Interview

»Medikamente für die Ukraine«

Herr Lehrer, die ZWST ist neues Mitglied des Bündnisses »Aktion Deutschland Hilft« (ADH). Wie kam es dazu?
Wir haben bereits seit Längerem Kontakt mit der ADH, von deren Seite auch das Angebot einer Bündnispartnerschaft kam. Nachdem wir geprüft hatten, wo die Unterschiede zu anderen Sammelbündnissen liegen, wie deren Arbeitsweise und Zielsetzungen sind, haben wir uns entschlossen, diesen Schritt zu gehen.

Warum ist es wichtig, als jüdischer Wohlfahrtsverband Bündnispartner zu sein?
Unser Leitbild ist die Zedaka, demnach agieren wir als Förderer, Unterstützer und Betreuer, jetzt auch im Verbund mit der »Aktion Deutschland Hilft«. Wir bekommen dadurch die Möglichkeit, als jüdische Organisation im Ausland zu helfen. Durch die ADH erhalten wir in Notfällen – wie dem Sturm auf Haiti oder bei kriegerischen Auseinandersetzungen wie jetzt gerade in Gaza oder Israel – die Möglichkeit, uns einzubringen. Als sehr kleiner Verband werden wir uns jeweils mit einem Partner zusammentun, der schon vor Ort aktiv ist, um spezielle Projekte zu unterstützen. Beim jüngsten Nahost-Konflikt zeigte sich, dass es zahlreiche Verbände aus dem ADH-Bündnis gibt, die in Gaza arbeiten. Wir werden dies mit einem entsprechenden Partner dann auf israelischer Seite tun.

Die Gaza-Krise spielte bei der Entscheidung, dem Bündnis beizutreten, also keine Rolle?
Nein, als wir begonnen haben, war der Krieg noch nicht absehbar. Mit der Zielsetzung vonseiten der ZWST hat Gaza nichts zu tun.

Ist die konkrete Hilfe, beispielsweise im Süden Israels, in einem komplexeren Verbund besser zu leisten?
Bei unserer Größe könnten wir gar keine aktive Auslandshilfe leisten, aber wir haben gute Verbindungen nach Israel. Unsere Vernetzung dort ist ausgezeichnet. Wenn wir von einer Notlage erfahren, können wir dementsprechend handeln: Die praktische Arbeit im Süden übernehmen unsere Partner, die Organisation leisten wir von hier aus.

Was erhofft sich die ADH von der ZWST?
So ein Bündnis möchte sich nach allen Seiten gleichermaßen ausrichten. Die ADH hat katholische, protestantische und muslimische Mitglieder. Da liegt es nahe, auch einen jüdischen Verband dabei zu haben.

Bedeutet es ein Stück Normalität, dass die ZWST dort Mitglied ist?
Es ist schon ein Zeichen, dass die jüdische Gemeinschaft sich in bestimmten Bereichen der Zusammenarbeit nicht nur auf die ohnehin schmalen Berührungspunkte beschränkt, sondern auch auf Arbeitsfeldern aktiv ist, die sie als jüdische Gemeinschaft vielleicht gar nicht auf Anhieb als die ihren ansieht. Derzeit läuft beispielsweise eine Aktion in der Ukraine. Dort fehlen Medikamente. Wir werden sie über die ADH in die Ukraine liefern und primär unsere Klientel damit versorgen. Ein zweites Beispiel sind die Kinder aus Israels Süden, die wir psychologisch betreuen.

Mit dem Vorstandsvorsitzenden der Zentralwohlfahrtsstelle sprach Heide Sobotka.

Berlin

»Wir sind bitter enttäuscht«

Nach den höchst umstrittenen Wahlen in der Jüdischen Gemeinde zogen die Kritiker nun vor Gericht. Doch das fühlt sich nicht zuständig – und weist die Klage ab

von Mascha Malburg  15.01.2025

Forschung

Vom »Wandergeist« einer Sprache

Die Wissenschaftlerinnen Efrat Gal-Ed und Daria Vakhrushova stellten in München eine zehnbändige Jiddistik-Reihe vor

von Helen Richter  14.01.2025

Nachruf

Trauer um Liam Rickertsen

Der langjährige Vorsitzende von »Sukkat Schalom« erlag seinem Krebsleiden. Er war ein bescheidener, leiser und detailverliebter Mensch

von Christine Schmitt  14.01.2025

Porträt der Woche

Keine Kompromisse

Rainer R. Mueller lebt für die Lyrik – erst spät erfuhr er von seiner jüdischen Herkunft

von Matthias Messmer  12.01.2025

Familien-Schabbat

Für den Zusammenhalt

In den Synagogen der Stadt können Kinder und Eltern gemeinsam feiern. Unterstützung bekommen sie nun von Madrichim aus dem Jugendzentrum »Olam«

von Christine Schmitt  12.01.2025

Köln

Jüdischer Karnevalsverein freut sich über großen Zulauf

In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei

 11.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025

Gedenktag

Uraufführung mit den »Violins of Hope«

Ein besonderes Konzert anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz hat sich das Rundfunk-Sinfonieorchester vorgenommen. Es interpretiert ein Werk für die Geigen, die die Schoa überstanden haben

von Christine Schmitt  08.01.2025