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Makkabis Multikulti-Team

Besonders oft wird Doron Bruck noch nicht nach Autogrammen gefragt. Doch als er vor Kurzem im koscheren Einkaufsladen war, baten zwei Jungs den Mittelfeldspieler um seine Unterschrift.

Schließlich hat der 28 Jahre alte Kapitän mit seinem Club TuS Makkabi Berlin historisches geschafft: Durch den Sieg im Landespokal steht der jüdische Club erstmals im DFB-Pokal. 75 Jahre nachdem sein Vorgängerverein Bar Kochba in Deutschland unter der Nazi-Herrschaft verboten wurde.

Gratulation Schon vor dem Landespokalfinale sei das ein Riesenthema in der jüdischen Gemeinschaft gewesen, sagt Bruck vor der Erstrunden-Partie gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag (15.30 Uhr/Sky). »Auch in Israel, wo es publiziert wurde, dass wir als erste jüdische Mannschaft außerhalb Israels an so einem Pokalwettbewerb teilnehmen, hat das schon für Furore gesorgt.« Nach dem 3:1 gegen den SV Sparta Lichtenberg im Mommsenstadion im Juni gratulierte auch der israelische Botschafter.

»Für mich persönlich bedeutet es natürlich noch mal umso mehr, als Jude in Deutschland, wo Makkabi ja viel mit anderen Themen in der Presse war, auch in den letzten Jahren«, sagt Bruck, der schon in der Jugend für den Club spielte und später zurückkehrte. »Dann auch sportlich mal im Vordergrund zu stehen, macht mich schon extrem stolz.«

Antisemitismusfälle Denn in den vergangenen Jahren stand der Verein meist dann im öffentlichen Fokus, wenn er sich mit antisemitischer Hetze konfrontiert sah. Antisemitismus ist alles andere als verschwunden aus Deutschland. Jedes Jahr gibt es Tausende gemeldeter Fälle. 

»Jetzt über die letzten Jahre habe ich ehrlich gesagt sehr wenig Erfahrungen mit Antisemitismus auf dem Platz machen müssen«, sagt Bruck. »Das liegt aber natürlich auch daran, dass das Niveau sich gesteigert hat und Vereine und auch Spieler natürlich um die Sanktionen wissen, die nach antisemitischen Vorfällen folgen könnten.«

Der Mittelfeldspieler sagt weiter: »Dass wir als Makkabi erfolgreich spielen können nach der Geschichte, ist ja nicht nur ein Meilenstein für uns und die Leistung der Juden oder von Funktionären oder Teilen von Makkabi, sondern eben auch der deutschen Gesellschaft und auch der Verbände, der Vereine, die uns unterstützen.« Man versuche die Probleme gemeinschaftlich und ohne erhobenen Zeigefinger aufzuarbeiten.

Kulturenvielfalt Der Club pflegt seine jüdische Identität, ist aber für alle Menschen offen. Das sei gerade nach der Geschichte des Vereins Teil der Werte, sagt der Kapitän. Als Multikulti-Truppe hat Bruck die Mannschaft selbst bezeichnet. Sie passt zu einer vielfältigen Stadt wie Berlin.

»Wir wollen von verschiedenen Kulturen lernen. Wir sind 17 Nationen bei 30 Spielern. Wir haben Spieler aus Madagaskar, aus der Ukraine, aus Senegal, aus Ghana, aus Israel, aus Amerika, aus Brasilien, ganz verschiedenen Kontinenten und Nationen«, erklärt Bruck.

Vorgängerclub Bar Kochba war 1898 gegründet worden, hatte zeitweise 40.000 Mitglieder aus 24 Ländern. Nach dem Verbot dauerte es bis 1970, ehe der Verein unter dem aktuellen Namen von jüdischen Sportlern neu gegründet wurde. Seine Heimat hat der Verein auf der Julius-Hirsch-Sportanlage im Westen der Hauptstadt.

Benannt ist sie nach einem jüdischen deutschen Nationalspieler, der 1943 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. In den 1990er-Jahren spielte Makkabi vorübergehend in einer Freizeitliga, doch seit dem Beginn des neuen Jahrtausends geht es wieder aufwärts. 

Im vergangenen Jahr gelang der Aufstieg in die fünfthöchste Spielklasse, als Aufsteiger fast der Sprung in die Regionalliga. Erfolg, der neben vielen engagierten Menschen auch maßgeblich mit Trainer Wolfgang Sandhowe zu tun hat. »Spätestens, seitdem der Trainer da ist, gibt es auch sportlich einen langfristigen Plan. Dadurch hat sich der Erfolg eingestellt«, sagt Bruck. 

Der 69 Jahre alte Sandhowe grüßt aus dem Fenster seines Büros im Erdgeschoss. Der Trainer, der schon beim 1. FC Nürnberg und Galatasaray Istanbul Teil des Trainerteams war, muss schnell zum Training. »Für mich ist es entscheidend, dass ich die Mannschaft so führen kann, dass wir wie eine Familie arbeiten«, sagt Sandhowe. 

original Der Trainer gilt als harter Hund, offenbart im Gespräch aber Entertainer-Qualitäten. Ob er nach einem Sieg gegen Wolfsburg wieder eine Ausnahme für eine große Party machen würde? »Dann müssen wir halt wieder umdenken. Ich trinke ja sonst nie was. Außer Hermann Gerland kommt mich besuchen, dann trinken wir schon mal einen Whiskey-Cola.«

Mit seinem Kumpel Gerland telefoniere er ein Mal in der Woche. Mit ihm habe auch schon über den Gegner aus der 1. Liga gesprochen, verrät Sandhowe. »Hoffentlich regnet es oder schneit es. Und hoffentlich ist der Platz schlecht. Dann haben wir vielleicht eine kleine Chance«.

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