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Verein

Mit Rückenwind vom Festjahr

»Wir wollen einladen, das Judentum alltäglich zu erleben«: der Vorstand des Vereins Foto: privat

Der Ort hätte symbolträchtiger nicht sein können: In der Synagogen-Gemeinde Köln (SGK), der nachweislich ältesten jüdischen Gemeinde Mittel- und Nordeuropas, konstituierte sich der Verein »Jüdisches Leben in Europa«.

Der Verein verfolgt das Ziel, jüdisches Leben im Raum der Europäischen Union und darüber hinaus sowie dessen über zwei Jahrtausende zurückreichende Geschichte und Kultur positiv und öffentlichkeitswirksam zugänglich zu machen und zu vermitteln. Laut Präambel der Vereinssatzung fördert der Verein »einen paneuropäischen, gesamtgesellschaftlichen, interreligiösen Austausch (…) zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Akteuren und Institutionen aus Ländern der EU und Israel«.

Solidarisierung Zu den Zielen der Vereinsarbeit gehört ausdrücklich auch der Einsatz gegen Antisemitismus, um die Solidarisierung mit den Jüdinnen und Juden in den jeweiligen Ländern übergreifend zu stärken. Ausgangspunkt für die Vereinsgründung sind die Erfahrungen aus dem Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«, das im Jahr 2021 begangen wurde und coronabedingt erst Mitte vergangenen Jahres nach rund 2400 Veranstaltungen offiziell beendet wurde.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, betont: »In Deutschland haben wir in dem Festjahr erlebt, dass es großes Interesse an der Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens gibt. In der europäischen Kultur ist das Judentum ebenso fest verankert. Wir wollen mit dieser Initiative dafür sorgen, dass auch dieses Wissen so weit wie möglich verbreitet wird.«

SGK-Mitglied Andrei Kovacs, der den Verein neben dem Vorstand als Geschäftsführer nach außen vertritt, hatte bereits in seiner Zeit als Geschäftsführer des Vereins »321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« das über Deutschland hinausgehende Interesse an jüdischem Leben, jüdischer Kultur, Religion und Geschichte registriert.

Vielfalt In vielen Ländern stehe allerdings die Erinnerung an die antisemitischen Übergriffe und Gräuel, wie sie von Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus ausgegangen waren, im Mittelpunkt des Umgangs mit Juden. »Wir wollen einladen, jüdisches Leben und jüdische Kultur alltäglich zu erleben und sie auch aus den Gemeinden selbst viel sichtbarer in ihrer ganzen Vielfalt in die Gesellschaft zu tragen.«

In der Vereinssatzung ist dazu neben der Mitgliederversammlung, dem Vorstand und dem Kuratorium ein sogenannter Europabeirat als zusätzliches Gremium vorgesehen. Dem dreiköpfigen ehrenamtlichen Vereinsvorstand müssen laut Satzung mindestens zwei Vertreter einer jüdischen Gemeinde angehören, die vom European Jewish Congress anerkannt ist. Bei der Gründung des Vereins wurde Ruth Schulhof-Walter zur Vorstandsvorsitzenden gewählt. Sie kommt ebenso wie das Vorstandsmitglied Vivian Graetz aus der Kölner Synagogen-Gemeinde. Der Unternehmer Peter Reinecke komplettiert das Gremium.

Mit Abraham Lehrer steht der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland an der Spitze des Kuratoriums. Lehrer hatte das Festjahr bereits maßgeblich begleitet und mitgestaltet. Nun sollen die vielen positiven Erfahrungen nachhaltig vertieft werden.

»Wir bringen den Rückenwind aus dem Festjahr in die zukünftige Arbeit des neuen Vereins ein und wollen das in Europa fruchtbar machen.« Es komme darauf an, die jüdische Stimme in den europäischen Gesellschaften hörbarer zu machen und einen Beitrag zu leisten, das zivilgesellschaftliche und demokratische Selbstverständnis zu verfestigen.

Jom Haschoa

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