Geschickt gießt Nick Hörmann Wein in die bereitgestellten Gläschen. Samtig rot schimmert der 2009er Merlot aus Israel. Und garantiert koscher ist der Wein auch noch. Der 21-jährige Student der Politikwissenschaften und Judaistik hat alle Hände voll zu tun, um die Weinprobe auf dem Basar der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg für die vielen Genießer zum Erlebnis zu machen. »Der Kidduschwein, der zum Schabbat gehört, ist fast schon ausverkauft«, freut sich Hörmann, der immer wieder in der Gemeinde aushilft.
beratung »Einkaufen wie in Israel« lautet das Motto des Basars, den Europas größtes Versandhandelshaus für Produkte aus dem Heiligen Land mit Sitz in Stuttgart, Doronia, bestückt hat. Geschäftsführerin Tova Chmelnik stellt im persönlichen Kundengespräch unter Beweis, dass es ihr nicht um Verkaufen geht, sondern um Information und Beratung.
»Wie mache ich Gefilte Fisch?«, will eine junge Jüdin wissen. Chmelnik weiß über dieses Feiertagsgericht der ostjüdischen Küche Bescheid und zeigt dann doch ganz Geschäftsfrau auf das Glas mit den sanft gegarten Fischklopsen. Einfacher geht es nicht.
Im Angebot sind Silan-Sirup aus frischen Datteln ohne Zuckerzusatz und Konservierungsstoffe, Mazzenmehl für Knödel, Klare Hühnerbrühe koscher-fleischig, Klare Brühe mit Hühnergeschmack koscher-parve, gerösteter Couscous aus Weizenmehl und vieles mehr. »Mazel Tov! Viel Glück beim Ausprobieren all dieser Spezialitäten«, wünscht Rabbinerin Yael Deusel den Besuchern.
Etwa dem Baunacher Ehepaar Johannes und Ute Karmann, die ihren Einkaufskorb mit Leckereien und Wein gefüllt haben. »Uns hat es in Israel so gut geschmeckt«, schwärmen die Karmanns über ihre Reise in das Gelobte Land vor einigen Jahren. In dieser Zeit ist »die Liebe zu Israel« entstanden, sagt Ute Karmann. Der Basar sei auch eine willkommene Gelegenheit, wieder einmal die Jüdische Gemeinde zu besuchen.
Werbung Damit sieht Bambergs Rabbinerin Deusel ein Anliegen dieses Tages erfüllt: nämlich zu zeigen, »dass es mehr bei uns gibt und wir nicht nur museal sind«. Arieh Rudolph formuliert es etwas salopper: »Der Basar ist gute PR für unsere Gemeinde, die zu den ältesten jüdischen Gemeinden in Deutschland gehört.« Rudolph ist seit April Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde und damit Nachfolger des im vergangenen Jahr verstorbenen Heiner Olmer. »Ich setze seine Arbeit kontinuierlich fort«, betont Rudolph. Er wolle dafür sorgen, dass die Gemeinde sich noch stärker öffnet und »Teil des gesellschaftlichen Lebens wird«.
Wie offen sich jüdisches Leben bereits in der Stadt präsentiert, hat sich bis Nürnberg herumgesprochen. Auf Empfehlung einer Bamberger Bekannten ist Annette Stumm angereist. »Ich habe Gefallen am Judentum gefunden«, bekennt die Protestantin und schaut sich auf dem Tisch mit verschiedenen Kultgegenständen um.
Menorot gibt es aus Messing oder versilbert. Mini-Torarollen mit verziertem Mantel aus schwarzem Samt, das Schofar aus echtem Horn, das traditionell an Rosch Haschana und Jom Kippur geblasen wird, fehlt ebenfalls nicht. Kippot aus Samt, Seide oder Satin warten auf männliche Käufer. Mehr für die Damen sind die handgemachten Duftseifen in den Noten Mango-Vanille, Melone oder Pfirsich. Oder Kosmetika mit Mineralien aus dem Toten Meer. Oder Seidentücher aus einem Kibbuz in Galiläa.
Grußkarten Und noch mehr offeriert dieser Basar: Bücher rund ums Judentum, DVDs, CDs mit Klezmer, Schabbatliedern oder Chasanut-Gesängen aus der Synagoge, handgezogene Kerzen ohne tierische Fette für den Schabbat oder Chanukka, Keramik oder Schalen und Untersetzer aus Olivenholz. Rabbinerin Deusel freut sich besonders über die Grußkarten »zu unseren jüdischen Feiertagen«. Wer genug geschaut, gerochen, geplaudert, gekauft hat, lässt sich von der Rabbinerin durch die Synagoge führen. Und Vorsitzender Rudolph sorgt dafür, dass auch die fleißigen Helfer mit Speis und Trank versorgt werden. Koscher natürlich.