Berlin

»Milky Man« geht wieder nach Israel

Macht einen Rückzieher: Naor Narkis Foto: Screenshot JA

Wochenlang war er ein Star in Israels Medien, obwohl ihn niemand kannte. Der auf Facebook gepostete Kassenzettel mit dem günstigen Preis für Schokopudding in einer Aldi-Filiale in Wedding machte den 25-Jährigen, der seine Identität anfangs nicht lüften wollte, auch in der israelischen Community der deutschen Hauptstadt zum Gesprächsthema Nummer eins.

Nun will Naor Narkis aus Ramat Gan – Urheber der Facebook-Initiative »Olim le-Berlin«, der zur Massenauswanderung von Israelis nach Berlin aufgerufen hat – etwa einen Monat nach Beginn seiner Aktion wieder aus Berlin nach Israel zurückkehren. Der Jüdischen Allgemeinen sagte Narkis am Montag, sein Flugticket sei bereits gekauft.

olim »Gemeinsam werden wir Hunderttausenden von Israelis helfen, den hohen Lebenshaltungskosten in Israel zu entfliehen«, hatte Narkis auf seiner Facebook-Seite »Olim le-Berlin« gepostet. Der Name war kein Zufall – das Wort »Olim« bedeutet auf Hebräisch wörtlich »Aufsteiger«. Gemeint ist ursprünglich der »Aufstieg« nach Israel – die Einwanderung oder Alija.

Narkis’ Pläne, die er in seinen Posts ankündigte, klangen ebenfalls ambitioniert: Der 25-Jährige wollte Deutschland, Frankreich und England dazu bewegen, 200.000 vorübergehende Arbeitsvisa für Israelis auszustellen. Doch am Freitag vergangener Woche wurde seine Seite »Olim le-Berlin«, die zuletzt mehr als 20.000 User gelikt hatten, geschlossen. Inzwischen gibt es eine gleichnamige andere Seite, die weiterhin für die Übersiedlung von Israelis nach Berlin wirbt.

Seine Entscheidung zur Rückkehr sei spontan gefallen, sagte Narkis dieser Zeitung. Weitere Fragen wollte er nicht beantworten. In seinem letzten Facebook-Eintrag bei »Olim le-Berlin« schrieb der Israeli: »Im Laufe des nächsten Monats werde ich nach Israel zurückkehren. Was ich hier erlebt habe, hat mich sehr beeinflusst.«

Wandel Im Augenblick müsse er sich vor allem erholen. Er wolle niemanden falsche Versprechungen machen oder so tun, als könne er einen Wandel herbeiführen. »Aber ich habe die Hoffnung, dass wir alle gemeinsam als Gesellschaft es können«, so Narkis weiter. »Wir müssen uns dafür entscheiden, zu sprechen, anstatt zu schweigen.«

In einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen Anfang Oktober hatte Narkis unterstrichen, dass er durchaus Zionist sei: »Ich liebe Israel, ich würde lieber in Tel Aviv als in Berlin wohnen.« Die Gründe, warum junge Israelis ihr Land verließen, seien nicht politisch: »Das Problem sind nicht die Raketen. Wir können als junge Menschen nicht in Israel leben, weil es zu teuer ist.« Es werde zunehmend unmöglich, im jüdischen Staat eine Familie zu gründen oder eine Wohnung zu kaufen: »Die Preise in Israel sind wie in der Schweiz, aber die Gehälter sind nicht entsprechend.«

Narkis hatte seine Identität mit der Begründung geheim gehalten, er wolle sich nicht politisch vereinnahmen lassen wie die Symbolfiguren der »Hüttenkäse«-Bewegung vor drei Jahren. Damals hatte eine Preiserhöhung für das in Israel beliebte Nahrungsmittel zu monatelangen Sozialprotesten geführt. Doch Mitte Oktober hatte der junge Mann, der nach eigenen Angaben in der israelischen Armee als Offizier diente, der »Washington Post« seinen Namen genannt.

Nun ist ihm der Medienrummel vielleicht doch zu viel geworden. Er werde sich erst in Israel wieder politisch äußern, sagte Narkis am Montag. Und an seine Facebook-Fans schrieb er zum Abschied: »Danke. Und das Wichtigste, wir sehen uns – in Israel.«

Berlin

Jüdische Gemeinde Chabad Berlin eröffnet »Bet Nachum«

Der Betraum ist nach dem 2022 verstorbenen Rabbiner Nachum Presman benannt

 24.02.2025

Porträt der Woche

»Ich glaube an junge Menschen«

Ruchama Stern arbeitet mit Kindern und engagiert sich im Schüleraustausch

von Alicia Rust  23.02.2025

Bundestagswahl

Sie wollen mitentscheiden

Warum die Bundestagswahl für viele Jüdinnen und Juden etwas Besonderes ist

von Christine Schmitt  22.02.2025

München

Mäzen und Mentsch

Der Tod von David Stopnitzer ist ein großer Verlust für die jüdische Gemeinde

von Ellen Presser  22.02.2025

Oldenburg

Judenfeindliche Schmierereien nahe der Oldenburger Synagoge   

Im vergangenen Jahr wurde die Oldenburger Synagoge Ziel eines Anschlags. Nun meldet eine Passantin eine antisemitische Parole ganz in der Nähe. Die Polizei findet darauf noch mehr Schmierereien

 21.02.2025

Berlin

Eine krasse Show hinlegen

Noah Levi trat beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. In die nächste Runde kam er nicht, seinen Weg geht er trotzdem

von Helmut Kuhn  20.02.2025

Thüringen

Antisemitismus-Beauftragter soll »zeitnah« ernannt werden

Seit Dezember ist der Posten unbesetzt. Dem Gemeindevorsitzenden Schramm ist es wichtig, dass der Nachfolger Zeit mitbringt

 19.02.2025

Weimar

Erlebtes Wissen

Eine Fortbildung für Leiter jüdischer Jugendzentren befasste sich mit der Frage des zeitgemäßen Erinnerns. Unsere Autorin war vor Ort dabei

von Alicia Rust  18.02.2025

Bundestagswahl

Scharfe Worte

Über junge politische Perspektiven diskutierten Vertreter der Jugendorganisation der demokratischen Parteien in der Reihe »Tachles Pur«

von Pascal Beck  18.02.2025