Auch aus der Ferne bekommt man Lust auf Haya Molchos Schakschuka. Das klassische israelische Tomatengericht köchelt in der Pfanne in ihrer geräumigen weißen Küche. Begleitet von einem anregenden Interview bereitet die Chefin der »NENI«-Restaurants, leger im rosa Pulli und mit Küchenschürze, das Gericht zu.
Das virtuelle Gemeinschaftsprojekt der WIZO-Frauen fand für einen guten Zweck statt – während Haya Molcho kochte und aus ihrem Leben als Köchin, Restaurantbetreiberin, Mutter und Ehefrau des Pantomimen Samy Molcho plauderte, konnten die rund 200 Teilnehmerinnen dieses Online-Events spenden. Und zwar für das Projekt »Hot Meals« im Theodore-Blumenfeld-Jugendzentrum in Kiryat Schmona an der israelisch-libanesischen Grenze. 150 Jugendliche aus sozial schwachen Familien haben hier eine Anlaufstelle und erhalten eine warme Mahlzeit am Tag.
Haya Molcho stammt aus Israel und lebt seit einigen Jahren in Wien. Hier eröffnete sie 2009 ihr erstes Restaurant. »Ich habe Tel Aviv nach Wien gebracht«, sagt die 65-Jährige über ihre Anfänge am Markt der österreichischen Hauptstadt. Ihr erstes Restaurant in Deutschland eröffnete sie in Berlin, im Bikini-Haus am Zoo. Die Versalien des Namens NENI stehen für die Anfangsbuchstaben ihrer vier Söhne Nuriel, Elior, Nadiv und Ilan.
Dieses Jahr ist eine Dependance in Kopenhagen dran und als erstes israelisches Lokal auch eines in Dubai.
Längst ist NENI eine weltweite Marke geworden. Außer in Wien und Berlin findet man Ableger auf Mallorca ebenso wie in Köln. Dieses Jahr ist eine Dependance in Kopenhagen dran und als erstes israelisches Lokal auch eines in Dubai.
KOCHBUCH »Leidenschaft ist ein wichtiger Punkt«, fasst Haya Molcho die Antwort auf die Frage nach ihrem Erfolg zusammen, während sie elegant die Tomaten zerteilt, ihrem Mann Kamera-Anweisungen gibt und zwischendurch immer wieder zum Spenden aufruft. Ihre Liebe zur israelischen Küche kommt bei diesem virtuellen Treffen mit den WIZO-Frauen aus ganz Deutschland ebenso rüber wie die sympathische Art der Powerfrau, die unterdessen auch Kochbuchautorin ist und die herausfordernde Corona-Zeit mit neuen Projekten versucht zu meistern. So ist in Gemeinschaftsarbeit mit den Kindern ein neues Kochbuch entstanden, neue Ideen wurden entwickelt.
»In der Corona-Zeit ist es das Wichtigste, nicht den Kopf hängen zu lassen, sondern zu sagen: Was machen wir daraus, kreativ zu bleiben.« Nicht nur das Restaurant in Berlin ist auf Take Away umgestellt, Online-Kochkurse ergänzen jetzt das Konzept.
Ihren Führungsstil beschreibt Haya Molcho als »eine gute Mischung aus Nähe und Distanz«.
»Ohne Mitarbeiter schaffst du es nicht, ohne ihre Anerkennung und Wahrnehmung.« Haya Molcho lobt ihr großes Team mit mittlerweile 500 Mitarbeitern. Und sie ergänzt: »Ohne Menschlichkeit und ohne Verständnis kommst du nicht weiter. Ich glaube, ein Teil des Erfolgs war, dass wir menschlich sind, dass wir zuhören, dass wir ändern, wenn wir etwas falsch gemacht haben, und dass wir authentisch bleiben.« Ihren Führungsstil beschreibt Haya Molcho als »eine gute Mischung aus Nähe und Distanz«.
SPIRIT Ihren nicht-israelischen Köchen wolle sie den Spirit der israelischen Küche vermitteln. »Das ist unsere Küche, das ist unsere Identität.« Für viele würde das einen Neubeginn beim Kochen bedeuten. »Dafür bringe ich alle Köche nach Tel Aviv, um den Spirit unseres Landes, die Gerüche, die Märkte, wer wir sind, was NENI ist, nachvollziehbar zu machen.«
Moderiert wurde das Online-Event von Cathy Miller, Vorstandsfrau der WIZO-Gruppe Frankfurt. Eine andere Generation, ein anderer Hintergrund und ganz viele Gemeinsamkeiten verband die Kochbuchautorin und Gastronomin Haya Molcho mit ihrer Interviewerin, Nicole Trost. Auch sie eine WIZO-Frau aus Frankfurt, selbst Köchin und Restaurantbetreiberin. Per Chat konnten Fragen gestellt werden, die Haya Molcho offen und engagiert beantwortete.
Am Ende machte sie insbesondere jungen Frauen Mut, Vertrauen in sich zu haben und sich nicht unterdrücken zu lassen. »Wir sind unglaublich starke Wesen, wir können Multitasking. Junge Mütter, erzieht eure Töchter als Gleichberechtigte!« Frauen-Empowerment also, das zu den WIZO-Frauen gut passte. Diese spendeten, sodass die angepeilte 5000-Euro-Marke geknackt werden konnte und am Ende insgesamt 5350 Euro an Spenden für das »Hot Meals«-Projekt zusammenkamen.