arbeit als Zeitzeugin liegen ihr besonders junge Menschen am Herzen.