Tuesday is Jewsday». Ob Pizzaessen, Gin-Tasting oder Chanukkaparty – seit Frühjahr 2017 lädt der Verband Jüdischer Studierender Nord (VJSNord) unter diesem Motto zu wöchentlichen Abendveranstaltungen in Hannover ein. Auch in Hamburg und Lübeck fanden in diesem Jahr einige Veranstaltungen wie Schabbaton und Bar-Abende statt.
«Durch den Aufbau kleiner Communitys in norddeutschen Städten wollen wir zu etwas Großem zusammenwachsen.», sagt Rafael Kune. Der 26-Jährige hat den VJSNord im März 2017 mitgegründet und ist dort im Vorstand aktiv.
Aktuell tut sich einiges in der jüdischen Studierendenarbeit – bundesweit: Diese Woche feiert die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD), an die sich auch der VJSNord anlehnt, ihr einjähriges Bestehen.
Institution Ihre Vorgängerin, der Bund Jüdischer Studenten in Deutschland (BJSD), existierte lange Zeit nur noch auf dem Papier. Jüdische Studierende hatten damit weder in Deutschland noch international eine Vertretung. Durch die Gründung der JSUD, die als eigenständige Institution für 18- bis 35-Jährige vom Zentralrat gefördert wird, hat sich dies geändert.
«Unser Ziel ist es, langfristig mitzubestimmen und mitzugestalten. Dafür wollen wir Verständnis schaffen und Netzwerke aufbauen», sagt JSUD-Präsidentin Dalia Grinfeld. So sollen die regionale Arbeit gefördert, vernetzt und professionalisiert sowie junge jüdische Stimmen in den Gemeinden und in jüdischen Institutionen etabliert werden.
Nicht zuletzt will die JSUD junge Juden zu politischem Engagement motivieren – sowohl innerhalb der Gemeinden als auch in der Gesamtgesellschaft. «Nach einem Jahr intensiver Arbeit ist es uns gelungen, eine gute Basis für unsere weiteren Aktivitäten zu schaffen: Wir sind nun eine große Organisation und sichtbar auf der politischen Landkarte. Man kennt uns», sagt Mike Samuel Delberg, JSUD-Vizepräsident.
Sinti und Roma Auch mit zahlreichen nichtjüdischen Organisationen gibt es bereits Kooperationen, darunter mit der Evangelischen Studierendengemeinde, der Katholischen Hochschulgemeinde, dem Bund der Alevitischen Studierenden und dem Zentralrat der Sinti und Roma. Hinzu kommen die Stiftungen, Jugendorganisationen und Hochschulorganisationen der politischen Parteien.
Viele Themen und Aspekte müssten erst auf der Vollversammlung Anfang 2018 bestimmt oder präzisiert werden, betont Dalia Grinfeld. Dort werde der Vorstand auch einen Antrag zur Abstimmung stellen, der eine direkte Zusammenarbeit mit der AfD ausschließt. Dies beträfe dann auch deren Jugendorganisation Junge Alternative.
Zentrale Anliegen der JSUD sind die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie LGBTI-Angelegenheiten, auch innerhalb der Gemeinden. Hierzu existiert bereits ein eigenes Referat, das unter anderem Bildungsseminare für JSUD-Mitglieder anbietet. Eine weitere Kernaufgabe, betont Grinfeld, sei die effektive Bekämpfung von Antisemitismus – auch an Hochschulen.
«2017 ging es zunächst darum, sich zurechtzufinden in den vielen Städten und Aufmerksamkeit zu erreichen dafür, dass es im Norden nun einen überregionalen und gemeindeübergreifenden Kontaktpunkt für junge Leute gibt», sagt Rafael Kune. Für Anfang nächsten Jahres sind neben den regulären Veranstaltungen Vorstandswahlen und eine große Party geplant.
Agenda Daneben möchte sich der VJSNord mit weiteren Gemeinden vernetzen. Zu den aktuell ebenfalls stark wachsenden Jungen Foren der Deutsch-Israelischen Gesellschaft bestehen bereits erste Kontakte. «In Zukunft möchten wir politische Themen stärker auf unsere Agenda setzen», sagt Kune.
Eine der größten Herausforderungen besteht für Dalia Grinfeld darin, die vielen Verbände und Initiativen, die von regionalen Studierendenverbänden bis hin zu Moishe-Häusern, Wohnangeboten für junge Juden, reichen, in der JSUD zu bündeln. «Hierzu braucht es neben guten Ideen vor allem Manpower», so Grinfeld.
Aus diesem Grund hat die JSUD seit Sommer dieses Jahres mit Oleg Pronitschew einen Geschäftsführer, der die Arbeit des Verbands in verschiedenen Bereichen unterstützt. Zudem müssten die neu entstandenen Strukturen und Netzwerke laut Grinfeld nicht nur ausgebaut, sondern auch nachhaltig gepflegt werden. «Wir haben uns gegründet, um zu bleiben», sagt Mike Delberg. «Für das in Deutschland florierende junge jüdische Leben gibt es mit der JSUD nun eine zentrale Organisation», ergänzt Grinfeld.
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