Erstmals waren sie in Deutschland zu Gast, erstmals in Thüringen. Das Achava-Festival hatte die Maccabeats vor etlichen Monaten eingeladen, weil sich – so Martin Kranz, der Intendant – viele Menschen genau diese A-cappella-Gruppe aus New York gewünscht hatten.
Denn die 14 jungen Männer sind die Stars der jüdischen Musikszene, besonders jedes Jahr im Dezember mit einem sehr individuellen Chanukka-Lied, einem Popsong, den sie auf ihre ganz eigene Weise interpretieren und der hunderttausendfach im Netz geklickt wird.
energie Jetzt waren sie also in Erfurt und gaben ein umjubeltes Konzert. Der Ort, ungewöhnlich und leuchtend im Abendlicht: die Peterskirche. Sie ist nicht nur Thüringens älteste romanische Kirche, sondern steht vis-à-vis vom Dom, dessen Spitzen durch die Fenster des Konzertortes leuchten. Auf dem Domplatz brummt das Oktoberfest, in der Peterskirche sind es die leisen, die zarten, aber auch die energiegeladenen Töne der Maccabeats.
Die 14 Sänger schöpfen schier unendliche Klänge aus ihren Kehlen, kein Instrument weit und breit, und doch klingt ihre Musik so, als wäre mindestens irgendwo ein Bass, ein Schlagzeug, irgendetwas Greifbares versteckt – aber nein, es ist die pure menschliche Stimme und alles, was ein Mund und ein Hals hervorbringen können.
Joshua Marc Leviton ist der Beatboxer der Gruppe und stand bereits einige Stunden vorher vor einem sehr jungen Publikum: Ein Hörsaal der Universität Erfurt wurde zum Workshop für Beatboxen. Ein Angebot der Achava-Festspiele – extra für die junge Generation, um Spaß zu haben, aber auch, um Neues zu entdecken und mit Joshua in Kontakt zu kommen.
Kippa »Seid ihr bereit? Wollt ihr das, was ich mache, lernen?« Er strahlt in die Menge – und die Menge strahlt zurück. 100 neugierige Schüler versuchen, das Geheimnis zu verstehen, wie man aus Vokalen und Konsonanten diese Vielfalt der Klangwelten schafft. Mit schlichtem T-Shirt und Kippa steht Joshua vor ihnen und transformiert die Töne auf seinen Lippen, das Mikrofon fest am Mund.
Es schnalzt, surrt und klickt – auch abends auf der Bühne der Peterskirche. Das Publikum ist fasziniert, wippt, groovt und schnippst mit. Es sind die Popsongs, eingängig und cool, die sich die Maccabeats für ihre Texte aussuchen. Denn eines ist ihnen wichtig: Sie wollen Botschaften transportieren.
»Deshalb ändern wir den Text der Songs, nehmen einen jüdischen Song oder ein traditionelles Gedicht dazu, etwas mit tiefer Bedeutung. Dann kommt der moderne Popsong. Genau das ergibt diesen Mix und die Faszination für ein Publikum von heute«, erklärt Joshua. Vielleicht auch für eine Generation, die man so eben besser erreicht.
Yeshiva Die Maccabeats kennen sich aus Studententagen, haben alle an der Yeshiva University in New York studiert und dort als kleine Formation vor Jahren begonnen. Heute sind sie Stars, weltweit gefeiert und geehrt. Joshua sitzt wenig später wieder im Flieger nach Israel, er lebt in Jerusalem.
Seine Freunde fliegen heute zurück nach New York und London. Die Religion gibt ihnen den Takt vor – in der Musik, vor allem aber auch im Lebensalltag der sympathischen Jungs mit der Energie eines ganzen Orchesters.