Sukkot

Mit Hammer und Nägeln

Schon mal einen Hammer und einen Nagel in die Hand genommen und etwas aus Holz gebaut? Oder einen Bohrer ausgepackt, um Löcher für die Schrauben zu bohren? Oder Laub gesammelt? Jetzt wäre ein geeigneter Zeitpunkt, das alles zu tun, um eine Sukka zu bauen.

Steven Gabriel Poljak aus Hannover hat schon losgelegt: Er wünscht sich schon lange eine eigene Laubhütte an Sukkot. Nach seiner Barmizwa wurde dieser Wunsch immer größer – und wird nun gleich nach Jom Kippur verwirklicht.

In den vorherigen Jahren haben die Eltern des 13-Jährigen versucht, eine Sukka übers Internet aus London zu bestellen. Allerdings gibt es die Hütte immer nur kurz vor den Feiertagen – und sie wäre nie rechtzeitig zu Sukkot in Hannover angekommen.

Baumärkte Der Standort ist wie jedes Jahr klar: Die Sukka soll auf der Terrasse aufgebaut werden. Vor Monaten schon ist Steven Gabriel mit seinem Vater in Baumärkte gegangen. Sie haben gemessen, sich gemeinsam informiert und beraten lassen und einige Gerüste angeschaut. Denn nicht alle werden den Anforderungen einer Sukka gerecht.

Nach langer Suche wurden Vater und Sohn schließlich fündig und kamen mit dem gesamten Material nach Hause. »Es wird aber eine kleinere Sukka werden«, sagt der 13-Jährige – nicht so groß wie die in der Gemeinde, in der mehr als 30 Leute Platz finden. Für seine Familie wird sie aber reichen.

Bisher ist Steven Gabriel zum Beten und Essen immer in die Sukka der Gemeinde gegangen: »Da haben Windböen schon mal ganz ordentlich die Wände wackeln lassen.« Aber auch, wenn das Wetter in Deutschland kälter ist als in Israel, findet er den Brauch wichtig, eine Sukka zu bauen: »Außerdem kann man sich warm anziehen.« Mindestens drei Stunden wird er zusammen mit seinem Vater an der Sukka bauen: »Ich habe richtig Lust und freue mich drauf.«

Menasche Katzenstein aus Hannover ist zwar erst fünf Jahre alt, hat aber schon mehrmals beim Sukka-Aufstellen geholfen. Überhaupt baut er gerne, mal mit Duplo-Steinen, mal mit Holz.

Laubhaufen Was er im Herbst auch gerne macht: von einem Ast aus in einen Laubhaufen zu springen. Doch nun wird das Laub für die Sukka gebraucht. Die Familie nutzt dafür ihren Hinterhof. Wenn sein Vater die schwere körperliche Arbeit übernimmt, reicht Menasche ihm den Hammer und hält die Schnüre für den Dachbau.

Außerdem hat Menasche ein gutes Auge dafür, ob große oder kleine Muttern beim Zusammenschrauben gebraucht werden. In mehreren Etappen wird an verschiedenen Tagen gearbeitet. Wenn man die Stunden addieren würde, käme ein ganzer Tag zusammen.

Schon bei Menasches Großeltern in Basel wurde eine Sukka gebaut. Als seine Eltern noch keine Wohnung mit Hinterhof hatten, nutzten sie dafür den Balkon. Dass in der Sukka gebetet und gegessen wird, steht für den Jungen fest. Einmal wollte er auch in der Laubhütte schlafen, aber als es nachts zu kalt wurde, ging er schließlich doch lieber nach drinnen ins Bett.

»Eine eigene Sukka zu haben, ist für mich etwas ganz Besonderes«, findet Shirly Dorn aus Düsseldorf. Die 16-Jährige ist glücklich, dass ihre Familie über eine Laubhütte verfügt. Seit sechs Jahren steht sie in ihrem Garten und wird zu Sukkot jedes Mal »reaktiviert«. Aufgebaut hat ihr Vater sie zusammen mit ein paar Freunden.

Schmuck Shirlys Aufgabe ist es jedes Jahr, sie gemeinsam mit ihren beiden Schwestern mit Girlanden, Früchten und Laub zu schmücken. Damit hat sie langjährige Erfahrung, denn bereits in der jüdischen Grundschule wurde gemeinsam die Sukka hergerichtet.

In der Laubhütte der Gemeinde hat sie gerne gesessen: »Aber ich genieße es nun, viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen.« Ihre Großeltern und Verwandten besuchen sie zu Sukkot, und sie werden gemeinsam in der Hütte essen. Für die Gymnasiastin ist Sukkot ein wichtiger Feiertag: »Ich möchte diese Tradition auch weiterpflegen.«

Berlin

»Wir sind bitter enttäuscht«

Nach den höchst umstrittenen Wahlen in der Jüdischen Gemeinde zogen die Kritiker nun vor Gericht. Doch das fühlt sich nicht zuständig – und weist die Klage ab

von Mascha Malburg  15.01.2025

Forschung

Vom »Wandergeist« einer Sprache

Die Wissenschaftlerinnen Efrat Gal-Ed und Daria Vakhrushova stellten in München eine zehnbändige Jiddistik-Reihe vor

von Helen Richter  14.01.2025

Nachruf

Trauer um Liam Rickertsen

Der langjährige Vorsitzende von »Sukkat Schalom« erlag seinem Krebsleiden. Er war ein bescheidener, leiser und detailverliebter Mensch

von Christine Schmitt  14.01.2025

Porträt der Woche

Keine Kompromisse

Rainer R. Mueller lebt für die Lyrik – erst spät erfuhr er von seiner jüdischen Herkunft

von Matthias Messmer  12.01.2025

Familien-Schabbat

Für den Zusammenhalt

In den Synagogen der Stadt können Kinder und Eltern gemeinsam feiern. Unterstützung bekommen sie nun von Madrichim aus dem Jugendzentrum »Olam«

von Christine Schmitt  12.01.2025

Köln

Jüdischer Karnevalsverein freut sich über großen Zulauf

In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei

 11.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025

Gedenktag

Uraufführung mit den »Violins of Hope«

Ein besonderes Konzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz hat sich das Rundfunk-Sinfonieorchester vorgenommen. Es interpretiert ein Werk für die Geigen, die die Schoa überstanden haben

von Christine Schmitt  08.01.2025