Ein silberglänzender Riese nach dem anderen hebt sich von der unübersehbaren Landefläche, auf der das Verfrachten von Menschenschicksalen, wenn auch ein Meisterwerk technischer Organisation, neben dem Ausladen gewaltiger Materialmengen fast zu verschwinden scheint», schrieb das Jüdische Gemeindeblatt am 11. August 1948 im pathetisch-lyrischen Stil der Zeit über ein Ereignis, das als «Berliner Luftbrücke» in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Im Minutenabstand landeten schwer beladene Flugzeuge und brachten Hilfslieferungen in die eingeschlossene Stadt. Doch leer sollten sie nicht nach Westdeutschland zurückfliegen. So heißt es weiter: «Rasch wird das Innere der Transportmaschinen in einen menschenwürdigen Zustand versetzt, die Sitze heruntergezogen und festgeschraubt.» Dann bestiegen Passagiere die Flugzeuge: «Ruhig, ernst, erwartungsvoll. Für die meisten ist es der erste Flug!»
Blockade Am 24. Juni 1948 hatte die Sowjetunion sämtliche Zufahrten auf dem Wasser-, Schienen- und Landweg nach Berlin abgeriegelt. Zudem wurde die Gas- und Stromversorgung drastisch heruntergefahren. Doch die Westalliierten reagierten prompt auf die Blockade und richteten zur Versorgung der Bevölkerung eine Luftbrücke ein, bei der unablässig Hunderte von Frachtmaschinen die Flughäfen Tempelhof, Gatow sowie Tegel anflogen und Lebensmittel, Kohle und andere Güter brachten.
Zu dieser Zeit befanden sich auch Tausende von jüdischen Displaced Persons (DPs) in den Westsektoren von Berlin. Sie warteten auf eine Weiterreise nach Palästina oder Übersee. Ihre Versorgung mit Wohnraum, Kleidung und Nahrung führte regelmäßig zu Spannungen mit der Berliner Verwaltung, die auf Anweisung der Alliierten entsprechende Gelder bereitstellen musste und Leistungen zu erbringen hatte. Um die Anzahl der zu versorgenden Menschen in Berlin zu reduzieren, ordnete der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay an, die DPs nach Westdeutschland zu bringen, jedoch sollte keiner dazu gezwungen werden.
Tempelhof Wie einem zeitgenössischen Dokument zu entnehmen ist, «begann die Umsiedlung am Freitag, dem 23. Juli 1948, mit 127 Personen» und endete am Sonntag, dem 1. August. Mit Lastwagen wurden die DPs in den Lagern abgeholt und «um 4.30 Uhr zum Flughafen Tempelhof gebracht. In Gruppen zu jeweils 35 Personen pro Flugzeug verließen sie Berlin» in Richtung Frankfurt/Main. Innerhalb von nur zehn Tagen gelang es auf diesem Weg, mehr als 5500 jüdische DPs aus der eingeschlossenen Stadt auszufliegen. Nur rund 150 Menschen entschieden sich, in Berlin zu bleiben.
Die humanitäre und logistische Meisterleistung der Alliierten, die mit mehr als 200.000 Flügen das Überleben der Stadt gesichert hatten, brannte sich positiv ins kollektive Gedächtnis der Deutschen ein. Dass die leeren Maschinen auf dem Rückweg zu ihren Basen in Westdeutschland auch menschliche «Fracht» transportierten, ist hingegen in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt.
2019 soll offiziell an den 70. Jahrestag der erfolgreichen Beendigung der «Luftbrücke» erinnert werden. Im Mai 1949 hatte die sowjetische Militärregierung die Blockade aufgehoben. Als Höhepunkt ist ein Flug der einstigen «Rosinenbomber» geplant, die Berlin anfliegen sollen. Inwieweit auch an den «Airlift» in Richtung Westen gedacht wird, bei dem Tausende von Schoa-Überlebenden einen wichtigen Schritt auf dem Weg in eine neue Heimat in Übersee oder im gerade entstandenen Staat Israel machten, bleibt abzuwarten.
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