Düsseldorf

Mehr Geld für Sicherheit

Synagoge Düsseldorf Foto: dpa

Seitdem im Oktober 2000 ein Molotowcocktail in den Eingangsbereich der Düsseldorfer Synagoge geworfen wurde, steht der Gebäudekomplex, in dem sich auch das Gemeindezentrum befindet, unter 24-stündiger Polizei-Bewachung von zwei Beamten. Diese sind an der nächsten Straßenkreuzung und behalten die Umgebung im Auge.

Alle sonstigen Sicherheitsmaßnahmen – Kameraüberwachung, Eingangsschleuse, Wachdienst, schussfeste Fenstergläser – organisiert die Gemeinde. Und das ist teuer. Nun fragt die Düsseldorfer Gemeinde das Land Nordrhein-Westfalen nach mehr finanzieller Unterstützung.

Ministerpräsidentin »Für 2015 fehlen uns knapp 100.000 Euro«, sagt Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Den anderen Gemeinden in NRW geht es ähnlich. Insgesamt fehlen ihnen 1,2 Millionen, um noch ausstehende Kosten des vergangenen Jahres zu begleichen.

Dieser Aspekt sollte Teil eines Gesprächs mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sein. Das Treffen kam allerdings nicht wie geplant in der vergangenen Woche zustande, sondern wurde von Seiten der Staatskanzlei verschoben und soll nun an einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Zwei Millionen Euro stellt die Landesregierung den Jüdischen Gemeinden seit 2014 für Sicherheitskosten zur Verfügung. Diese Summe war zugesichert. »Mit der Option im Bedarfsfall nachzubessern«, erklärt Michael Szentei-Heise.

Doch als das Finanzierungsmodell vor zwei Jahren beschlossen wurde, sei die Sicherheitslage noch eine völlig andere gewesen, so der Verwaltungsdirektor. Seit den Anschlägen von Brüssel, Toulouse, Paris und Kopenhagen, bei denen auch Juden oder jüdische Einrichtungen betroffen gewesen seien, sei die Sicherheitslage für jüdische Institutionen auch in der Bundesrepublik angespannter.

Personal
»Wir fahren Sicherheit auf relativ hohem Niveau«, betont der Geschäftsführer der Düsseldorfer Gemeinde. Durch die Finanzierung der Landesregierung seien Lücken insbesondere beim Personal vermieden worden. Als die Gemeinde noch alles alleine zahlen musste, habe man aber für einen ausscheidenden Mitarbeiter keinen Ersatz wieder einstellen können.

Der Flüchtlingszustrom habe die Sicherheitslage nicht direkt verschärft, dennoch sei es nicht unwahrscheinlich, dass im Zuge der Zuwanderung auch einige wenige potenzielle, dem IS-nahestehende Attentäter eingeschleust würden. »Wir müssen diesen Aspekt, der vielleicht mal zu Gefährdungen führen kann, mit einbeziehen«, betont Szentei-Heise. Und dann seien jüdische Einrichtungen besonders gefährdet.

Kosten Speziell auf die Düsseldorfer Gemeinde kommen mit dem Aufbau des Jüdischen Gymnasiums neue Herausforderungen bezüglich der Sicherheit zu. Und damit sogar zusätzliche Kosten. Doch zunächst gilt es rückwirkend die Ausgaben zu begleichen. In der Gemeindeverwaltung sieht man dem Treffen mit Ministerpräsidentin Kraft gespannt und zuversichtlich entgegen.

»Wir hoffen, dass wir gemeinsam zu einem Ergebnis kommen, dass die Ausgaben leider notwendig sind und die Landesregierung die Mittel zur Verfügung stellt«, sagt Szentei-Heise und betont, dass die Kosten für die Sicherheit nur ein Punkt unter anderen auf der Tagesordnung seien. So werde man von Gemeindeseite beispielsweise auch über die laufenden Vorbereitungen für den Gymnasiumbetrieb berichten.

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024