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Keren Hayesod

Mehr als ein Konzert

Während des Konzerts bat Idan Raichel (l.) den Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal auf die Bühne. Foto: Rolf Walter

Manche Duette kann man sich nicht ausdenken. Das von Yehuda Teichtal und Idan Raichel ist so eines. »Weil es ein Klavierkonzert ist, brauche ich jetzt Unterstützung«, so der israelische Musiker, woraufhin er mitten in seiner Show überraschend den Rabbiner und Vorsitzenden von Chabad Berlin auf die Bühne bittet. »Er wird garantiert nicht Nein sagen können.« Und in der Tat, Teichtal ließ sich nicht lange bitten. Erst etwas zögerlich, dann aber mit vollem Stimmeinsatz begleitete er den Sänger, und das über mehrere Minuten hinweg.

Das sollte nicht die einzige spontane Einlage gewesen sein, mit der Raichel das Publikum zu begeistern wusste. Auch ein kleiner Junge im Alter von eineinhalb Jahren, der sich mit seiner Mutter unter den Zuschauern befand und sich mehrfach durch lautes Weinen bemerkbar gemacht hatte, wurde auf die Bühne eingeladen. »Ich bin selbst Vater von vier Kindern«, erklärte der Musiker lachend. »Die beiden Jüngsten, Zwillinge, sind auch erst ein Jahr alt und einer der Gründe, warum ich sofort Ja sagte, als man mich hierher nach Berlin einlud. Endlich kann ich mal wieder eine Nacht in Ruhe durchschlafen.«

Krieg Doch der eigentliche Anlass war ein sehr ernster. In der Ukraine herrscht Krieg, und die Menschen dort brauchen jede Unterstützung. Genau deshalb hatte Keren Hayesod Deutschland in Windeseile die Veranstaltung auf die Beine gestellt, um möglichst viele Spenden zu mobilisieren. Und Raichel sagte ohne zu zögern zu, als man ihn vor wenigen Tagen fragte, ob er in Berlin auftreten könnte. »Das ist nicht nur ein Konzert hier, sondern auch ein Statement«, so der Musiker.

Und er ging mit gutem Beispiel voran, spendete ebenfalls, und zwar einen großen silbernen Anhänger, den er an diesem Abend an seiner Halskette trug, woraufhin Nathan Gelbart, stellvertretender Vorsitzender von Keren Hayesod Deutschland, eine kleine Spontan-Versteigerung initiierte, die satte 6000 Euro einbrachte.

»Wir hätten nicht gedacht, dass wir solche Bilder in Europa noch einmal sehen würden.«

Rafi Heumann, Keren-Hayesod-Gesandter für Berlin

Schließlich geht es um einen guten Zweck. Und Keren Hayesod ist immer ganz vorne mit dabei, wenn konkrete Hilfe geleistet werden soll. Bereits seit dem 24. Februar arbeitet man daher eng mit der Jewish Agency und der israelischen Regierung zusammen, auch um ukrainische Juden aus dem Kriegsgebiet auszufliegen. »Da zeigt sich, wie wichtig die Existenz des Staates Israel ist«, betonte Gelbart. »Und zwar als lebensrettender Hafen.« Zugleich verwies er darauf, dass man aufgrund der immer restriktiver werdenden Politik Putins und der kollabierenden Wirtschaft bald auch mit Flüchtlingen aus der Russischen Föderation rechnen muss.

Geschichten »Wir hätten nicht gedacht, dass wir solche Bilder in Europa noch einmal sehen würden«, erklärt ebenfalls Rafi Heumann. »Die Realität hatte aber wohl andere Pläne«, so der Keren-Hayesod-Gesandte für Berlin. »Der jüdischen Gemeinde in der Ukraine und den vielen Flüchtlingen wird von uns seit dem ersten Tag der Auseinandersetzungen geholfen. Manche bleiben in Europa, manche kommen nach Israel. Wir hören jeden Tag Geschichten, die unser Herz zutiefst bewegen.«

Auch Jeremy Issacharoff, Israels Botschafter in Berlin, zeigte sich beeindruckt von dem Engagement und der Hilfsbereitschaft der Menschen, die sich gerade dafür einsetzen, dass Flüchtlingen aus der Ukraine geholfen wird. »Diese Geschichte kennt viele Helden«, so der Diplomat. »Wer ihnen hilft, wird selbst ein Teil dieser Geschichte«, so sein Appell an die Besucher des Konzerts, Herzen und Portemonnaies zu öffnen.

Auch für den Star des Abends, den Musiker Idan Raichel, fand er einige bewegende Worte und nannte ihn einen »großartigen Botschafter Israels«.

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