Erstmals tagt die internationale Memorial Foundation for Jewish Culture in Deutschland. Noch bis zum 12. August sind rund 60 Teilnehmer aus insgesamt 17 Ländern zu Gast in Hannover und besuchen Seminare und Workshops des 30. Nahum Goldmann Fellowship.
Die Memorial Foundation will das im Holocaust zerstörte jüdische Kulturleben wiederbeleben. Das Programm Nahum Goldmann Fellowship findet einmal jährlich statt und richtet sich nach eigenen Angaben insbesondere an junge Jüdinnen und Juden in Führungspositionen.
Vorbehalte Einige der Organisatoren hätten im Vorfeld starke Vorbehalte gegen Deutschland als Tagungsort gehabt, da ihre Eltern oder Großeltern in Nazi-Deutschland ermordet worden seien, berichtete Michael Fürst am Mittwoch am Rande der Veranstaltung. Fürst ist Vizepräsident der Memorial Foundation for Jewish Culture und Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Es habe Überzeugungsarbeit gekostet, ihnen klarzumachen, »dass wir ein anderes Deutschland haben, das zu dem steht, was passiert ist«.
Das Motto der Tagung lautet »From Generation to Regeneration – Engaging Memory, Culture, and Identity«. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust stehe neben Wissensvermittlung und der jüdischen Identität im Fokus, erläuterte Fürst.
Zum ersten Mal in 30 Jahren besichtigen die Fellows mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen ein ehemaliges Konzentrationslager. Die Memorial Foundation for Jewish Culture wurde 1965 gegründet. Sie hat nach eigenen Angaben bislang rund 13.000 Wissenschaftler, Künstler, Filmemacher und Rabbiner aus mehr als 70 Ländern gefördert.
Landtag Die Präsidentin des Niedersächsischen Landtags, Gabriele Andretta, wird die Teilnehmer des Nahum Goldmann Fellowship am Donnerstagnachmittag im Landtag empfangen und ein Grußwort sprechen. Das Fellowship ist nach dem langjährigen Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Nahum Goldmann (1895–1982), benannt.
An dem Empfang nimmt neben der Präsidentin der Memorial Foundation for Jewish Culture, Marlene Bethlehem, auch Josef Schuster teil. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland wird in seiner Begrüßungsrede über jüdische Identität und die Zunahme antisemitischer Übergriffe sprechen. epd/ja