Wochenlang herrschte in Restaurants, Cafés und Kneipen gähnende Leere. Wohl kaum eine andere Branche wurde von der Corona-Krise derart schwer getroffen wie das Gastgewerbe. Selbst wer es irgendwie schaffte, durch Lieferdienste oder Außer-Haus-Verkauf den Betrieb am Laufen zu halten, verzeichnete Umsatzverluste von bis zu 90 Prozent.
Doch jetzt gibt es Licht am Ende des Tunnels. Ab dem 15. Mai dürfen in Berlin die Lokale wieder öffnen – aber nur unter Einhaltung strenger Hygienevorgaben und mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Zwischen den Tischen muss grundsätzlich ein Mindestabstand von 1,5 Metern gewahrt sein, das Personal darf nur mit Mundschutz arbeiten, und wenn möglich, sollen Gäste ihre Kontaktdaten hinterlegen. Ob das alles reibungslos klappt, wird sich noch zeigen.
TERRASSE »Ich bin auf jeden Fall froh, dass es endlich wieder losgeht«, beschreibt Shani Leiderman die Stimmung wohl vieler Kollegen. Sie betreibt das Restaurant »Beba« im Gropius-Bau, das jüdische Gerichte aus aller Welt neu interpretiert. Sogar ein eigenes Gewächshaus für frische Kräuter hat sie angelegt. »Mit dem Beginn des Shutdowns hatten wir an einigen Tagen in der Woche einen Bestell- und Lieferservice eingerichtet.« Offensichtlich mit Erfolg.
»Viele unserer Stammkunden aus der israelischen und jüdischen Community haben uns die Treue gehalten.« Jetzt soll auch der Betrieb vor Ort wieder hochgefahren werden.
Es gibt viele neue Vorschriften, das stellt die Gastronomen vor erhebliche Herausforderungen.
Vorteilhaft für den Neustart ist die Tatsache, dass das Beba über eine Terrasse verfügt, sodass Außengastronomie möglich ist und der vorgeschriebene Mindestabstand problemlos eingehalten werden kann. »Dort steht jetzt ein Caravan, der wie eine offene Bar funktionieren soll.«
Auch die Räumlichkeiten selbst sind recht weitläufig und haben hohe Decken. Ein Gefühl der Enge kann so gar nicht erst aufkommen. »Trotzdem ist alles neu, und wir müssen überlegen, wie wir genau vorgehen sollen.«
AUBERGINE Mit dem Außer-Haus-Verkauf von Sandwiches sowie einem Tagesgericht hat nun auch das »Djimalaya« angefangen, das es gleich zweimal gibt: in der Invalidenstraße in Mitte und im Bikini-Haus am Zoo. »Natürlich freue ich mich, unsere Gäste wieder begrüßen zu können«, sagt Ofer Melech. »Schließlich macht es einen großen Unterschied, ob man Gerichte zum Mitnehmen anbietet oder einen Ort hat, wo Menschen zusammensitzen und Mitarbeiter sich um die Besucher kümmern.«
Viel Zuspruch bekamen die Restaurantbetreiber während des Shutdowns von Freunden und Stammgästen.
Der Gastronom bietet israelische Gerichte an, darunter auch gegrillte Lammhüfte oder Gefüllte Aubergine. Aktuell feilt er noch an Konzepten, wie die Auflagen erfüllt werden können. »Es sollen überall Desinfektionsmittel verfügbar sein. Außerdem arbeiten wir an einer digitalen Speisekarte, um Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren.«
Auch seine Restaurants sind hell und recht großzügig konzipiert, sodass die Abstandsregeln ohne größere Schwierigkeiten beachtet werden können. »Trotzdem ist alles ungewohnt, wir müssen viele Details beachten.« Und sie dann auch umsetzen.
SCHABBATSPEISEN Schrittweise in Gang bringen will auch Ariel Ehrenberg seinen »Bobbe Speisesalon« in Berlin-Wilmersdorf. »Große Ungewissheit prägt diese Zeit«, sagt der Betreiber des koscher zertifizierten Restaurants. »Seit dem 16. März hatten wir geschlossen, und unser gesamtes Team befand sich in Kurzarbeit.«
Auch er macht nach dem 15. Mai wieder auf. »Aber mit großer Vorsicht«, wie er betont. »Wir müssen immer damit rechnen, dass es zu erneuten Einschränkungen kommen kann – darauf wollen wir vorbereitet sein und entsprechend unser Angebot anpassen und weiterentwickeln.« Mut zum Durchhalten machten Ehrenberg während des Shutdowns Freunde und Stammgäste, die immer wieder betonten, wie sehr sie den Bobbe Speisesalon vermissen würden.
Was auf jeden Fall neu sein wird, sind Angebote am Freitag für Schabbatspeisen zum Mitnehmen. »Jetzt wollen wir unseren kleinen Beitrag zu einer Rückkehr in eine kulinarische und gastronomische Normalität leisten.«